Mehrsprachigkeitskonzept – Tertiärsprachen – Deutsch nach Englisch
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Sprachen werden unterschiedlich gewertet und <strong>nach</strong>gefragt. Mehrsprachigkeit<br />
praktizieren, vor allem, wenn Nachbar- und Minderheitensprachen einbezogen<br />
werden sollen, heißt: Widerstände auf nahezu allen Seiten überwinden. Damit<br />
darf das Bildungswesen und der Sprachunterricht nicht allein gelassen werden,<br />
hier braucht es vielmehr eine öffentlichkeitswirksame bildungspolitische<br />
Unterstützung, die wir bei Politik und Medien einfordern müssen.<br />
Eine Politik, zum Beispiel, die für den Erwerb der Staatsangehörigkeit<br />
<strong>Deutsch</strong>kenntnisse einfordert, aber nicht zugleich auch etwas über den Wert der<br />
mitgebrachten Sprachen sagt und Angebote für deren Erhalt und Weitergabe macht,<br />
trägt dazu bei, in der Öffentlichkeit den Eindruck vom minderen Wert anderer<br />
Sprachen zu verstärken. Mehrsprachigkeit erfordert im Inneren den Verzicht auf<br />
Assimilation, die Bereitschaft, mit Unterschieden, mit sprachlicher und kultureller<br />
Vielfalt zu leben.<br />
Auf die legitime Frage, ob sich das Lernen von Sprachen lohne, bleibt unsere<br />
Gesellschaft allzu oft die Antwort schuldig. Wo bleiben denn Quoten für Sprachenkundige<br />
in unseren Ministerien, wo bleibt eine Honorierung von Sprachkenntnissen bei<br />
den Gehältern, wie sie zum Beispiel in Ungarn und in Tschechien üblich ist?<br />
4 Weshalb die europäische Zukunft dennoch auf lange Sicht<br />
mehrsprachig bleiben wird<br />
4.1. Die eigene Muttersprache bildet einen wesentlichen Kern einer<br />
europäischen Identität<br />
Mobilität und Globalisierung führen nicht, wie manche noch vor einigen Jahren<br />
fürchteten, zur Nivellierung sprachlicher und kultureller Unterschiede <strong>–</strong> ganz im<br />
Gegenteil: der Musiksender MTV z.B., der ursprünglich davon ausging, seine Pop-<br />
Musik auf einem englischsprachigen Kanal weltweit erfolgreich vertreiben zu können,<br />
hat inzwischen 28 regionale Studios eingerichtet, in Europa u.a. in Paris, Barcelona,<br />
Warschau, Rom und München: „Ein regionales Programm mit Kultur und<br />
Informationen aus ihrer eigenen Lebenswirklichkeit“, so die deutsche Programmchefin,<br />
„spendet da ein bisschen Nestwärme. … Die eigene (im Text: deutsche) Sprache ist in<br />
dieser komplizierten Welt für manchen eine Art emotionaler Ankerplatz“. 1<br />
Das hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass mit aufgezwungenen anderen Sprachen<br />
immer auch Tendenzen der wirtschaftlichen, militärischen oder politischen Dominanz<br />
einhergehen, die auch als ‚linguistischer Imperialismus‘ empfunden werden. Dieser<br />
Hegemonisierung setzen Menschen das betonte Insistieren auf der Muttersprache<br />
1 „Weltweite Nestwärme“; Beitrag zum Musiksender MTV. DER SPIEGEL Nr. 44, 30.10.2000, 234-238.<br />
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