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Welt der Wunder - DEMO

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- liDPWAFFE<br />

Ein lautloser Angriff: Mikroben dringen in den<br />

Organismus ein. Die Antwort kommt prompt und<br />

ebenso still. Sofort registriert das Immunsystem<br />

den Feind. Weiße Blutkörperchen gelangen<br />

über die Blutbahnen zum Ort des Geschehens.<br />

Unter ihnen Fresszellen, bereit, mit allen<br />

Mitteln zu kämpfen. Zur Not mit <strong>der</strong> eigenen DNA<br />

die Frage, wie die Rezeptur entstand, die aus Elemen-<br />

ten toter Materie belebte Natur werden ließ. VVas den Le-<br />

bensfunken entzündete. Fest steht: Das Ursprungsre-<br />

zept, das sich als Volltreffer entpuppte. ist seit vier Mil-<br />

liarden Jahren verschollen. Bis heute streiten VVissen-<br />

schaftler zudem darüber, ob die DNA, die Trägerin <strong>der</strong><br />

Erbinformationen aller Lebewesen, aus den Tiefen des<br />

Alls stammt o<strong>der</strong> aus den Schwarzen Rauchern, den un-<br />

termeerischen Vulkanen <strong>der</strong> Tiefsee.<br />

Schon länger weiß man, dass es auch in den VVeiten des<br />

Alls von höheren organischen Molekülen nur so wimmelt.<br />

Sie bilden sich aus einfachen Verbindungen wie Wasser<br />

o<strong>der</strong> Methanol durch die Bestrahlung interstellarer Eis-<br />

körnchen mit ultraviolettem Sternenlicht. Diesen Prozess<br />

haben Forscher vom Ames-Forschungszentrum <strong>der</strong><br />

NASA in Kalifornien im Labor nachgebaut. Danach fan-<br />

den sie in ihren Glaskolben Substanzen, die sogar kom-<br />

plex genug waren, um beim Kontakt mit Wasser spon-<br />

tan kleine Bläschen zu bilden. Die Membranen <strong>der</strong> aller-<br />

ersten lebenden Zellen waren vermutlich solche Blasen.<br />

Erst in ihrem Schutz konnten möglicherweise so kom-<br />

plexe Biomoleküle wie die DNA entstehen.<br />

Auch US-Biologen wie Leroy Hood und Craig Venter ar-<br />

beiten fieberhaft daran, das große Rätsel zu knacken:<br />

VVie wird ein Molekül zum Lebensmotor? Tatsächlich<br />

ist es Venter erstmals gelungen, ein künstliches Genom<br />

mithilfe eines Computers zusammenzustellen und an-<br />

schließend zu synthetisieren. Und er konnte das künst-<br />

liche Erbgut in lebende Zellhüllen einsetzen und den<br />

Zellen mit dem neuen Programm Leben einhauchen, das<br />

heißt: sie zur Zellteilung bringen und wachsen lassen.<br />

Es war zweifelsfrei die größte medizinisch-biologische<br />

Sensation seit <strong>der</strong> Erfindung des Antibiotikums.<br />

Das Unternehmen soll auch einen praktischen Nutzen<br />

haben: Die synthetische Biologie will Mikroben nach Plan<br />

schaffen. Die Visionen sind gewaltig. Es soll darum<br />

gehen, Viren und Bakterien zu erschaffen, die die drän-<br />

gendsten Probleme <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> lösen können: Nahrung und<br />

Arzneimittel erzeugen, nach Industrieunfällen Umweltgif-<br />

te abbauen. Im menschlichen Körper sollen sie Infektio-<br />

nen bekämpfen o<strong>der</strong> dort gefährliche Substanzen wie<br />

überschüssiges Cholesterin vertilgen. „Leben ist Informa-<br />

tion", sagt Venters Kollege Hood. Er ist <strong>der</strong> Überzeugung,<br />

dass man die Gen-Informationen von Lebewesen nur so<br />

lange durchleuchten muss, bis man charakteristische<br />

Muster erkennt. Dabei macht genau diese Aussage das<br />

Jedes eintreffende weiße<br />

Blutkörperchen nimmt<br />

sich gezielt eine Gruppe<br />

feindlicher Mikroben vor<br />

Mysterium deutlich: Zwar werden <strong>der</strong>zeit Gene abge-<br />

lesen, was das Zeug hält, und dabei entstehen Daten-<br />

mengen, die nur noch mit Algorithmen auf Großrechnern<br />

bewältigt werden können. Aktuell wird das Erbgut von<br />

1000 Menschen entziffert. Aber die Gesetzmäßigkeiten<br />

hinter den Datenmassen bleibt rätselhaft. „Man stelle sich<br />

vor, Physiker hätten den Teilchenbeschleuniger LHC in<br />

Genf gebaut, ohne die Gesetze <strong>der</strong> Quantenphysik und<br />

die Relativitätstheorie zu kennen", sagt Leonid Kruglyak<br />

von <strong>der</strong> Princeton University. „VVir haben uns vorgegau-<br />

kelt, das Genom sei eine transparente Blaupause des<br />

Lebens", sagt <strong>der</strong> Zellbiologe Mel Greaves vom britischen<br />

Institute of Cancer Research. Aber das ist es eben nicht.<br />

Vielmehr stecken im Genom nicht nur Bauanleitungen für<br />

Eiweiße — <strong>der</strong> Quellcode besitzt viele verschiedene<br />

Funktionen und Kommando-Hierarchien. Und er steckt<br />

voller sich ständig wandeln<strong>der</strong> Steuersätze.<br />

Vom Schöpfungsakt sind Forscher somit noch Lichtjah-<br />

re entfernt. Immerhin ist es ihnen gelungen, Leben nach-<br />

zuahmen, wenn auch nicht, Leben zu schaffen. Deshalb<br />

liegt das Ziel, alle Teile einer lebenden Zelle von Grund<br />

auf zusammenzusetzen, noch in weiter Ferne ...<br />

FRIEDERIKE SCHÖN<br />

ZENTRUM FOR INFEKTIONSBIOLOGIE UND IMMUNITAT<br />

www.zibi - berlin.de/Deutsc:„profile/Zycn;ins,-.) ... ..<br />

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SCHLAGWORT: 091 ODNA<br />

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