Eidg. Anstalt für Wasserversorgung Abwasserreinigung
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3. Das Endlagerkonzept <strong>für</strong> die Schweiz<br />
Die Gegenüberstellung von Deponierungsstrategien zeigt deutlich, dass hinter jedem Vorgehen<br />
politische Leitbilder stecken, bewusst oder unbewusst. Mit anderen Worten: Deponierungsstrategien<br />
basieren auf gesellschaftspolitischen Grundsätzen, die Nutzungsziele in einem volkswirtschaftlichen<br />
Raum und in der Zeit festlegen. Das Leitbild <strong>für</strong> die schweizerische Abfallwirtschaft enthält solche<br />
Grundsätze. Danach soll die Abfallwirtschaft<br />
in erster Priorität zum Schutze der menschlichen Gesundheit und der Umwelt operieren, d.h.<br />
gesamthaft umweltverträglich sein,<br />
- nur zwei Produkte herstellen, nämlich wiederverwertbare und n 1 rf i Stoffe (nebst den<br />
luft- und wasserverträglichen Restflüssen),<br />
- der Schweiz eine Entsorgungsautonomie sichern und nach dem Verursacherprinzip finanziert<br />
werden (d.h. grundsätzlich keine staatliche Subventionen).<br />
Die sich daraus ergebenden Konsequenzen sind:<br />
1) Der Staat muss neu.auch die Qualitätsziele <strong>für</strong> die festen Reststoffe aus der Abfallwirtschaft<br />
festlegen. (Die 1988 in die Vernehmlassung geschickte "Technische Verordnung über Abfälle<br />
(TVA)" enthält solche Qualitätsziele).<br />
2) Jede Generation muss die Entsorgung ihrer Abfälle bis zu den geforderten stofflichen Qualitäten<br />
in ihrer Zeit vollständig durchführen, d.h. bis zur Endlagerqualität behandeln und finan zieren.<br />
(Es dürfen also keine "Altlasten" mehr geschaffen werden. Somit fallen sowohl<br />
"Hochsicherheitsdeponien" wie auch "Reaktordeponien" mit Laufzeiten >_ 30 Jahren ausser<br />
Konkurrenz).<br />
Die zwei Produkte der Abfallwirtschaft müssen definiert werden. Qualität und Quantität der<br />
wiederverwertbaren Stoffe sind durch den Markt gegeben und sollen hier nicht erläutert werden. Das<br />
stoffliche Qualitätsziel <strong>für</strong> die Endlagerung fester Reststoffe ist wie folgt definiert:<br />
"Eine Deponie hat Endlagerqualität, wenn ihre Emissionen die geogenen Eigenschaften der benachbarten<br />
Umweltkompartimente (Luft, Wasser, Boden) über Tausende von Jahren nicht negativ beeinflussen."<br />
Dies soll auch heissen, dass die Emissionen einer solchen Deponie vom Menschen nicht<br />
mehr behandelt werden müssen. Der abzulagernde Stoff muss demnach Eigenschaften besitzen, wie<br />
wir sie von Teilen der Erdkruste schon kennen und aus Erfahrung wissen, dass sie ohne Gefahr <strong>für</strong><br />
die Umwelt sind. Es handelt sich um<br />
- natürliche Sedimente<br />
Steine und Erze<br />
- B öden.<br />
Für Erze muss man ergänzend betonen, dass ihre Stabilität milieuabhängig ist. Werden Erze im Tagbau<br />
der Verwitterung ausgesetzt, so können umweltschädliche Emissionen entstehen. Naturwissenschaftliche<br />
und technische Kriterien zur Beurteilung der Endlagerqualität sind ausführlicher<br />
unter dem Titel "The Landfill: Reactor and Final Storage" (ed. P. Baccini), in Lecture Notes in Earth<br />
Sciences, Springer 1989, zusammengestellt.<br />
Die Behandlungsanlagen der Abfallwirtschaft haben die Aufgabe, aus Abfällen Stoffe mit erdkrusteähnlichen<br />
Eigenschaften herzustellen. Dazu drei Beispiele:<br />
Bodenähnliches Material<br />
Biogene Abfälle (z.B. pflanzliche und tierische Abfälle aus Küche und Garten) sollen separat<br />
gesammelt und kompostiert werden. Das Produkt Kompost hat dann eine Qualität, die der natürlich<br />
gewachsenen Humusschicht des Bodens gleichkommt, wenn der verwendete Abfall nicht mit anderen<br />
Stoffen kontaminiert ist..<br />
Steine<br />
Schlacken aus Kehrichtverbrennungsanlagen zeigen eine chemische Zusammensetzung der Hauptkomponenten,<br />
die jener von Steinen nahekommt. Der Gehalt an einigen Nichtmetallen (z.B. organischer<br />
Kohlenstoff), gut wasserlöslichen Salzen (z.B. Chloride) und einigen Metallen (z.B. Zink) ist<br />
jedoch noch zu hoch, um als endlagerfähiges Material oder als wiederverwertbarer Baustoff eingesetzt<br />
zu werden. Die Schlacke muss also noch weiterbehandelt werden.