Behörden MAGAZIN - Gemischter Chor der Polizei Berlin e. V.
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ote reichten vom Beistand bei rechtlichen Regelungen zu Aufenthalt<br />
und Finanzen über die psychische Stabilisierung bis zur Unterstützung<br />
bei Strafanzeigen gegen die Täter.<br />
«Für die Frauen ist es ein schwerer und langer Weg. Effektive Problemlösungen<br />
können zumeist erst nach einem Jahr erreicht werden»,<br />
betonte Haase. Umso mehr werde auf ein Netzwerk aus<br />
Verbündeten im Kampf gegen den Menschenhandel gesetzt. Frauenhäuser<br />
nehmen die Opfer in Notsituationen auf.<br />
Die <strong>Polizei</strong> gebe zudem Hinweise, wenn sie Prostituierte auf dem<br />
Straßenstrich aufgreife. «Auch die Bevölkerung muss hinsehen», for<strong>der</strong>te<br />
Haase. «Wer in <strong>der</strong> Nachbarschaft den Verdacht hat, etwas<br />
könne nicht stimmen, kann die Beratungsstelle in Königs Wusterhausen<br />
informieren. Die Kollegen dort wissen, ob und wann welche<br />
Schritte einzuleiten sind.»<br />
Das Bundeskriminalamt (BKA) weist für das Jahr 2010 bundesweit<br />
610 Opfer von Menschenhandel aus, davon 67 in <strong>der</strong> Region <strong>Berlin</strong>-<br />
Brandenburg. «Wir gehen davon aus, dass die Dunkelziffer viel höher<br />
liegt», befürchtete Haase.<br />
zehn Jahre<br />
Prostitutionsgesetz:<br />
Bordell-Betreiber lieben es<br />
Seit zehn Jahren hat Deutschland eines <strong>der</strong> liberalsten<br />
Prostitutionsgesetze <strong>der</strong> Welt. Die Bilanz fällt ernüchternd<br />
aus: Den Frauen hat es wenig gebracht. Und <strong>der</strong> <strong>Polizei</strong><br />
sind oft die Hände gebunden.<br />
Köln (dpa) - In Köln steht ein Hochhaus, das komplett von Prostituierten<br />
bewohnt wird. Das hat sich die Stadt in den 70er Jahren selbst<br />
so ausgedacht, um das Rotlichtmilieu aus <strong>der</strong> Innenstadt zu verlagern.<br />
Mittlerweile ist das «Huren-Hochhaus» ziemlich heruntergekommen.<br />
Die Beleuchtung ist geisterbahnmäßig schummrig, und die<br />
riesigen Erotik-Gemälde im Treppenhaus erinnern an ein altes Bahnhofskino.<br />
Das Einzige, was einem hier Vertrauen einflößt, ist ausgerechnet<br />
das Gesicht von Bordell-Betreiber Armin Lobscheid (55). Es<br />
sieht aus wie eine Mischung aus Hemingway und Weihnachtsmann.<br />
Seit zehn Jahren ist die Prostitution in Deutschland völlig legalisiert.<br />
Ein Werk <strong>der</strong> damaligen rot-grünen Bundesregierung. Sie wollte vor<br />
allem erreichen, dass sich mehr Prostituierte bei den Sozialversicherungen<br />
anmelden. Doch wie das Bundesfamilienministerium bestätigt,<br />
wird diese Möglichkeit «kaum genutzt». Es besteht weitgehende<br />
Einigkeit darüber, dass sich die Arbeitsbedingungen für Prostituierte<br />
nicht wesentlich verän<strong>der</strong>t haben.<br />
Auch Lobscheid sieht das so: «Das ist komplett in die Hose gegangen.<br />
Die Frauen sind alle freiberuflich tätig. Die wollen keinen Arbeitsvertrag.»<br />
Die Prostituierten-Organisation Hydra sagt, das liege daran,<br />
dass <strong>der</strong> Beruf nach wie vor nicht gesellschaftlich anerkannt sei. Es<br />
erfor<strong>der</strong>t ein gewisses Selbstbewusstsein, sich in amtlichen Formularen<br />
als «Prostituierte» zu bezeichnen.<br />
Lobscheid beginnt einen kleinen Rundgang durch sein Reich, vorbei<br />
am «Domina-Studio» und an den «Tantra-Massagen». Manche Zimmer<br />
geben den Blick auf den Kölner Dom frei: «Schön, nicht?» Im<br />
«größten Laufhaus Europas» arbeiten immer 80 bis 100 Frauen.<br />
«Dazu kommen noch 15 bis 30 im Club und noch einmal 15 bis 30<br />
Tänzerinnen.» Jetzt ist gerade beson<strong>der</strong>s gut zu tun, denn es ist Messezeit.<br />
Man sieht Anzugträger telefonierend auf und ab gehen.<br />
Im zehnten Stock schließt Lobscheid die Tür zu seinem Büro auf. An<br />
