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Ein Jahr nach der Dreifach-Katastrophe<br />
Zukunftsträume<br />
gibt es nur auf<br />
dem Papier<br />
Fukushima (dpa). Entlang der<br />
Straße türmen sich Berge voller<br />
Trümmer. Ein Sofa steckt im<br />
Schnee, daneben liegen zerborstene<br />
Möbel. Aus den Schutthaufen<br />
ragt Spielzeug. Etwas weiter stehen<br />
grotesk zerquetschte Autowracks<br />
in penibler Ordnung auf<br />
einem Parkplatz aufgereiht.<br />
So wie hier in Kamaishi in der<br />
nordostjapanischen Provinz Iwate<br />
sieht es an vielen Stellen in Japans<br />
Katastrophengebieten aus. <strong>Die</strong><br />
Trümmer des Erdbebens und des<br />
Tsunamis vom 11. März 2011 sind<br />
ein Jahr nach der schlimmsten Katastrophe<br />
seit dem Zweiten Weltkrieg<br />
aufgeräumt, aber längst<br />
nicht beseitigt. Zwar haben viele<br />
Gemeinden inzwischen Wiederaufbaupläne<br />
im Entwurf ausgearbeitet,<br />
doch der Prozess der Meinungsbildung<br />
braucht Zeit.<br />
Wer heute, ein Jahr nach der<br />
Dreifach-Katastrophe, durch die<br />
Hauptstadt Tokio geht, könnte<br />
meinen, die weltweit drittgrößte<br />
Industrienation sei zur Normalität<br />
zurückgekehrt. Doch die Katastrophe<br />
ist in Japan weder vorüber,<br />
noch ist sie vergessen. Noch<br />
immer müssen Tausende von Men-<br />
Aktion im Internet<br />
Joseph Kony kämpft mit seiner<br />
Armee brutal für einen afrikanischen<br />
Gottesstaat. Ein Internetvideo<br />
soll nun helfen, ihn zu finden<br />
und anzuklagen. Bild: dpa<br />
schen aus den Tsunami-Gebieten<br />
und den Evakuierungszonen um<br />
das havarierte Atomkraftwerk in<br />
einer der 53 000 Containerwohnungen<br />
leben, die in der Katastrophenregion<br />
errichtet wurden.<br />
Viele wissen nicht, wie es weitergehen<br />
soll. <strong>Die</strong> Flutwelle hat<br />
nicht nur ihre Häuser zerstört,<br />
sondern auch ihre Arbeitsplätze<br />
und damit ihre Lebensgrundlage –<br />
ein herber Schlag für die von der<br />
Überalterung und Abwanderung<br />
besonders betroffene Region.<br />
Das Ausmaß der wirtschaftlichen<br />
Schäden ist auch ein Jahr danach<br />
noch nicht vollständig abzusehen.<br />
<strong>Die</strong> überfluteten Küstengebiete<br />
sind durch die Versalzung<br />
für die Landwirtschaft nicht mehr<br />
nutzbar. Mehr als 87 000 Menschen<br />
sind vor den Strahlengefahren<br />
in Fukushima geflohen. Ganze<br />
Gemeinden werden auf Dauer umgesiedelt.<br />
Manche Japaner wissen<br />
aus Angst vor Verstrahlung inzwischen<br />
nicht mehr, was sie essen<br />
sollen und was nicht. Besonders<br />
die Bauern in Fukushima, der<br />
einstigen Kornkammer Japan, leiden<br />
unter einem Strahlenstigma.<br />
Vor allem Mütter machen sich große<br />
Sorgen um ihre Kinder.<br />
Kampf um Entschädigung<br />
Koriyama (AFP). Ein Jahr,<br />
nachdem sie ihr bisheriges Leben<br />
hinter sich lassen mussten, kämpfen<br />
zehntausende Flüchtlinge um<br />
Entschädigungen. Viele fühlen<br />
sich machtlos gegenüber Tepco,<br />
dem Betreiber des Atomkraftwerks<br />
(AKW) Fukushima, dessen<br />
Einfluss weit in die politische<br />
Klasse Japans reicht. Es sei so, als<br />
ob Ameisen versuchen würden, es<br />
mit einem Elefanten aufzunehmen,<br />
sagen die Betroffenen.<br />
