Behörden MAGAZIN - Gemischter Chor der Polizei Berlin e. V.
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vestieren. Zugleich soll die Abschaffung des so genannten Schienenbonus’<br />
sowie die Einführung emissionsabhängiger Trassenpreise geprüft<br />
werden – ein Vorhaben, das neben <strong>der</strong> Einführung von<br />
absoluten Lärmmengengrenzen auch die EU-Kommission verfolgt.<br />
Während die Schiene ihre Schallemissionen im Personenverkehr bereits<br />
stark verringert hat, hat sich die Lage beim Schienengüterverkehr,<br />
dem Hauptverursacher von Schienenlärm, in den vergangenen<br />
Jahren vor allem mangels einsatzreifer lärmarmer Verbundstoffbremssohlen<br />
und finanzierbarer Anreize, zum Beispiel einer ausreichenden<br />
För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Umrüstung des Güterwagenbestandes, kaum<br />
verän<strong>der</strong>t. Von europäischer Seite geben die „Technischen Spezifikationen<br />
<strong>der</strong> Interoperabilität“ (TSI) seit 2006 gesetzliche Grenzwerte<br />
für die Geräuschemissionen von Neufahrzeugen im konventionellen<br />
und Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnverkehr vor. Die Langlebigkeit<br />
<strong>der</strong> Fahrzeuge sorgt jedoch im Güterverkehr dafür, dass sich <strong>der</strong> Fortschritt<br />
dort nur langsam bemerkbar macht.<br />
Bleiben spürbare Fortschritte weiterhin aus, sind deutlich steigende<br />
Kosten für den Lärmschutz beim Infrastrukturausbau zu erwarten.<br />
Komplexe Systeme zur Erfassung und Abrechnung von lärmabhängigen<br />
Trassenpreiskomponenten könnten unter Umständen höhere<br />
Kosten verursachen als bestimmte Maßnahmen zur Emissionsmin<strong>der</strong>ung<br />
an Fahrzeugen. Im Ergebnis würde die Wirtschaftlichkeit des<br />
Schienengüterverkehrs massiv beeinträchtigt und die angestrebte<br />
Verlagerung des Verkehrs von <strong>der</strong> Straße auf die Schiene gefährdet.<br />
Grenzwerte in <strong>der</strong> Luftreinhaltung sinken weiter<br />
Die Luftreinhaltung wurde in den vergangenen Jahren wegen <strong>der</strong><br />
großen gesundheitlichen Auswirkungen vor allem von Feinstaub-und<br />
Stickoxidemissionen in allen Industrielän<strong>der</strong>n vorangetrieben. Nachdem<br />
die Abgasemissionen von Kraftwerken seit den 1980er-Jahren<br />
kontinuierlich durch gesetzgeberische Vorgaben gesenkt wurden,<br />
schreibt die 2004 geän<strong>der</strong>te EU-Richtlinie 97/68/EG (NRMM) seit<br />
2006 Grenzwerte für neue Dieselmotoren in Lokomotiven und Triebwagen<br />
vor. Schon die Stufe III A hatte die Grenzwerte gegenüber <strong>der</strong><br />
von den Bahnunternehmen ab 2003 freiwillig gesetzten Stufe UIC II<br />
deutlich gemin<strong>der</strong>t. Die ab 2012 geltende Stufe III B vermin<strong>der</strong>t die<br />
Partikelgrenzwerte noch einmal um etwa 90 Prozent und die NOx-<br />
Emissionen je nach Fahrzeugklasse immerhin um 33 bis 77 Prozent.<br />
Innerhalb <strong>der</strong> nächsten Dekade ist damit zu rechnen, dass die EU dieser<br />
Logik folgend eine weitere, deutlich anspruchsvollere Grenzwertstufe<br />
für NOx-Emissionen einführt. Auch wenn Bahnen durch den<br />
vorherrschenden Elektroantrieb in <strong>der</strong> Regel örtlich abgasfrei verkehren,<br />
verbleiben beim Dieselantrieb Aufgaben. Wegen <strong>der</strong> langen Lebensdauer<br />
von Schienenfahrzeugen sinken die durchschnittlichen<br />
Abgasemissionen <strong>der</strong> Flotten relativ langsam. Für die Hersteller von<br />
Bahntechnik und die Eisenbahnverkehrsunternehmen bedeutet es<br />
eine große Herausfor<strong>der</strong>ung, für vergleichsweise geringe Marktvolumina<br />
