Geschäftsbericht 2008 - Rheinbahn

Manche Menschen pflegen Vorurteile mehr und besser
als ihre Bildung. Sie sind zum Beispiel der Meinung,
der ÖPNV, der öffentliche Personennahverkehr, sei eine
Massenveranstaltung und deshalb auch nur für die
Masse tauglich. Menschen mit starkem Ego und Individualismus
hätten in Bus und Bahn nichts verloren.
Diese Ansicht ist nicht nur uncool, die ist auch blühender
Unsinn. Denn nirgendwo trifft man so viele Individualisten,
so viele interessante Menschen wie auf der
ganzen Rheinbahn-Linie. Die Passagiere von Bus und
Bahn sind so bunt, so individuell, so interessant und
bemerkenswert wie unsere Heimatstadt und die starke
Region, vom Rhein bis an die Ruhr, vom Niederrhein
bis ins Bergische.
Ein Querschnitt durch die Stadt-und-Land-Gesellschaft:
Handwerker und Hausfrau, Schülerin und Schutzmann,
Arbeiter und Angeber, Lehrer und Lusche, Dichter und
Denker, Müller und Meyer, Kunde und Kassiererin, Rotzig
und Rentnerin, Pastor und Politiker. Was ihr wollt und
wie es euch gefällt!
Ja, es fahren viele Leute mit der Rheinbahn. Man ist
dort eigentlich nie allein (im Flugzeug ist das übrigens
auch so). Aber man kann trotzdem für sich sein. Man
kann am hellen Tag vor sich hinträumen oder sich hochkonzentrierte
Gedanken machen. Man kann sich vom
Bus ins Nickerchen wiegen lassen und ist mit Tunnelblick
berauscht von der Geschwindigkeit der U-Bahnen.
Es ist doch ein bekanntes Phänomen: Gerade in großen
Gesellschaften kann man gut allein sein, wenn man das
will. Wäre man nur zu zweit in der Bahn, dann fühlte
sich jeder geradezu gezwungen, ein kleines Gespräch
zu beginnen; jedenfalls käme man sich ein bisschen
komisch und beobachtet vor. In der „Masse“ kann man
viel leichter anonym sein, da wird man in Ruhe gelassen.
Deshalb sind Bus und Bahn das richtige Verkehrsmittel
auch für eingefleischte Eigenbrötler und Individualisten,
für Tagträumer und Mitternachtsgrübler. Der Spruch
„Schon Zehntausende fanden hier Ruhe und Einsamkeit“
soll natürlich ein Witz sein. Aber wahr ist er auch.
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