Wirtschaftsstrafsachen - Justizakademie Nordrhein-Westfalen
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© Oberstaatsanwalt Wolfgang Rahmer, StA Hagen: Handhabung von Großverfahren<br />
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c.<br />
Da zwischenzeitlich das eigentliche Oberhaupt der Organisation bei einer „Dienstrei-<br />
se“ nach Russland von den dortigen Behörden festgenommen worden war, ergab<br />
sich eine weitere Quelle für interne Informationen. So wickelte die in Deutschland<br />
verbliebene und nunmehr anstelle ihres Mannes agierende Ehefrau den Kontakt zu<br />
dem in Moskau verweilenden Anwalt ihres Mannes ausschließlich per Telefax ab.<br />
d.<br />
Insgesamt erließ das Amtsgericht Hagen gegen 16 Personen Haftbefehle; außerdem<br />
ordnete das Gericht die Durchsuchung von mehr als 50 Wohnungen, Lagern und<br />
Geschäftsräumen in mehr als 20 Städten der Bundesrepublik an. Nicht zuletzt auf-<br />
grund der antiquierten Vorschrift des § 110 Abs. 1 StPO hatte dies zur Folge, dass<br />
zur Vermeidung von Verwertungsfragen zu den wichtigsten 15 Durchsuchungsorten<br />
Staats- und Amtsanwälte zu entsenden waren. Um nicht zu viele Personen in diesem<br />
kritischen Verfahrensstand in die Vorbereitungen einbeziehen zu müssen, wurden<br />
die Durchsuchungsobjekte erst am Tage vor dem Zugriff zugeteilt. Notwendige<br />
Dienstreisegenehmigungen erließ der damalige Behördenleiter in einer Sammelver-<br />
fügung erlassen.<br />
5.<br />
Der Zugriff<br />
a.<br />
Wie es der Zufall wollte, beschlossen die Täter auch in der Nacht vor dem Zugriff<br />
einen Transport abzuwickeln. Durch die TÜ war bekannt geworden, dass mehrere<br />
der festzunehmenden Hauptverdächtigen im Raume Ostwestfalen / Paderborn un-<br />
terwegs sein würden. Da wir per Fax sowohl den Treffpunkt des Fahrers mit den Ab-<br />
nehmern auf der A 2 als auch die vereinbarte Zeit kannten, sahen wir uns mit dem<br />
Problemen konfrontiert, möglicherweise zusätzliche Beschuldigte „verarzten“ zu<br />
müssen und zudem eine mobile Lage zu haben.<br />
Während das SEK den ausgemachten Lagerort weiträumig absicherte und sich für<br />
den eigentlichen Zugriff bereithielt, sorgten andere Beamte für zeitliche Verzögerun-<br />
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