Kurz & knapp - e-paper-Login - Die Glocke
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Vom Wind getragen<br />
Er springt bis zu<br />
fünf Meter hoch,<br />
fährt bis zu 60<br />
Stundenkilometer,<br />
während er mit fünf<br />
Leinen an einen<br />
Drachen gebunden<br />
ist. Das klingt nach<br />
Adrenalin pur.<br />
Stefan Rumphorst<br />
(18) aus Telgte ist<br />
Kitesurfer und<br />
Landboarder.<br />
Ein Überflieger<br />
auf dem Boden<br />
der Tatsachen:<br />
Stefan Rumphorst<br />
aus Telgte<br />
mit seinen Utensilien<br />
zum Abheben.<br />
Vor <strong>knapp</strong> drei Jahren hat Stefan<br />
Rumphorst das Kitesurfen<br />
und Landboarding für sich entdeckt.<br />
Und seitdem lässt es ihn<br />
nicht mehr los. „Wenn man das<br />
erste Mal fährt, ist das das<br />
schönste Gefühl überhaupt“, sagt<br />
der angehende Zimmermann<br />
strahlend. Über einen Freund sei<br />
er zum Kitesurfen gekommen.<br />
Ein Jahr später hat er in den<br />
Niederlanden den ersten Kursus<br />
absolviert. „Das kann ich jedem<br />
nur empfehlen. Man lernt neben<br />
praktischen Dingen auch viel<br />
Theorie. Außerdem braucht man<br />
den Schein, um sich Material ausleihen<br />
zu können“, erklärt Stefan.<br />
„Man hat das Gefühl vom Wind<br />
getragen zu werden“, beschreibt<br />
Hintergrund<br />
Beim Kitesurfen oder Kiten<br />
nutzt der Sportler einen Lenkdrachen<br />
(Kite), um sich auf seinem<br />
Surfboard übers Wasser ziehen<br />
zu lassen. <strong>Die</strong> Ausrüstung<br />
umfasst neben dem Board und<br />
Kite noch die Kidebar, an der die<br />
Steuerungs- und Sicherungsleinen<br />
befestigt sind. Dem Kitesurfen<br />
sehr ähnlich ist das so genannte<br />
Landboarding. Hier lässt<br />
sich der Sportler auf einem Board<br />
mit Rollen von seinem Kite über<br />
Wiesen, Strand und Straßen ziehen.<br />
(kim)<br />
er seine Faszination fürs Kitesurfen.<br />
„Man kann unglaublich hoch<br />
springen und superschnell fahren.<br />
Es macht einfach wahnsinnig<br />
viel Spaß“ sagt er.<br />
Das gilt sowohl<br />
für das Fahren<br />
auf dem Wasser<br />
als auch auf dem<br />
Land. Das Landboarden<br />
hat er<br />
sich selbst beigebracht<br />
und betreibt<br />
es das ganze Jahr – sobald<br />
genug Wind da ist – auf den Feldern<br />
hinter dem elterlichen Hof<br />
in Telgte. Noch lieber ist er aber<br />
zwei bis drei Mal pro Jahr für<br />
etwa eine Woche auf dem Wasser<br />
unterwegs: „Da tut das Fallen<br />
Tragendes Element: Der „Tube-<br />
Kite“ von Stefan Rumphorst.<br />
„Man kann unglaublich<br />
hoch springen und<br />
superschnell fahren.“<br />
nicht so weh“, sagt der 18-Jährige<br />
lächelnd. Mittlerweile ist er auch<br />
ziemlich gut ausgestattet. Er besitzt<br />
zwei Kites, bevorzugt aber<br />
seinen „Tube-Kite“. Der ist etwa<br />
neun Quadrat-<br />
meter groß und<br />
wird mit Luft<br />
aufgepumpt. So<br />
behält er seine<br />
Form und kann<br />
im Wasser nicht<br />
untergehen.<br />
Insgesamt eine kostspielige Angelegenheit,<br />
alleine ein „Tube-Kite“<br />
kostet zwischen 900 und<br />
