Paraplegiker 2/2010
Paraplegiker 2/2010
Paraplegiker 2/2010
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menschen<br />
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RL-50 Deckenlift<br />
mit Rollstuhlaufhängung<br />
Bundesweiter Vertrieb und Service: 02 34 – 91 600 50<br />
Dank der speziell entwickelten Fahrschiene bleibt ihre Treppe in ganzer Breite frei. Der<br />
Einbau kann in Mehrfamilienhäusern, engen Treppenhäusern, über mehrere Etagen<br />
erfolgen. Haltestellen sind frei wählbar. Die Bedienung erfolgt auch bei eingeschränkter<br />
Mobilität durch den Benutzer oder Begleitperson. Fernsteuerbar ohne Kabelmontage.<br />
HÖGG Liftsysteme<br />
Hattinger Straße 712 a<br />
44879 Bochum<br />
sales@hoegglift.de<br />
akzeptiert. Das Glück kommt ihr ein wenig<br />
zu Hilfe. Ein Therapeut wird krank und Gülay<br />
muss ihn vertreten. „Mein Chef hat schnell gemerkt,<br />
dass die Patienten sich bei mir aufgehoben<br />
fühlen.“<br />
Erfahrungsschatz<br />
Sie bekommt eine halbe feste Stelle. Ihr wird<br />
die Leitung einer Depressionsgruppe übertragen,<br />
in der die Patienten lernen sollen,<br />
bewusster und selbstsicherer durchs Leben<br />
zu gehen. „Ich versuche, Menschen mit psychischen<br />
Beeinträchtigungen meinen Erfahrungsschatz<br />
nahe zu bringen, wie man mit<br />
einer Behinderung lebt. Man kann nicht die<br />
Gesellschaft ändern, sondern nur seine eigene<br />
Sichtweise. Man muss versuchen, dazuzugehören<br />
und den anderen die Angst vor dem<br />
Anderssein zu nehmen.“<br />
Dass das für sie selbst nicht immer einfach ist<br />
und enorm viel Kraft erfordert, verschweigt<br />
www.hoegglift.de<br />
sie nicht. „Ich bin nicht immer selbstbewusst.<br />
Manchmal bin ich traurig. Ich weiß aber inzwischen<br />
ziemlich genau, wer ich bin. Ich<br />
merke, ich muss viel über meine Grenzen<br />
gehen, Stärke zeigen, um anerkannt zu werden.“<br />
Dabei gibt es immer wieder Situationen,<br />
in denen sie auf Ablehnung stößt. „Das<br />
sind Momente, in denen ich mich nicht ernst<br />
genommen fühle, in denen man mir nichts<br />
zutraut. Wenn man zum Beispiel über meine<br />
Assistentinnen kommuniziert anstatt direkt<br />
mit mir. Im Privaten lass ich das inzwischen<br />
mitunter so stehen, ich bin dann einfach zu<br />
erschöpft. Im Arbeitsleben aber weise ich<br />
immer darauf hin, dass ICH die Psychologin<br />
bin.“<br />
Der Erstkontakt mit den Patienten, so berichtet<br />
sie, sei natürlich sehr unterschiedlich,<br />
manchmal verkrampft, manchmal aber auch<br />
locker. Auffallend sei, dass gerade türkische<br />
männliche Patienten mitunter total verblüfft<br />
seien, einer Psychologin mit einer Behinderung<br />
gegenüber zu sitzen, die Türkin sei und<br />
– hier in Deutschland - sogar Türkisch spreche.<br />
„Sie geben mir mitunter das Gefühl, dass<br />
sie mich nicht ernst nehmen. Aber dass ich<br />
die Sprache sprechen und verstehen kann,<br />
ist eine enorme Hilfe in der Behandlung<br />
– und das wissen eben auch die Ärzte in der<br />
Klinik.“<br />
Deutsche Patienten würden sich hingegen<br />
mitunter schämen, weil sie merken, „dass ich<br />
eine Krankheit habe, die ihnen viel dramatischer<br />
erscheint. Sie fragen sich dann, warum<br />
sie ihre Probleme nicht bewältigen können<br />
– sie hätten doch NUR eine psychische<br />
Erkrankung. Aber das kann man nicht vergleichen.<br />
Diesen Patienten muss ich den<br />
Druck nehmen.“<br />
„Einmal“, so erzählt die Diplom-Psychologin,<br />
„meinte eine Patientin, ich hätte doch wohl<br />
selbst so viel mit meiner Behinderung zu<br />
tun, da könnte ich mir doch nicht noch ihre<br />
Behinderung antun. Mein Chef hat zu ihr gesagt:<br />
„Dann müssen Sie eben so lange warten,<br />
bis ein anderer Therapeut frei wird.“ Gülay ist<br />
sehr froh darüber, dass ihr Chef inzwischen<br />
weiß, dass sie sich sehr flexibel auf Gruppen<br />
und einzelne Patienten einlassen kann.