Organisationsgrundlagen: Bestimmungsfaktoren der ...
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landwirtschaftliche Betriebe, Einzelhandelsgeschäfte u.Ä., tendieren vergleichsweise stark<br />
dazu, in <strong>der</strong> Organisation Familienmitglie<strong>der</strong> zu beschäftigen und Strukturen beizubehalten,<br />
wie sie für Handwerksbetriebe charakteristisch sind. Unternehmen <strong>der</strong> industriellen<br />
Grün<strong>der</strong>zeit hingegen tendieren dahin, fast ausschließlich angestellte Mitarbeiter zu<br />
beschäftigen und einen gewissen Bürokratismus zu pflegen. Professionelle Führungskräfte<br />
haben in solchen Betrieben meist die Eigentümer ersetzt.<br />
Der Kontextfaktor Größe beeinflusst naturgemäß die Organisationsgestaltung beson<strong>der</strong>s<br />
stark. Diese eigentlich nicht überraschende Tendenz ergaben auch zahlreiche<br />
Untersuchungen. Das Größenwachstum von Organisationen führt zu ihrer stärkeren<br />
strukturellen Differenzierung, wenn auch mit abnehmen<strong>der</strong> Intensität und Wirkung. Mit<br />
zunehmen<strong>der</strong> Organisationsgröße wächst teilweise die Homogenität <strong>der</strong> Aufgaben, was<br />
einerseits zur relativen Einsparung von Verwaltungspersonal führen kann. Die größere<br />
organisatorische Differenzierung und <strong>der</strong> gewachsene Umfang erfor<strong>der</strong>n an<strong>der</strong>erseits einen<br />
erhöhten Bedarf an Koordination und Kontrolle, verbunden mit erhöhtem Personalbedarf.<br />
Beide Effekte können sich kompensieren o<strong>der</strong> <strong>der</strong> eine bzw. <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e überwiegt, d.h.<br />
Aussagen über verän<strong>der</strong>te Personalaufwandrelationen im Zusammenhang mit dem<br />
Wachstum von Organisationen sind lediglich betriebsspezifisch möglich und ansonsten vage.<br />
Ferner gilt tendenziell, je größer eine Organisation wird, umso größer sind im Durchschnitt<br />
auch ihre Einheiten. Damit wächst die Zahl <strong>der</strong> Führungskräfte und häufig werden in <strong>der</strong> Folge<br />
<strong>der</strong> Organisation zusätzliche Funktions- bzw. Hierarchieebenen eingefügt. Schließlich wächst<br />
mit <strong>der</strong> Größe <strong>der</strong> Organisation auch tendenziell <strong>der</strong> Formalisierungsgrad in ihrem Verhalten,<br />
d.h. die betriebliche Bürokratie.<br />
Die in einer Organisation eingesetzte Technik prägt <strong>der</strong>en Struktur in beson<strong>der</strong>er Weise. Ob<br />
beispielsweise eine Einzelfertigung, Prozessfertigung o<strong>der</strong> Massenfertigung erfolgt, bewirkt<br />
große organisatorische Unterschiede. Bei einem hohen Grad <strong>der</strong> Komplexität <strong>der</strong><br />
Technologien steigt tendenziell die Zahl <strong>der</strong> hierarchischen Ebenen und damit <strong>der</strong><br />
Personalstand auf <strong>der</strong> Leitungsebene. Überraschend ist allerdings, dass die mit <strong>der</strong><br />
Technisierung verbundene Spezialisierung <strong>der</strong> Experten und <strong>der</strong> Manager einerseits und die<br />
Bürokratisierung <strong>der</strong> Strukturen an<strong>der</strong>erseits sich häufig nicht in Bereichen <strong>der</strong> am weitesten<br />
entwickelten Technologien finden, son<strong>der</strong>n im Mittelfeld des Technisierungsgrades. Die<br />
Nutzung hochentwickelter Technologien erfor<strong>der</strong>t häufig an<strong>der</strong>e, d.h. offenere betriebliche<br />
Organisationsgestaltungen.<br />
Beim Übergang eines Betriebes von <strong>der</strong> Einzelfertigung über die Massenfertigung bis<br />
zur Prozessfertigung wurden durch wegweisende empirische Studien folgende<br />
Entwicklungen tendenziell aufgezeigt: Die Leitungsspanne <strong>der</strong> Spitzenführungskräfte nahm<br />
zu – Die Leitungsspanne <strong>der</strong> mittleren Führungskräfte nahm ab – Das Verhältnis zwischen<br />
Führungskräften und Nichtführungskräften erhöhte sich und die Qualifikationen stiegen – Das<br />
Verhältnis zwischen Büro- und Verwaltungspersonal zur Belegschaft in <strong>der</strong> Produktion erhöhte<br />
sich – Die Zahl <strong>der</strong> Führungsebenen in den Produktionsabteilungen nahm zu. In den Firmen<br />
mit Massenfertigung war die Leitungsspanne <strong>der</strong> Führungskräfte auf <strong>der</strong> untersten<br />
Führungsebene am höchsten. Diese Firmen hatten auch den kleinsten Anteil an qualifizierten<br />
Arbeitskräften. Schließlich wiesen die Betriebe mit Massenfertigung eine bürokratische<br />
Struktur auf, während die Unternehmen mit Prozessfertigung und Betriebe mit Einzelfertigung<br />
eher organisch strukturiert waren.<br />
Aus den Untersuchungsergebnissen über die unterschiedlichen Fertigungstechniken <strong>der</strong><br />
Betriebe lassen sich folgende allgemeine Tendenzen ableiten: Je regulativer das technische<br />
System ist, desto formalisierter ist die betriebliche Arbeit und desto bürokratischer die Struktur<br />
<strong>der</strong> betrieblichen Kerntätigkeit. Umso komplizierter und undurchschaubarer die Techniken<br />
sind, je stärker sind die nicht-betrieblichen Strukturen ausgebaut und desto größer und<br />
professioneller werden die Hilfsstäbe, wächst <strong>der</strong>en selektive Dezentralisation und umso<br />
größer ist <strong>der</strong> Einsatz von Koordinierungsinstrumenten für die Arbeit solcher Stäbe. Generell<br />
tendieren Organisationen mit komplizierten technischen Systemen zu einem vergleichsweise<br />
hohen Anteil an Experten in verschiedenen Stabsabteilungen. Schließlich bewirken technische<br />
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