Die Menstruation – Wesentliches Element des Frauseins ... - Schule.at
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KulturSoziologieW erkst<strong>at</strong>t Forschungsbericht <strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong><br />
der <strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong> die Kirche zu betreten. Öffentliche Macht, eigenständige Berufe und das<br />
Betreiben von Geschäften, insbesondere das Praktizieren der Heilkunde, wurde ihnen aufgrund<br />
ihrer körperlichen Vorgänge zunehmend untersagt. Unzählige Frauen wurden der<br />
Hexerei bezichtigt, verfolgt, gefoltert und getötet. Menstruierenden schrieb man ähnlich wie<br />
den Hexen, Unberechenbarkeit und Bedrohlichkeit, aber auch magische Fähigkeiten zu. So<br />
hieß es beispielsweise, dass sie Wetter machen, Ernten vernichten, Männer krank machen<br />
und sich selber vor Krankheit schützen könnten. Mit der Hexenverbrennung gelang es, das<br />
weibliche Wissen großteils zu zerstören. <strong>Die</strong> Macht der Frauen über Leben und Tod ging<br />
zunehmend in Männerhände über.<br />
Der Glaube an die Giftigkeit der <strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong> hielt sich auch in der Neuzeit. Paracelsus vertr<strong>at</strong><br />
die Lehre, dass es kein Gift in der Welt gäbe, das schädlicher sei als das „menstruum“.<br />
Es wurde unter anderem für die Verursachung von Krankheiten wie Syphilis, Lepra oder die<br />
Pest verantwortlich gemacht. Andererseits schrieb man dem <strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong>sblut aber auch<br />
magische Kraft zu, weshalb es als Liebes-Zaubertrank Verwendung fand. In Speise oder<br />
Trank gemischt, sollte es dazu verhelfen, den Geliebten gefügig zu machen (Ausserer 2003,<br />
29 f.). Über Funktionsweise und Zweck der <strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong> sowie über die genaue Herkunft<br />
<strong>des</strong> Blutes herrschte nach wie vor weitgehende Unkenntnis.<br />
Zur Zeit der Romantik kam die Auffassung auf, dass die <strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong> ein Zivilis<strong>at</strong>ionsschaden<br />
sei. Ein bekannter Vertreter dieser Theorie war Jean-Jacques Rousseau (1712-<br />
1787). 1827 entdeckte Carl Ernst von Bahr schließlich die weibliche Eizelle. In der Folge kam<br />
es zu einem Aufschwung der Gynäkologie. Jetzt erst wurde der Zusammenhang zwischen<br />
Eisprung und <strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong> erkannt.<br />
Noch im 19. Jh. vertr<strong>at</strong>en Ärzte die Meinung, dass die Mon<strong>at</strong>sblutung ein p<strong>at</strong>hologischer<br />
Vorgang sei, der dadurch zustande komme, dass die normalen geschlechtlichen Bedürfnisse<br />
nicht befriedigt würden, wodurch es zu einem widern<strong>at</strong>ürlichen Produktionsausfall komme.<br />
<strong>Die</strong> Theorie vom „periodischen Irresein der Frau“ diente dazu, die Auffassung von der<br />
Inferiorität <strong>des</strong> weiblichen Geschlechts zu untermauern (Honegger 1983, 206 f.). Der Nervenarzt<br />
Richard von Kraft-Ebbing schrieb der Menstruierenden darüber hinaus „große<br />
Gemeingefährlichkeit“ zu (Ausserer 2003, 40). 1920 entdeckte der Wiener Professor Béla<br />
Schick den Giftstoff „Menotoxin“ (ebd., 46). Schick beobachtete, dass Blumen, von einer<br />
menstruierenden Frau gehalten, verwelkten, der Hefeteig nicht aufgehe u.a. Auch das<br />
Unwohlsein der Frauen schrieb er der Wirkung <strong>des</strong> Giftes zu. <strong>Die</strong> wissenschaftliche Deb<strong>at</strong>te<br />
über die Existenz <strong>des</strong> Giftstoffes Menotoxin wurde erst 1958 beigelegt (Hering/Maierhofer<br />
1991, 115). <strong>Die</strong> in den 20er Jahren entdeckten Hormone dienen seither dazu, die angebliche<br />
Unzuverlässigkeit <strong>des</strong> weiblichen Geschlechts insbesondere im Arbeitszusammenhang zu<br />
begründen. Durch den Einfluss der Psychoanalyse gelangten nun auch die psychischen<br />
Faktoren, welche die <strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong> beeinflussen, ins Blickfeld.<br />
Als Reaktion auf die feministischen Bewegungen und den Einstieg von Frauen ins öffentliche<br />
(Berufs)Leben Anfang <strong>des</strong> 20. Jh. proklamierte die Frauenheilkunde die Schonungsbedürftigkeit<br />
der Frau während der <strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong> (Hering 1991, 56 ff.). Studentinnen wurde<br />
nachgesagt, dass ihre intellektuellen Fähigkeiten während der <strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong> litten. Ärzte<br />
rieten davon ab, Binden zu verwenden, da sie angeblich den n<strong>at</strong>ürlichen Blutfluss stoppen.<br />
Damit wurden menstruierende Frauen auf das Haus verwiesen. Mit diesen Str<strong>at</strong>egien versuchten<br />
sich die Männer offenbar vor der aufkommenden Konkurrenz durch Frauen zu bewahren.<br />
<strong>Die</strong> N<strong>at</strong>ionalsozialisten betrieben Zyklusforschung unter dem Blickwinkel der Sterilitätsber<strong>at</strong>ung.<br />
Obwohl alles Erdenkliche getan wurde, um die Geburtenr<strong>at</strong>e zu steigern und<br />
„reinrassige” Kinder zur Welt zu bekommen, blieb der weitreichende Erfolg aus, da aufgrund<br />
der Lebensbedingungen während der Kriegszeit (harte Arbeit, Angst etc.) die Blutung bei<br />
vielen Frauen aussetzte. Insbesondere bei inhaftierten Frauen kam es oft zum Ausbleiben<br />
der <strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong> (Kasernierungsamenorrhoe).<br />
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