Mehrsprachigkeitskonzept – Tertiärsprachen – Deutsch nach Englisch
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8. Bilingualer Unterricht und Immersion<br />
in der Schweiz<br />
Claudine Brohy<br />
1 Einleitung<br />
Über die Sprachkompetenzen der Schweizerinnen und Schweizer zirkulieren viele<br />
Meinungen: Gewisse Autorinnen und Autoren aus dem Ausland extrapolieren die<br />
viersprachige Schweizer Sprachsituation, also deren offizielle und institutionelle<br />
Mehrsprachigkeit, auf die einzelnen Bewohnerinnen und Bewohner und schreiben, dass<br />
alle mindestens dreisprachig sind. Andere behaupten, dass es wegen des Territorialprinzips,<br />
d. h. das Rechts- und Verfassungsprinzip, gemäss dem eine Sprache einem<br />
Gebiet zugeteilt wird, eigentlich nur einsprachige Menschen gäbe. Die Wahrheit wird<br />
irgendwo dazwischen liegen und hängt natürlich von den Kriterien ab, die man zur<br />
Definition des Terminus „mehrsprachig“ anwendet.<br />
Verschiedene biografische Szenarien führen zu Mehrsprachigkeit. In einem offiziell<br />
viersprachigen Land mit einer hohen Einwanderungsquote kann sich diese in den<br />
Familien und auf Grund von internationaler oder Binnenmigration entfalten. Informelle<br />
Kontakte zwischen verschiedenen Sprachgemeinschaften an Sprachgrenzen führen<br />
auch zu spontanem Zweitsprachenerwerb. Schulischer Fremdsprachenunterricht ist<br />
schon lange die institutionelle Antwort auf die gesellschaftlichen, politischen,<br />
wirtschaftlichen und kulturellen Herausforderungen eines mehrsprachigen Landes im<br />
Herzen Europas und führte zu einer gewissen Demokratisierung des Lernens von<br />
Fremdsprachen. Die Umsetzung vom Fremdsprachenunterricht war allerdings wegen<br />
des föderalistischen Schweizer Systems sehr uneinheitlich: Beginn und Intensität des<br />
Fremdsprachenunterrichts hingen und hängen immer noch von den einzelnen<br />
26 Kantonen ab, wobei der Mehrheits- oder Minderheitsstatus der jeweiligen<br />
Sprachgemeinschaft und die Nähe einer Sprachgrenze wichtige Faktoren sind. Der<br />
Erfolg dieses Unterrichts wird objektiv und subjektiv sehr unterschiedlich bewertet.<br />
Gewisse Menschen können (fast) muttersprachige Kompetenzen entwickeln, andere<br />
räumen ein, dass sie die Sprache überhaupt nicht können, weil sie diese „nur in der<br />
Schule gelernt haben“. Im Zuge der kommunikativen und post-kommunikativen<br />
Ansätze im Fremdsprachenunterricht ab den 1970er Jahren wurde <strong>nach</strong> Ansätzen<br />
gesucht, die das Sprachenlernen optimieren sollten, so Austausch und bilingualer<br />
Unterricht.<br />
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