1200 Euro. <strong>Die</strong> Investition scheint<br />
sich zu lohnen, denn Stefan<br />
Rumphorst hat vor, sich noch lange<br />
vom Wind tragen zu lassen.<br />
„Für den Sport gibt es keine Altersbegrenzung.<br />
Mein Lehrer war<br />
sogar schon 60“, sagt er. Auf Lust<br />
und Motivation kommt es an. „Ich<br />
gehe freiwillig morgens um 7 Uhr<br />
raus und komme nicht vor 16 Uhr<br />
zurück. Der Ansporn bleibt.“<br />
Auch das Thema Wettkämpfe<br />
könnte bald für den Telgter interessant<br />
werden. Dann allerdings<br />
nur auf dem Wasser. In der Kategorie<br />
„Freestyle“. Da geht es darum,<br />
in einer bestimmten Zeit so<br />
viele Sprünge und Tricks zu zeigen<br />
wie nur möglich. Bis es so<br />
weit ist, gilt: Wenn es in den Urlaub<br />
geht, dann mit der komplette<br />
Kite-Ausrüstung. Trainieren,<br />
trainieren und trainieren. Und<br />
abheben. Kim Schönrock<br />
Zu Wasser und in der Luft: Mit dem „Landboard“ (oben) kann der<br />
Telgter auch auf dem elterlichen Hof trainieren. Bilder: Schönrock<br />
Heavy Metal, Bier und Frauen – aber sonst?<br />
Von unserem Redaktionsmitglied<br />
HENNING HOHEISEL<br />
Wenn der Leser bereits auf der<br />
elften Seite ins Zweifeln gerät, ob<br />
er ein Buch bis zum Ende lesen<br />
oder es doch lieber so schnell wie<br />
möglich an einen unscheinbaren<br />
Platz im Regal verstauen sollte,<br />
ist das kein gutes Zeichen.<br />
Der Ostwestfale Micha-El<br />
Goehre – so sein Künstlername –<br />
widmet sich in seinem ersten Roman<br />
seiner großen Liebe: Heavy<br />
Bei Referaten sollte der Anfang<br />
sitzen. Denn dann sind die Hörer<br />
aufmerksam. Bild: Diagentur<br />
am Wochenende Szene<br />
Samstag, 10. März 2012<br />
Metal. In „Jungsmusik“ geht es<br />
um das Leben von Torben.<br />
Und in dessen Leben spielen<br />
Bier, harte Gitarrenriffs<br />
und Frauen die<br />
Hauptrolle. Ungefähr in<br />
dieser Reihenfolge.<br />
Torben ist Mitte 20, arbeitet<br />
mal hier, mal da als<br />
Discjockey und später<br />
noch als Kolumnist eines<br />
Metal-Blogs im Internet,<br />
hat verschiedene Liebschaften,<br />
obwohl er an und für sich in seine<br />
beste Freundin Lucy verliebt ist,<br />
und sein Freundeskreis<br />
besteht aus einem Sammelsurium<br />
abgedrehter<br />
Typen, die genau wie Torben<br />
selbst eine Vorliebe<br />
für Alkohol und Metal hegen.<br />
So weit, so gut.<br />
Klingt auch alles sehr<br />
lustig. Mag es für Leute,<br />
die aus der Szene stammen,<br />
vielleicht auch sein.<br />
Als ein Leser, der höchstens ein,<br />
zwei Lieder von Metallica gut fin-<br />
Üben und Hirn austricksen<br />
gegen Angst bei Referaten<br />
Viele Studenten kennen das:<br />
Das Referat ist eigentlich gut vorbereitet.<br />
Und dennoch gerät der<br />
Auftritt vor dem Seminar zur gefühlten<br />
Katastrophe. <strong>Die</strong> Stimme<br />
ist brüchig, die Hände hektisch,<br />
die Knie schlottern. Der Rat des<br />
Diplompsychologen Reinhard<br />
Franke lautet: üben und sich bewusst<br />
machen, was im Körper<br />
passiert, wenn sich Angst breitmacht.<br />