und bei hohen Entwicklungskosten mo<strong>der</strong>ne Abgasmin<strong>der</strong>ungssysteme<br />
bereitzustellen und diese dann auch in <strong>der</strong> Breite<br />
einzusetzen.<br />
Die deutsche verkehrspolitik: Angespannte Haushaltslage<br />
wirkt sich aus<br />
Im Gegensatz zum Fernverkehr, <strong>der</strong> sich durch den Verkauf <strong>der</strong> Fahrkarten<br />
trägt, wird <strong>der</strong> Schienenpersonennahverkehr zusätzlich aus<br />
Regionalisierungsmitteln des Bundes finanziert und von den Bundeslän<strong>der</strong>n<br />
bei den Eisenbahnunternehmen bestellt. 2007 und 2008 wurden<br />
diese Mittel gekürzt. Seitdem steigt die Summe zwar jährlich<br />
wie<strong>der</strong> um eine angenommene Inflationsrate von 1,5 Prozent an,<br />
Titelthema - Gigaliner<br />
festgeschrieben ist diese Dynamisierung jedoch nur noch bis 2014.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> eingeschränkten finanziellen Handlungsspielräume des<br />
Bundes ist gegenwärtig nicht davon auszugehen, dass er die Dynamisierung<br />
anheben wird. Die steigenden Kosten sind daher auf Dauer<br />
nicht zu decken. Es besteht das Risiko, dass die Regionalisierungsmittel<br />
in den Jahren 2015 bis 2030 inflationsbereinigt sinken. Die<br />
fehlenden Gel<strong>der</strong> müssten die Bahnen durch weitere Rationalisierungsanstrengungen<br />
und höhere Fahrgeldeinnahmen ausgleichen.<br />
Steigen die Fahrpreise allerdings stärker als die Nutzerkosten des<br />
Pkws, wird das Ziel „Mehr Verkehr auf die Schiene“ kaum erreicht<br />
werden.<br />
Finanzierungslücke beim Ausbau <strong>der</strong> Schienenwege<br />
Die Finanzierung <strong>der</strong> Bestandsinfrastruktur wird mittelfristig durch<br />
die Leistungs-und Finanzierungsvereinbarung (LuFV) zwischen DB<br />
AG und Bund gesichert. Beim Investitions-und Reinvestitionsbedarf<br />
für die Bundesschienenwege dagegen drohen nach Berechnungen<br />
von Intraplan Consult und Verkehrswissenschaftlichem Institut Stuttgart<br />
erhebliche Lücken. Ungeachtet des steigenden Investitionsbedarfs<br />
– unter an<strong>der</strong>em wegen <strong>der</strong> wachsenden Nachfrage nach<br />
Gütertransporten, <strong>der</strong> demografischen Verän<strong>der</strong>ungen und des Klimawandels<br />
– zeichnen sich in den kommenden Jahren inflationsbedingte<br />
Finanzierungslücken ab, die von Jahr zu Jahr größer werden.<br />
Schon im Jahr 2025 werden den Berechnungen zufolge insgesamt<br />
Mitglie<strong>der</strong> von Robin Wood for<strong>der</strong>n den Gütertransport auf <strong>der</strong> Schiene<br />
1,5 Milliarden Euro für Investitionen fehlen, sofern die Mittel nach<br />
dem Bundesschienenwegeausbaugesetz (BSchwAG) keine ausreichende<br />
Dynamisierung erfahren.<br />
Um die Verkehrsverhältnisse in Gemeinden zu verbessern, stehen den<br />
Län<strong>der</strong>n für den ÖPNV und die Straße zwischen 2007 und 2013 jährlich<br />
gut 1,3 Milliarden Euro aus dem Bundeshaushalt zu. Das regelt<br />
das Entflechtungsgesetz, das seit 2007 das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz<br />
(GVFG) ersetzt. Auf Investitionen in den öffentlichen<br />
Verkehr entfielen hiervon zum Beispiel im Jahr 2006 etwa 855 Millionen<br />
Euro. Die Zweckbindung fällt Ende 2013 weg. Bund und Län<strong>der</strong><br />
prüfen gemeinsam, in welcher Höhe die Bundesmittel für den<br />
Zeitraum 2014 bis 2019 noch angemessen und erfor<strong>der</strong>lich sind.<br />
Schon ab 2014 steht das Geld demnach nicht mehr zwingend für den<br />
Ausbau <strong>der</strong> Verkehrsinfrastruktur zur Verfügung. Was nach 2019 sein<br />
wird, ist völlig offen.<br />
DAS BEHÖRDEN<strong>MAGAZIN</strong> April/2012 19