Paraplegiker 2/2010
Paraplegiker 2/2010
Paraplegiker 2/2010
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
medizin<br />
42<br />
PARAPLEGIKER 2/10<br />
I<br />
m vergangenen Jahr befragten Forscher<br />
537 Amputierte zu ihrer Lebensqualität.<br />
Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass Handlungsbedarf<br />
besteht:<br />
• 56 Prozent der Befragten nehmen bis zu<br />
fünf Stunden am Tag messerstichartige,<br />
elektrisierende Schmerzen oder Kribbeln<br />
in ihrem amputierten Körperglied wahr<br />
• 28 Prozent empfinden diese Schmerzen<br />
sogar Tag und Nacht<br />
• 62 Prozent aller Amputierten leiden unter<br />
Schlafstörungen – unabhängig davon, ob<br />
sie Phantomschmerzen haben oder nicht.<br />
Schmerzen verhindern<br />
Phantomschmerzen:<br />
Training und<br />
Medikamente<br />
Für Patienten vor einer geplanten Operation<br />
ist es wichtig zu wissen, dass man die Wahrscheinlichkeit<br />
von Phantomschmerzen senken<br />
kann: Je stärker die Schmerzen vor dem<br />
Eingriff sind, desto wahrscheinlicher ist es,<br />
Rund 70 Prozent der Patienten leiden nach einer<br />
Amputation unter Phantomschmerzen. Am besten<br />
lassen sich diese Schmerzen behandeln,<br />
bevor sie chronisch geworden sind. Deshalb<br />
sollten Betroffene nicht die Zähne zusammenbeißen,<br />
sondern möglichst früh nach<br />
Behandlungsmöglichkeiten suchen.<br />
Der aktive<br />
Selbsthilfegruppen-Fachmann<br />
Egon Griebel<br />
hat kaum noch<br />
Phantomschmerzen.<br />
dass nach der Operation Phantomschmerzen<br />
auftreten. Es ist also sinnvoll, Schmerzen<br />
schon ein paar Tage vor der geplanten Operation<br />
auszuschalten, beispielsweise durch<br />
eine Rückenmarks- oder Lokalanästhesie. Der<br />
Berliner Schmerzspezialist Dr. med. Jan-Peter<br />
Jansen empfiehlt in solchen Fällen dringend<br />
eine Kombination zwischen Allgemeinnarkose<br />
und Lokalanästhesie.<br />
Nach der Operation können elektrische Stimulationsverfahren<br />
im Bereich des Amputationsstumpfes<br />
dabei helfen, die Entstehung<br />
von Phantomschmerzen zu verhindern. Auch<br />
eine gut sitzende Prothese ist ausgesprochen<br />
wichtig!<br />
Schlafstörungen verstärken übrigens das<br />
Schmerzempfinden und sollten auch aus diesem<br />
Grund behandelt werden, wenn Phantomschmerzen<br />
bestehen.<br />
Medikamentöse Therapie<br />
Schmerzen sollte man nicht aushalten. Wer<br />
die Zähne zusammenbeißt, macht seine Situation<br />
nicht besser, im Gegenteil. Er riskiert,<br />
dass sein Körper ein Schmerzgedächtnis aufbaut,<br />
sich beim kleinsten Anlass an die negativen<br />
Gefühle erinnert und immer häufiger<br />
Schmerzen auftreten.