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Tutto bene<br />

Seit zwei Jahren betreiben Bettina Kurz und Frank Höfi nger<br />

ein Weingut in der Toskana. Eigentlich vermissen sie gar<br />

nichts – außer vielleicht ein bisschen Schwarzbrot<br />

T E X T — N I N A A N I K A K L O T Z<br />

wusste Frank Höfi nger plötzlich,<br />

dass er Italiener geworden<br />

war. „Es war ein Donnerstag, da ist<br />

immer Markt in San Gimignano. Der ganze<br />

Dorfplatz war voller Menschen, als<br />

plötzlich einer mit Shorts, Turnschuhen<br />

und Baseballmütze dastand. Wir haben<br />

uns angegrinst und gesagt: ‚Schau, der<br />

erste Tourist der Saison!‘ Da war klar,<br />

dass ich jetzt richtig dazu gehöre.“ Dabei<br />

waren der 47-jährige Stuttgarter und seine<br />

45-jährige Lebensgefährtin erst eineinhalb<br />

Jahre zuvor in die Toskana gezogen,<br />

wo sie ein Weingut und ein kleines<br />

Ferienhaus übernommen haben.<br />

„Anfangs wurden wir schon ein bisschen<br />

beäugt“, erzählt die Neu-Winzerin<br />

und Gastwirtin Bettina Kurz. „Ist ja auch<br />

klar: Das ist ein Dorf mit 7.000 Einwohnern.<br />

Wenn da jemand herzieht, wird<br />

natürlich darüber gesprochen.“ Wenn es<br />

dann noch zwei blonde Deutsche sind,<br />

absolute Quereinsteiger, die noch nie zuvor<br />

Wein gemacht oder Gäste beherbergt<br />

haben, natürlich erst recht.<br />

Illustration: Elisabeth Moch An einem Morgen im März<br />

Aus einer Zeitungsannonce haben<br />

der Marketingexperte und seine Partnerin,<br />

die in der Automobilbranche gearbeitet<br />

hatte, 2008 von einem toskanischen<br />

Weingut gelesen, das zum Verkauf stand.<br />

Da sie ohnehin gerade auf der Suche<br />

nach einer neuen Herausforderung waren,<br />

sind sie einfach hingefahren, um<br />

sich die Rampa di Fugnano anzuschauen.<br />

Dass das Schweizer Ehepaar, von dem<br />

sie das Gut übernahmen, ebenfalls einst<br />

als völlig Fachfremde hier angefangen<br />

hatte, gab ihnen schließlich den Mut, so<br />

etwas ganz und gar Neues zu machen.<br />

„Was die können, schaffen wir auch“,<br />

dachten sich Höfi nger und Kurz. Und tatsächlich:<br />

Die ersten Jahre liefen tutto<br />

bene – zumindest nachdem alle administrativen<br />

Hürden genommen waren.<br />

„Italien ist um einiges bürokratischer<br />

als Deutschland“, sagt Bettina<br />

Kurz. „Denkt man gar nicht,<br />

ist aber so. Einmal mussten wir<br />

eine Sache bei drei Stellen<br />

anmelden, weil jedes Amt<br />

sagte, man bräuchte erst<br />

R I G H T N O W G E R M A N S A B R O A D<br />

eine Bestätigung des anderen Amtes. Es<br />

hat mehrere Tage gedauert, bis wir da<br />

durch waren.“ Aber, und auch das hat<br />

Bettina Kurz schon ganz zu Beginn ihres<br />

neuen Lebens in Italien gelernt, von so<br />

etwas lässt man sich hier nicht die Laune<br />

verderben. „Was auch schiefgeht, die<br />

Lebensfreude der Italiener ist unzerstörbar“,<br />

so die gebürtige Sauerländerin.<br />

„Spätestens wenn man sich abends zum<br />

Essen zusammensetzt, vergisst man alles,<br />

was an diesem Tag schlecht war und<br />

genießt nur noch. Und das mag ich sehr.“<br />

Wobei mit dem Thema Essen auch<br />

der einzige Wermutstropfen verbunden<br />

ist: Wie so viele Deutsche im Ausland vermisst<br />

Bettina Kurz das Brot. Richtig gutes<br />

Vollkornbrot. „Und so ein Weißwurstfrühstück<br />

wäre auch manchmal schön“, sagt<br />

Frank Höfi nger. Aber die Toskana ist ja<br />

nicht das andere Ende der Welt, sondern<br />

nur eine Flugstunde von der Ex-Heimat<br />

entfernt. Und so kommen Bettina Kurz<br />

und Frank Höfi nger immer gern auf eine<br />

Scheibe Brot und ein paar Würstchen auf<br />

die andere Seite der Alpen.<br />

Mehr Informationen, Weinbestellung<br />

und Zimmer-Reservierung<br />

unter: www.rampadifugnano.it<br />

GW—29

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