den Wänden hängen Geweihe - er schießt Elche in Kamtschatka und<br />
Steinböcke in Sibirien -, und neben dem Schreibtisch liegt ein Jagdhund,<br />
dem man besser nicht zu nahe kommt. Nein, wie<strong>der</strong>holt er, für<br />
die Frauen habe sich nicht viel geän<strong>der</strong>t, wohl aber für Betreiber wie<br />
ihn. Vorher durfte er zum Beispiel nicht werben, da wäre das Riesenposter<br />
draußen an <strong>der</strong> Fassade mit <strong>der</strong> «Geld-zurück-Garantie» nicht<br />
erlaubt gewesen, genauso wenig wie Restaurant, Bistro und Tabledance.<br />
Die Bordellbetreiber sind die großen Gewinner des Prostitutionsgesetzes,<br />
weil ihr Geschäft nicht mehr illegal ist und das Gewerbe deshalb<br />
insgesamt gewachsen ist. Lobscheid findet, dass er umgekehrt<br />
aber auch viele Pflichten hat. Er holt einen Aktenordner hervor, setzt<br />
seine Lesebrille auf und zeigt die vielen Formulare, die er ausfüllen<br />
muss. Die <strong>Polizei</strong> wird von ihm stets mit einer aktuellen «Belegungsliste»<br />
<strong>der</strong> bei ihm arbeitenden Frauen versorgt.<br />
Die meisten Orte, an denen Prostitution stattfindet, sind allerdings<br />
keine Groß- o<strong>der</strong> «Wellness-Bordelle». Es ist <strong>der</strong> kleine Escort-Service,<br />
die Privatwohnung, <strong>der</strong> Straßenstrich. Und da im Prinzip alles erlaubt<br />
ist, können die Zuhälter dort machen, was sie wollen. Zunehmen<strong>der</strong><br />
Beliebtheit erfreuen sich sogenannte Flatrate-Clubs: Für teilweise<br />
nicht mehr als 20 Euro können Männer mit beliebig vielen Frauen<br />
schlafen.<br />
Für die <strong>Polizei</strong> ist es schwieriger geworden, in diesem Milieu zu ermitteln<br />
- es muss jetzt ein gut begründeter Verdacht vorliegen, bevor<br />
sie aktiv werden kann. Menschenhändler zu belangen ist nur möglich,<br />
wenn belastende Aussagen <strong>der</strong> Opfer vorliegen; doch mit diesen<br />
Frauen in Kontakt zu kommen, erweist sich oft als unmöglich.<br />
Viele sind Analphabetinnen aus Osteuropa, die gar nicht wissen, wo<br />
sie arbeiten und die <strong>Polizei</strong> für korrupt halten. Manche Kommunen<br />
lassen sich mittlerweile einiges einfallen, um auf eigene Faust gegen<br />
den ausufernden Straßenstrich vorzugehen: So hat Dortmund die<br />
ganze Stadt kurzerhand zum Sperrgebiet erklärt, nachdem sich die<br />
Zahl <strong>der</strong> Prostituierten in kurzer Zeit vervielfacht hatte.<br />
Die Innenminister <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> haben vor gut einem Jahr eine strengere<br />
Regulierung <strong>der</strong> Prostitution gefor<strong>der</strong>t. Unter an<strong>der</strong>em wollen sie,<br />
dass genau definiert wird, welche Anfor<strong>der</strong>ungen eine legale Prostitutionsstätte<br />
erfüllen muss. Das Bundesfamilienministerium prüft <strong>der</strong>zeit,<br />
wie «die bestehenden rechtlichen Instrumentarien des<br />
Gaststätten-, des Gewerbe- sowie des <strong>Polizei</strong>- und Ordnungsrechts<br />
ausgebaut» werden könnten. Eine Än<strong>der</strong>ung des Gesetzes selbst ist<br />
nicht geplant.<br />
Es ist Nachmittag geworden, und das Kölner «Huren-Hochhaus» füllt<br />
sich mit Gästen. Lobscheid steht auf, sein Jagdhund hebt den Kopf.<br />
Am Ausgang sagt er wie ein mittelständischer Unternehmer, <strong>der</strong> gerade<br />
seine Bilanz-Pressekonferenz abgeschlossen hat: «Wenn noch<br />
etwas unklar geblieben ist, lieber noch mal anrufen. Ich bin immer<br />
erreichbar.<br />
Dres.Ulrike Jöstingmeier<br />
Fachärztin für Neurologie<br />
Fachärztin für Physikalische und Rehabilitative Medizin<br />
Michael Jöstingmeier<br />
Arzt für Neurologie und Psychiatrie<br />
Olgastr. 83-85<br />
89073 Ulm<br />
Baden-Württemberg<br />
Deutschland<br />
Telefon: 0731/66400<br />
Fax: 0731/66590<br />
DAS BEHÖRDEN<strong>MAGAZIN</strong> April/2012 65