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Die Menstruation – Wesentliches Element des Frauseins ... - Schule.at

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KulturSoziologieW erkst<strong>at</strong>t Forschungsbericht <strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong><br />

8. Zusammenfassung<br />

<strong>Die</strong> <strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong>: wichtiges <strong>Element</strong> <strong>des</strong> <strong>Frauseins</strong> oder abzuschaffen<strong>des</strong> Übel?<br />

Beliebt ist sie nicht. Solange die Mädchen sie noch nicht haben, wünschen sie die <strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong><br />

herbei, weil sie Zeichen ist, erwachsen zu werden. H<strong>at</strong> sich die Blutung endlich eingestellt,<br />

wird sie wieder weggewünscht. Ab diesem Zeitpunkt sind Frauen damit beschäftig, so<br />

zu tun, als hätten sie die <strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong> gar nicht. T<strong>at</strong>sächlich fühlen sie sich beeinträchtigt,<br />

abstoßend und benachteiligt und wären doch so gern <strong>at</strong>traktiv, fit und unabhängig. Sie befürchten,<br />

schlecht zu riechen, einen Blutfleck auf der Hose zu haben und ausgelacht zu<br />

werden. Es macht sie befangen, nicht zu wissen, wie sie den Burschen erklären sollen,<br />

dass sie die <strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong> haben. Eine Frau zu werden ist beschämend und einschränkend.<br />

Häufig kommen noch Regelschmerzen dazu. Viele Frauen nehmen ihr fruchtbares Leben<br />

lang regelmäßig Schmerzmittel. Für Medizin und Pharmaindustrie ist die <strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong> ein<br />

riesiges Geschäft, ihre Abschaffung mittels Hormonen in der Zukunft wäre noch ein größeres.<br />

<strong>Die</strong> Idee, dass das Weibliche an sich krankhaft und therapiebedürftig sei, spukt seit der<br />

Antike durch die Heilkunde. In der heutigen industriellen Arbeits- und <strong>Die</strong>nstleistungsgesellschaft,<br />

sind Menstruierende „unpässlich“. <strong>Die</strong> modernen Götter Leistung und Fitness werden<br />

an männlichen Normen gemessen. <strong>Die</strong> Mon<strong>at</strong>sblutung ist hier fehl am Pl<strong>at</strong>z.<br />

In vorindustriellen Gesellschaften sind Frauen nicht besser dran. Das Frauenbild, das die<br />

Mutter vorlebt, ist mitentscheidend dafür, wie die Tochter die <strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong> als <strong>Element</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Frauseins</strong> erlebt. Ein modernes europäisches Mädchen erfährt, dass es ab der Menarche<br />

verhüten muss, um eine Schwangerschaft zu vermeiden, ein Mädchen aus einer traditionellen<br />

moslemischen Familie hingegen, wird ab diesem Zeitpunkt ermahnt, ihre Jungfräulichkeit<br />

bis zur Eheschließung wie einen Augapfel zu bewahren. Aber wenn Frauen dazu da<br />

sind, die Bedürfnisse der Männer zu erfüllen, h<strong>at</strong> das Leiden an der <strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong> auch<br />

einen Nutzen: Es schützt sie wenigstens ein paar Tage lang vor den (sexuellen) Ansprüchen<br />

der anderen.<br />

In den verschiedensten Kulturen wird die <strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong> tabuisiert. Jungen Mädchen wird<br />

vermittelt, dass die <strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong> etwas ist, worüber man nicht sprechen darf. Fast überall<br />

existiert das Verbot <strong>des</strong> Geschlechtverkehrs während der Blutung. Übereinstimmend finden<br />

sich in den religiösen Schriften Anweisungen an Menstruierende sich während ihrer Tage<br />

abzusondern und die Pflege <strong>des</strong> Körpers einzuschränken. Dass die <strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong> etwas mit<br />

Sexualität zu tun h<strong>at</strong>, darf niemand wissen.<br />

Das Schweigen vereinzelt und macht, dass Mädchen, aber auch erwachsene Frauen über<br />

ihren Körper schlecht Bescheid wissen. Darüber reden erleichtert und hilft sich mit der eigenen<br />

Geschlechtlichkeit zu versöhnen. Dafür bedarf es neuer Beschreibungen und Begriffe<br />

als Ers<strong>at</strong>z für jene, mittels derer die vitale Lebensäußerung krank geredet wird. Sie können<br />

helfen, die weibliche Zyklizität in ein anderes <strong>–</strong> besseres <strong>–</strong> Licht zu rücken und die Stärken<br />

weiblicher Körperlichkeit sichtbar zu machen.<br />

<strong>Die</strong> Einstellung zur <strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong> verbessert sich tendenziell mit zunehmendem Alter. Dann<br />

beginnen viele Frauen ihrem mon<strong>at</strong>lichen Zyklus positive Seiten abzugewinnen. Für<br />

erwachsene Frauen ist die <strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong> eine Bestätigung gesund zu sein und noch mitten<br />

im Leben zu stehen. Manche erleben das allmon<strong>at</strong>liche Ausscheiden <strong>des</strong> Blutes als regelmäßigen<br />

Reinigungs- und Erneuerungsprozess. Nicht zuletzt wird das Eintreten der<br />

Mon<strong>at</strong>sblutung sehr häufig <strong>des</strong>wegen begrüßt, weil sie anzeigt, erfolgreich verhütet und<br />

eine Schwangerschaft vermieden zu haben. Für viele Frauen sind ihre Tage die Zeit der<br />

unbeschwerten Sexualität. Begehren und Lust sind oft gesteigert. Nicht selten aber wird die<br />

<strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong> erst geschätzt, wenn sie als Folge von Hormonen oder im Wechsel nicht mehr<br />

da ist.<br />

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