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Organisationsgrundlagen: Bestimmungsfaktoren der ...

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4.4 Kontextfaktoren <strong>der</strong> Unternehmensverfassung und Organisation<br />

Zwischen <strong>der</strong> Unternehmensverfassung und den Grundfragen <strong>der</strong> Organisationsstruktur<br />

und Organisationsgestaltung bestehen verschiedene Kontexte, die natürlich je nach dem<br />

Inhalt <strong>der</strong> Unternehmensverfassung, betrieblichen Verhältnissen und unterschiedlichen<br />

Umwelten variieren werden. Zeigt beispielsweise eine Unternehmensverfassung Präferenzen<br />

für zentralisierte Funktionserfüllungen und Leistungsvollzüge, müssten dadurch eigentlich<br />

auch die betrieblichen Strategien und Organisationslösungen geprägt werden, sofern<br />

zwischen Unternehmensverfassung, Strategie und Organisation tatsächlich eine bestmögliche<br />

Authentizität angestrebt wird. Die Erfahrung zeigt allerdings, dass solche selbstverständlich<br />

erscheinenden Abstimmungen in <strong>der</strong> betrieblichen Realität häufig mehr o<strong>der</strong> weniger fehlen,<br />

d.h. Wi<strong>der</strong>sprüche bestehen, die potentielle o<strong>der</strong> tatsächliche betriebliche Konflikte und<br />

Schäden auslösen können.<br />

Die Unternehmensverfassungen vieler großer Betriebe enthalten beispielsweise sehr<br />

pointierte Aussagen über den hohen Stellenwert humaner Ziele für die betriebliche Personal-<br />

und Führungsarbeit. Die praktizierten personellen Strategien und umgesetzten<br />

personalorganisatorischen Maßnahmen stehen mit den deklarierten Aussagen <strong>der</strong><br />

Unternehmensverfassungen jedoch häufig in krassem Gegensatz, und zwar bereits unter<br />

normalen geschäftlichen Verhältnissen und insbeson<strong>der</strong>e bei Restrukturierungen, was in <strong>der</strong><br />

Folge regelmäßig zu schweren Vertrauenslücken zwischen Management und Mitarbeitern<br />

sowie nachhaltigen und schweren Nachteilen für die betriebliche Personal- und<br />

Führungsarbeit führt. Mitarbeitern wird jahrelang eine heile und humane betriebliche<br />

Arbeitswelt suggeriert, die durch personalwirtschaftlichen Brutalität schlagartig<br />

zusammenbricht, die Identifikation <strong>der</strong> Mitarbeiter mit dem Unternehmen stark schädigt o<strong>der</strong><br />

überhaupt zerstört und damit auch die zukünftige betriebliche Personal- und Führungsarbeit<br />

mit schweren Hypotheken belastet. An Beispielen dieser Art aus <strong>der</strong> Kategorie <strong>der</strong><br />

Großbetriebe hat es in den vergangenen Jahren wahrlich nicht gefehlt, ganz im Gegenteil, seit<br />

<strong>der</strong> Nachkriegszeit wurden alle vergleichbaren Negativrekorde gebrochen.<br />

Die konkreten Auswirkungen <strong>der</strong> Kontextfaktoren <strong>der</strong> Unternehmensverfassung auf die<br />

Organisation lassen sich selbstverständlich nicht generell, son<strong>der</strong>n nur betriebsspezifisch<br />

beschreiben und interpretieren. Mit dieser wesentlichen Einschränkung können daher nur seit<br />

längerem bekannte organisatorische Tendenzen und Empfehlungen festgehalten werden, wie<br />

sie auch in zahlreichen Unternehmensverfassungen ihre Grundlage haben. Im operativen<br />

Bereich <strong>der</strong> Betriebe ist eine klare Tendenz zu dezentralisierten Einheiten festzustellen, sei<br />

es mit funktionaler o<strong>der</strong> divisionaler Struktur. Des Weiteren werden im Zusammenhang damit<br />

zunehmend zentrale Dienste eingerichtet, die für alle o<strong>der</strong> mehrere operationelle Einheiten<br />

Dienstleistungen erbringen. Die Berücksichtigung von kreativen und innovativen<br />

Aufgaben schlägt sich immer stärker in den Organisationsgestaltungen <strong>der</strong> Betriebe nie<strong>der</strong>,<br />

wobei solche Aufgaben im Vergleich mit laufenden Tätigkeiten vergleichsweise schwer<br />

organisatorisch strukturierbar sind. Dies kann beispielsweise durch die Einrichtung spezieller<br />

organisatorischer Einheiten erfolgen, wie beispielsweise durch eine Abteilung für<br />

Produktentwicklung. Oft sind jedoch kreative und innovative Funktionen mit laufenden<br />

Aufgabenerfüllungen verknüpft, so dass <strong>der</strong> vorgenannte Lösungsansatz nicht voll befriedigt.<br />

An diesem Beispiel wird auch ersichtlich, dass Kontextfaktoren <strong>der</strong><br />

Unternehmensverfassung, wie innovative Vorstellungen, zunächst organisatorisch nur<br />

unvollkommen berücksichtigt werden können und an<strong>der</strong>e Ansätze zu entwickeln sind, will<br />

man eine Unternehmensverfassung nicht überfor<strong>der</strong>n. Der Trend zur Dezentralisierung und<br />

Verselbständigung operationeller Einheiten beinhaltet zwangsläufig einen erhöhten<br />

Integrationsbedarf, dem <strong>der</strong> Trend zur zentralen Unternehmensleitung entspricht. Bei <strong>der</strong><br />

Verknüpfung dezentraler und zentraler Organisationsstrukturen ist <strong>der</strong> Zusammenhang mit<br />

angestrebten Inhalten <strong>der</strong> Unternehmensverfassung regelmäßig evident und harmoniert auch<br />

mit den Soll-Vorstellungen über das Verhältnis zwischen dem Topmanagement und dem<br />

Aufsichtsorgan eines Betriebes. Schließlich sind die Komponenten des<br />

Organisationskonzeptes zu integrieren, also entsprechende Lösungen für die<br />

dezentralisierten operationellen Einheiten, die zentralen Dienste, das Innovationssystem und<br />

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