„Man muss nicht stundenlange<br />
Referate halten, um das zu üben“,<br />
sagt Franke. „<strong>Die</strong> kritische Phase<br />
liegt im Anfang.“ Denn zu Beginn<br />
eines Referats ist die Aufmerksamkeit<br />
der Zuhörer besonders<br />
hoch – ebenso wie der eigene<br />
Pulsschlag. Man wird unsicher.<br />
Vernünftige Argumente, dass man<br />
doch gut vorbereitet sei und die<br />
Zuhörer freundlich gesinnt, helfen<br />
dann oft nicht weiter, erklärt<br />
die Hamburger Kommunikationstrainerin<br />
Marion Klimmer.<br />
<strong>Die</strong> Pädagogin erklärt das mit Erkenntnissen<br />
aus der Hirnforschung:<br />
Während der Verstand<br />
sachlich argumentiert, seien<br />
det, mit Heavy Metal ansonsten<br />
aber wenig bis nichts am Hut hat,<br />
wundert man sich eher, ist irritiert<br />
und enttäuscht.<br />
Auch, weil man aus der Feder<br />
des Autoren Micha-El Goehre,<br />
der durch Auftritte bei Poetry<br />
Slams bekanntwurde und dort einige<br />
Erfolge feierte, vor allem stilistisch<br />
einfach mehr erwartet<br />
hat.<br />
2<br />
Micha-El Goehre: Jungsmusik,<br />
Satyr-Verlag, 320 Seiten,<br />
14,90 Euro, ISBN: 3981447514.<br />
Emotionen, wie Angstgefühle in<br />
einem älteren Hirnareal, dem<br />
limbischen System, organisiert.<br />
Ihre Methode: „Um alle<br />
Gehirnareale miteinander zu vernetzen,<br />
höre ich entspannende<br />
Musik und bewege dazu meine<br />
Augen zehn bis zwanzig Mal von<br />
rechts nach links. Das geht auch<br />
noch kurz vor dem Auftritt.“ Ziel<br />
dieser Methode sei es, die schnelle,<br />
ausbalancierende Wirkung von<br />
Träumen auf den wachen Zustand<br />
zu übertragen.<br />
Deike Uhtenwoldt, dpa<br />
Das ist<br />
los<br />
a Samstag,<br />
10. März:<br />
Längst Kultstatus<br />
im AhlenerBürgerzentrum<br />
Schuhfabrik haben die Karaokeabende<br />
mit Daniel erreicht.<br />
Zum ersten Mal in diesem Jahr<br />
bittet der Showmaster in spe<br />
zum Mikrofon. Ab 22 Uhr werden<br />
in der Kneipe alte und aktuelle<br />
Songs neu interpretiert.<br />
<strong>Die</strong> guten alten Hits aus den<br />
Neunzigern werden ab<br />
22.30 Uhr im Ringlokschuppen<br />
Bielefeld ausgepackt, wenn es<br />
heißt: „90s Eurodance“.<br />
a Mittwoch, 14. März: „Beat<br />
Juice“ – das heißt Hip Hop,<br />
Beats, Bass und Breaks. Ab<br />
22 Uhr öffnet das Amp in Münster<br />
seine Pforten, damit eifrig<br />
f<br />
Pilot, Tierärztin oder Feuerwehrmann<br />
– für Kinder ist das<br />
mit dem Traumberuf noch ganz<br />
einfach. Aber wenn man sich ein<br />
paar Jahre vor dem Schulabschluss<br />
zum ersten Mal ernsthaft<br />
Gedanken über seine Berufswahl<br />
machen muss, stehen<br />
viele ratlos da. Erste Orientierung<br />
können Berufstests im Internet<br />
bieten. Wer die Schule<br />
mit Haupt- oder Realschulabschluss<br />
verlassen will, sollte<br />
sich schon mit 13 oder 14 Jahren<br />
zum ersten Mal mit seiner Berufswahl<br />
beschäftigen. Welche<br />
Tests wirklich gut sind, ist für<br />
Kult-Karaoke in Ahlen<br />
mit dem Kopf genickt werden<br />
kann.<br />
