JOURNAL ASMAC No 5 - octobre 2018
Energie - Oncologie Médecine pharmaceutique Financement uniforme - oui, mais
Energie -
Oncologie
Médecine pharmaceutique
Financement uniforme - oui, mais
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PERSPECTIVES<br />
AUS DER «PRAXIS»<br />
Medikamentöse Senkung des<br />
LDL-Cholesterins<br />
LDL-LOWERING DRUGS<br />
Jens Barthelmes 1 und Isabella Sudano 1,2<br />
1 Kardiologie, Universitäres Herzzentrum, Universitätsspital Zürich<br />
2 Universität Zürich<br />
* Der Artikel erschien ursprünglich in der «Praxis»<br />
(2017), 106 (17): 933–940. <br />
MEDISERVICE VSAO-Mitglieder können die «Praxis»<br />
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siehe unter www.hogrefe.ch/downloads/vsao.<br />
Im Artikel verwendete Abkürzungen:<br />
CETP Cholesterinester-Transferprotein<br />
CK Kreatinkinase<br />
LDL-C LDL-Cholesterin<br />
MTP Mikrosomales Triglycerid-Transferprotein<br />
ULN Upper Limit of <strong>No</strong>rmal / oberer <strong>No</strong>rmwert<br />
PAVK Periphere arterielle Verschlusskrankheit<br />
PCSK9 Proproteinkonvertase Subtilisin/Kexin Typ 9<br />
SAMS Statin-assoziiertes Muskelsymptom<br />
Einleitung<br />
Nichtmedikamentöse Massnahmen (Tabakentwöhnung,<br />
Ernährungsumstellung,<br />
regelmässige Bewegung mit mindestens<br />
30–45 min aerobem Training dreimal<br />
wöchentlich, Gewichtsabnahme bei Übergewicht)<br />
sollten immer eine notwendige<br />
medikamentöse Behandlung begleiten<br />
(siehe auch P. Suter in diesem Heft, S.<br />
927–932). Durch Lebensstil-Veränderungen<br />
kann das LDL-Cholesterin nur um<br />
10–20 % reduziert werden. Allerding wird<br />
die Qualität der LDL-Partikel positiv beeinflusst:<br />
Eine Ernährung reich an Antioxidantien<br />
(Früchte, Gemüse, Nüsse, …)<br />
kann die Oxidation von LDL vermindern<br />
und dadurch womöglich einen günstigen<br />
Effekt auf das Herzkreislaufsystem erzielen.<br />
Im Gegensatz zur amerikanischen Richtlinie<br />
empfehlen aktuelle Leitlinien von<br />
AGLA und ESC das Konzept der an Zielwerten<br />
orientierten Senkung des LDL-<br />
Cholesterins in Abhängigkeit von individuellen<br />
Risken [42], s. auch W. Riesen in<br />
diesem Heft, S. 921–926. Die Behandlungsindikation<br />
bei Hypercholesterinämie<br />
hängt grundsätzlich vom jeweiligen kardiovaskulären<br />
Gesamtrisiko ab, das individuell<br />
zu evaluieren ist [42] (Tab. 1).<br />
Statine<br />
Statine hemmen die HMG-Coenzym-A-<br />
Reduktase in der Leber und damit die<br />
Cholesterinproduktion. Als Antwort hierauf<br />
werden die LDL-Rezeptoren hochreguliert<br />
und damit die Entfernung der LDL<br />
in die Leber stimuliert.<br />
Zu dieser Medikamentenklasse gehören<br />
verschiedene Wirkstoffe (Atorvastatin,<br />
Sortis ® 10–80 mg/Tag; Rosuvastatin,<br />
Crestor ® 10–40 mg/Tag; Fluvastatin,<br />
Lescol ® 20–80 mg/Tag; Pravastatin, Selipran<br />
® 10–40 mg/Tag; Simvastatin,<br />
Zocor ® 20–80 mg/Tag; Pitavastatin,<br />
Livazo ® 1, 2 oder 4 mg/Tag) die sich betreffend<br />
