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Mehrsprachigkeitskonzept – Tertiärsprachen – Deutsch nach Englisch

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vollständig neu aufgebaut werden. Ich möchte dies anhand von zwei konkreten<br />

Beispielen erläutern.<br />

Das erste Beispiel betrifft das Lexikon. Da den <strong>Deutsch</strong>sprachigen vor allem das<br />

Erkennen bzw. Verstehen und das Einprägen romanischer Wörter viel Mühe bereitet,<br />

müsste man auf den gemeinsamen (romanischen) Wortschatz im <strong>Englisch</strong>en und im<br />

Französischen hinweisen, der bereits bekannt ist. Das Aufzeigen der zahlreichen<br />

Cognates (oder Parallelwörter) wird den Lernenden den Zugang zur neuen Sprache<br />

erleichtern. Seit der Schlacht von Hastings (1066) war Französisch wegen der anglonormannischen<br />

Besetzung während etwa 300 Jahren die Sprache des englischen Hofs.<br />

Der große Einfluss des Französischen auf die englische Sprache spiegelt sich in den<br />

unzähligen Lehnwörtern wieder (action, adventure, city, coast, face, people, hour,<br />

mountain etc.), die in gewissen Bereichen besonders gut vertreten sind (Verwaltung,<br />

Politik, Kirche, Gerichtsbarkeit, Krieg, Mode, Sozialleben, Mahlzeiten, Kunst und<br />

Erziehung etc). Es wird geschätzt, dass etwa ein Drittel des englischen Wortschatzes<br />

französischer Herkunft ist. Wenn man die Latinismen der verschiedenen Epochen<br />

(wall, priest, distract, necessary, nervous etc.) und die anderen romanischen Einflüsse<br />

dazu zählt, stellen die Lexeme, die nicht germanischen Ursprunges sind, sogar mehr als<br />

die Hälfte des englischen Wortschatzes dar. In letzter Zeit verläuft der Austausch in die<br />

umgekehrte Richtung wegen der Überlegenheit der angelsächsischen Kultur und<br />

Wirtschaft, die ihrerseits seit dem 19. Jahrhundert massiv Wörter exportiert. Viele<br />

Anglizismen haben auch im Französischen Aufname gefunden (basket, clown, match,<br />

sandwich etc.), was die Zahl der gemeinsamen Wörter zwischen beiden Sprachen<br />

erhöht.<br />

Ich habe berechnet, dass in envol 5 (5. Klasse der Primarschule) etwa 50% der<br />

französischen Wörter des „Lexique“ (insgesamt 976 Einträge) eine Enstprechung im<br />

<strong>Englisch</strong>en haben (Entlehnungen aus dem Französischen oder aus anderen romanischen<br />

Sprachen, Internationalismen, Anglizismen). Man muss dabei zwischen der vollständigen<br />

und der partiellen Identität unterscheiden. Bei der vollständigen Identität ist<br />

das Schriftbild identisch (animal, cousin, question etc.). Die Kategorie der partiellen<br />

Identität umfasst äquivalente Wörter mit ähnlichem Schriftbild (branche <strong>–</strong> branch,<br />

bouton <strong>–</strong> button, appartement <strong>–</strong> apartment), wobei oft die Unterschiede nur den Akzent<br />

betreffen (âge, hôtel, métal etc.). Die Unterschiede sind markanter bei Lexemen, deren<br />

Stamm oder Endung verschieden ist (beau <strong>–</strong> beautiful, arrivée <strong>–</strong> arrival, charmant <strong>–</strong><br />

charming etc.). Schließlich muss man die Wörter erwähnen, deren Bedeutungen sich<br />

nur partiell decken. Oft geht es um Bedeutungserweiterungen in der einen oder anderen<br />

Sprache, die sich entweder metonymisch (addition ,Addition‘ vs addition ,Addition‘<br />

und ,Rechnung‘) oder hyperonymisch (anniversary ,Jahrestag‘ vs anniversaire<br />

,Jahrestag‘ und ,Geburtstag‘) erklären lassen. Auch in diesem Fall können Brücken<br />

zwischen beiden Sprachen geschlagen werden. 1<br />

1 Es besteht gewiss die Gefahr der Interferenzen (z. B. éventuellement <strong>–</strong> eventually). Aber diese Fälle<br />

kann man ruhig in Kauf nehmen, da die positiven Transfers bei weitem überwiegen.<br />

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