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Music Therapy Today - World Federation of Music Therapy

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Holbein, U. (2006) Glitzernd...pulsierend...eine endlose Zeit lang - Wie verändert sich Musik unter Drogeneinfluß?<br />

<strong>Music</strong> <strong>Therapy</strong> <strong>Today</strong> (Online) Vol.VII (2) 375-412. available at http://musictherapyworld.net<br />

ohne Außenreize liegen -- und es geschah nichts. Von selbst kam -nichts.<br />

(Kunstpause von soundsoviel Sekunden.) Und auch danach kam<br />

nichts. Restlos nichts. Aber auch nicht die Spur. Kein tiefes Innenleben<br />

wölbte sich hervor. Alles blieb leer -- aber nicht angefüllt mit schöner<br />

meditativer Leere, sondern alles blieb -- unangenehm leer. Um nichts<br />

schöner als Musik klang diese unhörbare Musik. Das verwaiste Bewußtsein<br />

gierte nach Reizen, nach einem Quentlein Akustik, als Mittel, als<br />

Instrument, um sich irgendwie heraufzuranken, Seele zu produzieren, am<br />

Faden der Vorgaben, der hörenswerten CDs. Ein paar aussagelose,<br />

unwichtige Regentropfen plätscherten am Fenster herum, liiert drei Welträume<br />

weiter mit einem homöopathisch aufschwellenden Mini-Millimum<br />

diffusen Verkehrslärms -- die ausgehungerte Wahrnehmung stürzte<br />

sich drauf, mit dem Durst eines Löschblatts, das seit Jahrhunderten<br />

keinen Fleck fand. Doch die Minimalismus-Tropfen gaben nichts Besonderes<br />

her. Gaben überhaupt nichts her. Das leichte Rauschen ging quer<br />

durch die brachliegende, ausgehöhlte, kaum noch vorhandene, fast<br />

erloschene Psyche alias Seele hindurch, Individualität im Ruhestand, der<br />

Ex-Mann ohne Eigenschaften, der nichts-nichts-nichts beizusteuern hatte<br />

zum einstmals blühenden, nie wieder rekonstruierbaren Leben -- nie war<br />

irgendwas so blöd und erbärmlich hohl und leer gewesen wie diese Hohlform<br />

einer durchsichtigen, klanglosen, bescheuert herumliegenden<br />

Hülse, grenzenlos ausgewaschene Niete und Null: entseelt, entgeistert,<br />

entkörpert, enthirnt, sprachlos, saftlos, tonlos und vor allem musiklos.<br />

Restlos definierbar als Reizverarbeitungssystem und flüchtige Durchgangsstation<br />

für Zufallsfutter von außen. Irgendein wesenloser, bescheuerter<br />

Schwundrest sandte einen Impuls in die Hand, die hierbei ein<br />

wenig fühlbar wurde und sogar gehorchte, dies aber nur rein pro forma.<br />

Und legte mit allerletzter Kraft eine weitere CD auf -- György Ligeti.<br />

(Es erklingt: Ligeti: Doppelkonzert für Flöte Oboe und Orchester,<br />

2. Satz: Allegro corrente, Dirigent: Elgar Howarth, wergo)<br />

C: Zuerst kamen bloß ein paar Dauertöne, die mir zunächst nichts<br />

sagten, sondern eigentlich nur meine Total-Entseelung bestätigten. Dann<br />

aber begannen sie mir doch etwas zu sagen, färbten sich hörenswert ein,<br />

und s<strong>of</strong>ort kam wieder Leben in die Bude. Die schlafende Schlange und<br />

tote Hose klinkte sich in Sekunden problemlos wieder ein ins Dasein,<br />

zwar diesmal nicht in Bude und Lebenslust, dafür aber in hohe Himmelsräume,<br />

farbig sich drehende, verschiebende Universen... Bei<br />

geschlossenen Augen durchschritt, nein: durchflog, nein: durchschwebte<br />

ich - oder wer das sein sollte - luzide Welten, in immer noch leuchtendere<br />

Radiosendung 402

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