Donnerstag, 15. März: Hobby-<br />
Poeten aufgepasst. In der Weberei<br />
in Gütersloh steigt ab 20 Uhr<br />
wieder der „Slam GT“, bei dem<br />
Dichter, Philosophen und Rapper<br />
die Bühne entern und versuchen,<br />
mit ihren Texten den Sieg<br />
zu erringen. <strong>Die</strong> Jury ist kritisch.<br />
Es handelt sich um das<br />
Publikum.<br />
Online-Tests früh nutzen Getestet<br />
df<br />
Ingo hat Angst. Aber so richtig.<br />
Kennt ihr noch Ingo*? Ingo<br />
hat vor einigen Wochen an gleicher<br />
Stelle seinen Unmut über<br />
die moderne Hip-Hop-Szene<br />
kundgetan. Da es ihm danach<br />
viel besser ging – vor allem seelisch<br />
– hat er sich überlegt, nun<br />
öfter mal kräftig zu pöbeln,<br />
wenn ihm etwas nicht passt.<br />
Nicht zu oft, sonst verpufft irgendwann<br />
die Wirkung, aber<br />
doch regelmäßig.<br />
Nun hat Ingo vor <strong>Kurz</strong>em mal<br />
wieder ferngesehen. Und was er<br />
da gesehen hat, erzürnte ihn.<br />
Gut, dieser Schönling von Bachelor,<br />
der aus einer ganzen<br />
Kompanie attraktiver Frauen<br />
eine auswählen durfte, die dann<br />
die Dame fürs Leben werden<br />
sollte, aber dann irgendwie doch<br />
nicht wurde, war noch gerade so<br />
eben zu ertragen. Bei diesem kuriosen<br />
TV-Format kam sogar so<br />
etwas wie Neid bei Ingo auf.<br />
Bei „Schwiegertochter gesucht“<br />
– seltsamerweise auf<br />
demselben Sender – brannten<br />
bei Ingo aber die Sicherungen<br />
durch. Nicht direkt, sondern erst<br />
Zeitlupe<br />
Schüler nur<br />
sehr schwer zu<br />
beurteilen.<br />
Einen Überblick<br />
bietet die<br />
Stiftung Warentest,<br />
die im März 2007 zahlreiche<br />
Tests unter die Lupe genommen<br />
hat. Den Anbietern, die<br />
damals gut abgeschnitten hätten,<br />
könne man laut Experten<br />
auch heute noch vertrauen Der<br />
Test der Arbeitsagentur auf<br />
www.planet-beruf.de ist einer<br />
der bekanntesten und wird jeden<br />
Monat fast 300 000 Mal aufgerufen.<br />
(dpa)<br />
während der Werbung, als das<br />
Fremdschämen kurz nachließ,<br />
fragte sich der gute Ingo, wer<br />
denn nun bemitleidenswerter<br />
ist. <strong>Die</strong> Menschen, die sich schön<br />
gemütlich vor einem Millionenpublikum<br />
der Lächerlichkeit<br />
preisgeben? Oder genau dieses<br />
Millionenpublikum, das abends<br />
nichts Besseres zu tun hat, als<br />
sich frustrierte Mütter bei den<br />
Versuchen, eine Frau für ihre<br />
noch viel frustrierteren Söhne<br />
zu finden, anzuschauen?<br />
Und dann hatte Ingo plötzlich<br />
Angst. Aber so richtig. Was,<br />
wenn seine Mutter plötzlich auf<br />
die Idee käme, sich bei besagtem<br />
Sender zu melden, um eine<br />
Schwiegertochter zu finden? Ein<br />
Anruf genügte, um die Sorgenfalten<br />
auf der Stirn zu glätten.<br />
Ingos Mutter kennt die Sendung<br />
gar nicht. Sie guckt zu der Zeit<br />
immer Lindenstraße. Welch ein<br />
Glück. Henning Hoheisel<br />
(*Name von der Redaktion geändert.<br />
Ingo schämt sich. Immer<br />
noch.)<br />
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