Ein von der Regierung unterstütztes<br />
Schlichtungszentrum versucht,<br />
zwischen Tepco und den Betroffenen<br />
zu vermitteln. Seit September<br />
wurden dort 1000 Fälle<br />
dokumentiert. Geklärt werden<br />
konnten bis Ende Februar 13.<br />
Etwa zwei Millionen Menschen<br />
haben Anspruch auf eine Entschädigung<br />
– die Flüchtlinge aus der<br />
20-Kilometer-Sperrzone rund um<br />
das Akw und 1,5 Millionen Menschen<br />
außerhalb dieses Gebiets.<br />
Eine Trümmerwüste haben Erdbeben<br />
und Tsunmai in der Stadt<br />
Rikuzentakata 2011 hinterlassen.<br />
Geblieben ist Leere. <strong>Die</strong> Menschen<br />
konnten in die nuklearverseuchten<br />
Gebiete nicht zurück.<br />
<strong>Die</strong> Reihen der Gräber sind lang.<br />
15 846 Tote forderte das Unglück<br />
vom 11. März 2011.<br />
Netzgemeinde jagt ugandischen Kriegsverbrecher<br />
Addis Abeba (dpa). Wer den Namen<br />
Joseph Kony bisher noch<br />
nicht kannte, hat Chancen, dieser<br />
Tage im Internet auf den blutrünstigen<br />
afrikanischen Rebellenführer<br />
aufmerksam zu werden. Denn<br />
seit eine US-Organisation über soziale<br />
Netzwerke wie Twitter, Facebook<br />
und Youtube eine Kampagne<br />
gegen den gebürtigen Ugander gestartet<br />
hat, ist Kony weltweit Thema.<br />
Mehr als zehn Millionen Internet-Nutzer<br />
sahen bereits einen<br />
<strong>knapp</strong> 30-minütigen Videoclip<br />
über den berüchtigten Gotteskrieger<br />
und seine „Widerstandsarmee<br />
Das Erdbeben, der Tsunami und<br />
die Atomkatastrophe in Fukushima<br />
vor einem Jahr haben in Japan<br />
tausende Menschen das Leben gekostet<br />
und immense Schäden angerichtet.<br />
Ein Überblick:<br />
a Erdbeben: Freitag, 11. März<br />
2011, 14.46 Uhr (Ortszeit, 06.46<br />
Uhr MEZ) Stärke: 9,0.<br />
a Tsunami: Tsunami-Warnung<br />
drei Minuten nach dem Erdbeben<br />
Höhe der Wellen: mehr als 15 Me-<br />
des Herren“ („Lord’s Resistance<br />
Army“, LRA). Seit 2005 wird der<br />
Fanatiker, der sich selbst auch als<br />
„Sprecher Gottes“ bezeichnet,<br />
vom Internationalen Strafgerichtshof<br />
in Den Haag unter anderem<br />
wegen Verbrechen gegen die<br />
Menschlichkeit gesucht.<br />
Das erklärte Ziel der Aktion<br />
„Kony 2012“ ist es, ihn bis Ende<br />
des Jahres zu fassen. Um die Idee<br />
in die Tat umzusetzen, hat die Organisation<br />
„Invisible Children“ zu<br />
einer Unterschriften-Petition und<br />
zu Spenden aufgerufen. <strong>Die</strong> Reaktionen<br />
sind gemischt und reichen<br />
Zeitgeschehen<br />
Hintergrund<br />
ter an verschiedenen Orten (etwa<br />
in Ishinomaki, Soma und Ofuna).<br />
a Opferzahlen: 15 846 Tote<br />
(Stand 7. Februar 2012), 3317 Vermisste<br />
(keine Toten oder Vermissten<br />
aufgrund der erhöhten Strahlung<br />
nach dem Atomunglück in<br />
Fukushima), 6011 Verletzte.<br />
a Flüchtlinge: 341 411 Menschen<br />
über das ganze Land verteilt<br />
52 882 Notunterkünfte gebaut<br />
a Zerstörung: 128 558 Gebäude<br />
von Lob bis zu herber Kritik.<br />
Fest steht eins: Niemand weiß<br />
genau, wo Kony derzeit ist. Es<br />
wird vermutet, dass er sich – geschützt<br />
von mehreren hundert<br />
Kämpfern – im Busch der Zentralafrikanischen<br />
Republik versteckt.<br />
Ein Vierteljahrhundert lang hat<br />
