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Eidg. Anstalt für Wasserversorgung Abwasserreinigung

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Richtwerte <strong>für</strong> die Restwasserführung<br />

2 - 8<br />

Die Indizien, die sich aus der Untersuchung der drei Testgewässer ergeben, erlauben - unterstützt<br />

durch Literaturangaben - quantitative Anforderungen im Sinne von generellen Richtwerten zu postulieren:<br />

Was den Minimalabfluss betrifft, so hat es sich gezeigt, dass jener Abfluss, welcher übers<br />

Jahr gesehen am häufigsten auftritt, von besonderer biologischer Bedeutung ist und nicht unterschritten<br />

werden sollte. Um die Dynamik des Abflussgeschehens zu gewährleisten, ist anderseits<br />

auch die im Maximum nutzbare Wassermenge zu begrenzen. Diese Begrenzung hat so zu erfolgen,<br />

dass ein ausreichender Teil der im Jahresverlauf auftretenden höheren Abflüsse im Gewässer<br />

verbleibt.<br />

1. Minimalabfluss = häufigste Abflussmenge QH* (im allgemeinen etwa Q300)*<br />

in der Zeit, in der QH natürlicherweise effektiv erreicht oder überschritten wird<br />

2. Limitierung der Grenzwassermenge (= maximal nutzbare Wassermenge + Minimalabfluss)<br />

auf ca. Q 100 bis Q80*<br />

Ermöglicht die Beibehaltung erhöhter Abflüsse zur Zeit der natürlicherweise hohen Abflüsse<br />

sowie von strukturwirksamen Abflussspitzen.<br />

Diese Limitierung bedeutet, dass während durchschnittlich 100 (bzw. 80) Tagen pro Jahr der<br />

Minimalabfluss in der Restwasserstrecke überschritten wird. Damit kann auch ein Teil der<br />

natürlichen Abflussdynamik gewahrt werden.<br />

3. Periodisch erhöhte Temporärabflüsse/Hochwasser<br />

Wenn der Minimalabfluss oder ein darunter liegender Abfluss (in natürlichen Niedrigwasserperioden)<br />

in der Restwasserstrecke jeweils zwei Wochen gedauert hat, dann muss der höher<br />

liegende Zufluss bzw. die nächstfolgende Zuflusserhöhung während mindestens eines Tages<br />

grösstenteils an die Restwasserstrecke weitergeleitet werden.<br />

Die Folgerungen und Richtwerte dieses Berichtes gelten <strong>für</strong> die häufig vorkommenden und häufig<br />

genutzten Typen "Gebirgs-Wildbach" und "Bach/Kleinfluss mit Geschiebetrieb in den Voralpen".<br />

Für die übrigen Gewässertypen der Bergregion (reine Gletscher- und Schneeschmelzebäche,<br />

temporär austrocknende Karstbäche) sind die entsprechenden Anforderungen durch zusätzliche<br />

Untersuchungen abzuklären.<br />

Die Richtwerte erlauben, die ökologisch-biologischen Ziele <strong>für</strong> das "durchschnittliche Gewässer" zu<br />

erfüllen. Es ist aber in jedem Einzelfall der Festlegung von Restwasseranforderungen<br />

zu überprüfen, ob die Richtwerte tatsächlich genügen.<br />

Schliesslich gilt es noch eine weitere, <strong>für</strong> die Entwicklung der aquatischen Lebensgemeinschaften<br />

wichtige Anforderung zu beachten:<br />

Das Kontinuum des Baches darf durch die Konstruktion der Wasserfassung nicht<br />

unterbrochen werden, das heisst, ein Teil des Zachgerinnes muss durchgehend sein,<br />

um die Wanderung der Fische und der übrigen Wasserorganismen zu ermöglichen.<br />

*Erläuterungen:<br />

QH =<br />

Q300 =<br />

die "häufigste Abflussmenge" ist dadurch gekennzeichnet, dass relativ viele Abflusswerte<br />

genau dieser oder ähnlicher Grösse auftreten.<br />

Im Falle des Schächenbaches z.B. hat QH den Wert von 0,95 m3/s und ist damit 2,6 mal<br />

grösser als die Mindestanforderung gemäss Revisionsentwurf GSchG.<br />

jene Wassermenge, die an 300 Tagen pro Jahr überschritten wird, oder<br />

umgekehrt, an 65 Tagen pro Jahr unterschritten wird.<br />

desgleichen Q80, Q100<br />

= jene Wassermenge, die an 80 (100) Tagen pro Jahr überschritten wird, oder umgekehrt,<br />

an 285 (265) Tagen pro Jahr unterschritten wird.<br />

(Ueli Bundi, Elie Eichenberger, Peter Baumann, Ueli Sieber, Armin Peter, Peter Reichert,<br />

Jürg Zobrist, Hans Burkhalter, Peter Perret, Ursula Singenberger)

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