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Das Leben am Bodensee ist vielfältig, und die Menschen haben viel aus ihrer Region zu erzählen – ob als Fischer<br />

in der Nähe von Bregenz in Österreich, als Gästeführerin in Rorschach im Schweizer Kanton St. Gallen oder als<br />

Drehorgelbauer im baden-württembergischen Überlingen. Drei Menschen, drei Berufe, drei Länder, ein See.<br />

Der Drehorgelbetrieb von Josef Raffi n<br />

liegt in der Abigstrasse 9, in Überlingen<br />

am deutschen Ufer des Bodensees<br />

The barrel organ maker Josef Raffi n<br />

lives in Überlingen on the German side<br />

of the lake<br />

◄<br />

Der Drehorgelbauer<br />

In der Kurstadt Überlingen ist Fremdenverkehr eines der wichtigsten<br />

Standbeine. Mehr als eine halbe Millionen Gäste übernachten<br />

hier jährlich. Etwas abseits der Touristen-Attraktionen<br />

liegt in idyllischer Umgebung am Rande eines Waldgebiets zwei Kilometer<br />

vom Bodenseeufer entfernt ein nicht alltäglicher Betrieb: Seit<br />

Jahrzehnten werden hier Drehorgeln gebaut.<br />

„Ich hatte den Orgelbauerberuf von der Pike auf gelernt“, erzählt<br />

Unternehmensgründer Josef Raffi n. Nach der Meisterschule in Ludwigsburg<br />

und anschließender Meisterprüfung in Stuttgart machte<br />

sich der damals 27-Jährige in seiner Heimatstadt Überlingen vor gut 50<br />

Jahren selbständig. Anfangs noch baute er zusammen mit seinem<br />

Schwager Boote und Küchenmöbel – bis sie die nötigen Maschinen für<br />

den Kirchenorgelbau angeschaff t hatten. Zuerst produzierten die beiden<br />

serienmäßig Orgelteile. „Dann, Anfang der 70er Jahre, kam die<br />

Restaurationen von Drehorgeln hinzu“, erinnert sich Josef Raffi n. „Das<br />

gab uns damals den Anstoß, selbst die erste Drehorgel zu entwickeln.“<br />

Aus kleinen Anfängen wuchs der Betrieb immer weiter: von der<br />

beliebten Orgel mit 20 Tönen über die tragbare Bauchorgel mit insgesamt<br />

31 Pfeifen bis zur großen Konzertorgel mit Trompeten, bei der<br />

es dann bis zu 124 Pfeifen sind, stellt das Unternehmen alles her, was<br />

Drehorgelfreunde wünschen. „Nicht nur in Deutschland, sondern<br />

auch in rund 30 anderen Ländern sind unsere Drehorgeln zu fi nden“,<br />

freut sich Raffi n. „Vor allem die Schweizer sind begeisterte Fans.“<br />

Für die meisten seiner Kunden, die häufi g einen Besuch im Betrieb<br />

mit einem Urlaub am Bodensee verbinden, bedeutet die Drehorgel<br />

ein Hobby. „Meist sind es Privatleute, die sich eine Drehorgel ins<br />

Haus stellen und das gute Stück dann für Gartenfeste und andere Feierlichkeiten<br />

oder auch zwischendurch zur Unterhaltung nutzen“, berichtet<br />

Raffi n. Allerdings ist solch ein Liebhaberstück nicht gerade<br />

billig – die Preise liegen zwischen 3.500 und 15.000 Euro. Die musikalische<br />

Bandbreite ist groß – von Klassik bis Schlager ist alles auf<br />

den gestanzten Notenrollen zu haben. Ganz nach individuellen Vorgaben<br />

werden die Drehorgeln kunstvoll bemalt. „Jede Orgel ist auch<br />

äußerlich ein Unikat. Oft bringen Kunden Bildvorlagen aus ihrer<br />

Heimatstadt mit – von Kirchen und Schlössern“, sagt der Orgelbauer.<br />

Stolz ist Josef Raffi n, dass auch seine Familie Freude am Orgelbau<br />

gefunden hat. Inzwischen führt der jetzt 79-Jährige die Geschäfte zusammen<br />

mit seinen beiden Schwiegersöhnen. Auch seine beiden<br />

Töchter wirken tatkräftig mit. Einmal pro Woche – jeweils freitags<br />

um 14.30 Uhr – bietet das Unternehmen nach telefonischer Anmeldung<br />

(+49 (0)7551 95290) Führungen an. Die Besucher erfahren dabei<br />

Interessantes über den Kirchen- und Drehorgelbau, was sich im Inneren<br />

einer Drehorgel verbirgt und wie die Musik in die Drehorgel<br />

kommt. „Natürlich darf dann jeder auch einmal selbst die Kurbel drehen“,<br />

verspricht Josef Raffi n. „Die meisten stellen dabei fest, dass das<br />

Orgeldrehen gar nicht so leicht ist, wie es aussieht.“<br />

GW—45

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