die LRA unter der Führung von<br />
Kony den Norden Ugandas, den<br />
heutigen Staat Südsudan und den<br />
Nordosten der Demokratischen<br />
Republik Kongo terrorisiert. Erst<br />
2006 wurde die Gruppe aus Uganda<br />
weitgehend vertrieben.<br />
Seit 1987 kämpft die LRA für<br />
komplett zerstört, 916 883 Gebäude<br />
teilweise zerstört, 22 Millionen<br />
Tonnen Schutt in den am<br />
stärksten betroffenen Präfekturen<br />
Miyagi, Iwate, Fukushima.<br />
a Hilfen: 163 Länder unterstützten<br />
Japan mit Spenden, Hilfsteams<br />
und Rettungsmaterial.<br />
a Kosten des Wiederaufbaus: Bisher<br />
hat die Regierung in Tokio<br />
mehr als 200 Milliarden Euro bereitgestellt.<br />
(AFP)<br />
die Einrichtung eines christlichen<br />
Gottesstaates. Tausende Kinder<br />
mussten als Soldaten für die bizarre,<br />
mit afrikanischem Mystizismus<br />
verbrämte Ideologie Konys<br />
kämpfen. Mädchen wurden als<br />
Sexsklavinnen missbraucht. In<br />
den vergangenen 25 Jahren flüchteten<br />
mehr als zwei Millionen<br />
Menschen in Ost- und Zentralafrika<br />
vor den Schlächtern, die mordeten,<br />
vergewaltigten, verstümmelten<br />
und entführten.<br />
Der amerikanische Filmemacher<br />
und Regisseur des Videos, Jason<br />
Russell, setzt sich schon seit<br />
Samstag, 10. März 2012<br />
Das Atomkraftwerk Fukushima ist eine Ruine. Glaubt man der japanischen Regierung und dem Betreiber Tepco, dann geht von der Ruine derzeit<br />
keine Gefahr aus. Von den 3600 Menschen, die jeden Tag in der Anlage arbeiten, sehen das viele anders. Sie werden noch jahrzehntelang mit<br />
den Aufräumarbeiten beschäftigt – und hoher Radioaktivität ausgesetzt sein. Bilder: AFP, dpa<br />
Trauer um ein verlorenes Leben:<br />
Existenzen wurden vernichtet,<br />
Familien zerstört.<br />
Atomenergie auf<br />
dem Rückzug<br />
Berlin (dpa). Bei der Energieversorgung<br />
hat Japan wie kaum<br />
ein anderes Land auf die Kernkraft<br />
gesetzt. Bis zur Atomkatastrophe<br />
in Fukushima deckten<br />
54 Atommeiler ein Drittel des<br />
Strombedarfs in dem Inselstaat.<br />
Mittlerweile sind nur noch drei<br />
Kraftwerke in Betrieb, weil die<br />
meisten Anlagen wegen Inspektionen<br />
oder endgültig stillgelegt<br />
wurden.<br />
fast zehn Jahren für eine Festnahme<br />
Konys ein. Russells Gegner sagen<br />
aber , dass der Film unter anderem<br />
inhaltliche Fehler habe und<br />
nicht gut genug recherchiert sei.<br />
Der Blogger Elliott Ross schrieb<br />
im Internet: „<strong>Die</strong> ganze Sache ist<br />
ein elendiger Betrug.“ Vor allem<br />
sei das Video mit persönlichen Bemerkungen<br />
gespickt und voller<br />
Klischees, monierte Ross. Auch ist<br />
nicht klar, was „Invisible Children“<br />
mit dem gespendeten Geld<br />
genau vorhat. Andere betonen,<br />
dass eine afrikanische Lösung für<br />
die LRA gefunden werden muss.<br />
Brille: Fielmann. Ahlen, Oststraße 51; Beckum, Nordstraße 20; Bielefeld, Oberntorwall 25; Bielefeld-Brackwede, Hauptstraße 78; Bielefeld-Heepen, Potsdamer Straße 9; Gütersloh,<br />
Berliner Straße 16; Lippstadt, Lange Straße 48; 2x in Münster: Klosterstraße 53, Rothenburg 43/44; Münster-Hiltrup, Bodelschwinghstraße 15; Warendorf, Münsterstraße 15. www.fielmann.com<br />
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