Wirksamkeit, Metabolismus und<br />
Interaktionspotenzial unterscheiden<br />
(Tab. 2). Dabei sollte die Statin-Therapie<br />
bis zum Erreichen der LDL-Cholesterinzielwerte<br />
aufdosiert werden.<br />
Bei Hypercholesterinämie sind Statine die<br />
Therapie der ersten Wahl, da der klinische<br />
Nutzen am besten dokumentiert ist.<br />
Die CTT (Cholesterol Treatment Trialists)<br />
Collaboration fasste Daten von 27 randomiserten<br />
Studien (mit ca. 174 000 Teilnehmern)<br />
zusammen, die Statine vs<br />
Plazebo oder High-Intensity- vs Low-Intensity-Statin<br />
verglichen [1, 2]: im Durchschnitt<br />
verminderte die Reduktion des<br />
LDL-Cholesterins um 1 mmol/l die relativen<br />
Risiken für kardiovaskuläre Ereignisse<br />
um 21 %, für kardiovaskulären Tod<br />
um 20 % und für Gesamtmortalität um<br />
10 %. Diese positiven Effekte von Statinen<br />
wurden sowohl in der Sekundärprävention<br />
(nach einem kardiovaskulären Ereignis)<br />
als auch in der Primärprävention [3,<br />
4] beobachtet. Allerdings ist die absolute<br />
Wirksamkeit dieser Behandlung bei Patien<br />
ten mit hohem Risiko stärker, z.B. in<br />
der Sekundärprävention, als bei Patienten<br />
mit niedrigem Risiko, z.B. in der Primärprävention:<br />
je höher das kardiovaskuläre<br />
Risiko, desto weniger Patienten müssen<br />
zur Vermeidung eines Ereignisses behandelt<br />
werden (Number Needed to Treat,<br />
NNT).<br />
Statine zeichnen sich durch hohe Sicherheit<br />
und befriedigende Verträglichkeit aus.<br />
Häufigste Nebenwirkungen sind Veränderungen<br />
der Leberwerte und diffuse Myalgien<br />
[5, 6]. Trotz ihres in Studien guten<br />
Sicherheitsprofils werden Statine zwei<br />
Jahre nach initialer Verordnung nur noch<br />
von 25 % der Patienten zur primären Prävention<br />
bzw. von 40 % zur sekundären<br />
Prävention nach akutem Koronarsyndrom<br />
eingenommen [7, 8].<br />
Die Prävalenz von Myalgien wird auf<br />
5–10 % geschätzt und ist der häufigste<br />
Grund für einen Therapieabbruch [5] Bemerkenswert<br />
ist, dass unter plazebokontrollierter<br />
Re-Exposition nach Myalgie<br />
unter Statin-Therapie 50 % der Statinintoleranten<br />
auch Symptome unter Plazebo<br />
berichten [9]. Wichtige Risikofaktoren für<br />
das «Statin-assoziierte Muskelsymptom»<br />
(SAMS) sind Alter >80 Jahren, weibliches<br />
Geschlecht, niedriges Körpergewicht, genetische<br />
Faktoren, intensiver Sport,<br />
Schilddrüsen-Dysfunktion, Alkoholkonsum,<br />
Konsum bestimmter Lebensmittel<br />
(Grapefruit oder Cranberry Juice) oder<br />
Einnahme von Medikamenten, die den<br />
Stoffwechsel der Statine beeinflussen können<br />
[5].<br />
Besonders wichtig für die Prävalenz des<br />
SAMS ist das Interaktionspotenzial des<br />
eingenommenen Statins. Die meisten Statine<br />
werden hauptsächlich über das Cytochrom<br />
P450-System metabolisiert. Lova-<br />
42 VSAO <strong>JOURNAL</strong> <strong>ASMAC</strong> N° 5 Octobre <strong>2018</strong>