21.07.2013 Aufrufe

Die Menstruation – Wesentliches Element des Frauseins ... - Schule.at

Die Menstruation – Wesentliches Element des Frauseins ... - Schule.at

Die Menstruation – Wesentliches Element des Frauseins ... - Schule.at

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

KulturSoziologieW erkst<strong>at</strong>t Forschungsbericht <strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong><br />

Tampons seit den 30iger Jahren in den USA hergestellt, wo der Tampon 1931 unter dem<br />

Namen „Tampax“ (mit Einführhilfe) p<strong>at</strong>entiert wurde.<br />

Auf den deutschen Markt kamen die Tampons in den 1950er Jahren, von seinem Erfinder<br />

kurz O.B., ohne Binde genannt. Wiederum warnten die Ärzte vor der Benützung <strong>des</strong> neuen<br />

Hygieneartikels. So hieß es, dass der Tampon eine gefährliche Blutstauung bewirken und<br />

Infektionen verursachen könne. Obwohl diese Irrtümer bald widerlegt werden konnten, benötigte<br />

es viele Jahre, bis er sich gegen medizinische wie moralische Bedenken durchsetzen<br />

konnte (vgl. Junker 1988, 79 ff.). Noch immer ist der Glaube im Umlauf, dass ein<br />

Tampon das Jungfernhäutchen verletze, was vor allem in Gesellschaften, die die Jungfräulichkeit<br />

der Frau vor der Ehe fordern, der Verwendung entgegensteht.<br />

In Japan benutzen viele Frauen beim Einführen eines Tampons Einweghandschuhe, um<br />

nicht mit ihrem Blut in Berührung zu kommen. Tampons mit Einführhilfe sind auch auf dem<br />

amerikanischen Markt sehr weit verbreitet. Auf dem asi<strong>at</strong>ischen Markt werden Binden in<br />

speziell geräuscharmen Einzelverpackungen angeboten, damit die Benutzerin der Nachbartoilette<br />

nicht am Knister- und Raschelgeräusch beim Öffnen der Binde erkennt, dass ihre<br />

Nachbarin menstruiert (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/<strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong>).<br />

In manchen Kulturen greifen Frauen zum Auffangen <strong>des</strong> Blutes heute noch oft auf Blätter,<br />

Grasbüschel oder Moos zurück. Alles M<strong>at</strong>erial, das saugfähig ist, kommt zum Eins<strong>at</strong>z.<br />

Tücher und Lappen, Meeresschwämme, Reispapier, Taschentücher, Toilettenpapier und<br />

W<strong>at</strong>te sind einige Beispiele.<br />

<strong>Die</strong> Ureinwohnerinnen Australiens und Ecuadors schlagen ihre Grasröcke zwischen den<br />

Beinen hoch und stecken die Enden im Rockbund ein.<br />

In Thailand und Indien verbergen Frauen die Flecken in den Falten ihres Sarongs, indem sie<br />

ihn immer wieder neu raffen, bis er schließlich gewaschen wird.<br />

Beim Stamm der Samo in Obervolta haben Frauen die Angewohnheit, während ihrer Blutung<br />

den ganzen Tag über auf dem Boden zu sitzen, erst abends stehen sie auf und<br />

waschen sich.<br />

<strong>Die</strong> Frauen eines Indiostammes an der Grenze zwischen Peru und Brasilien verbringen<br />

während der Blutung fast den ganzen Tag im Fluss (Püschel 1988, 142f.).<br />

Tuaregfrauen im algerischen Tassiligebirge sondern sich zu Beginn der Blutung von der<br />

übrigen Familie ab und hocken sich über ein Loch, das sie in die Erde gegraben haben.<br />

Wenn der erste Blutfluss vorbei ist, spannen sie ihre Scheidenmuskeln an und halten so das<br />

Blut zurück. Sie können den Blutfluss bewusst regulieren. Während der ganzen Blutungsphase<br />

gibt es Zeiten, in denen sie dem Blut freien Lauf lassen und Zeiten, in denen sie es<br />

zurückhalten. Gelegentlich machen sie Luftsprünge, um ihren Unterleib sozusagen auszulüften.<br />

4.6 <strong>Die</strong> große Göttin und das Mutterrecht<br />

In den religiösen Schriften der verschiedensten Kulturen ist verbrieft, dass Frauen während<br />

ihrer Mon<strong>at</strong>sblutung als unrein gelten und dass Männer befürchten, sich durch den<br />

Geschlechtsverkehr mit Menstruierenden selbst zu verunreinigen. In weitgehender Übereinstimmung<br />

tauchen überall Anweisungen an die Frauen auf, dass sie in der Zeit der <strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong>,<br />

über die ein Sexverbot verhängt ist, auf die Pflege ihres Körpers verzichten sollen,<br />

womit sie sich für sich selbst und andere abstoßend machen.<br />

Während die <strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong> also in p<strong>at</strong>riarchalen Kulturen als unrein und verachtenswert gilt,<br />

deuten archäologische Ausgrabungen und Funde darauf hin, dass Weiblichkeit im frühen<br />

Altertum einen hohen Stellenwert besaß. In C<strong>at</strong>al Hüyük in der Türkei, einem in den<br />

1960er Jahren entdeckten Fundort aus der Jungsteinzeit etwa, wurden Schreine, Reliefs und<br />

Figuren gefunden, die Hinweise dafür liefern, dass in dieser Zeit eine Göttin verehrt wurde.<br />

Interessanterweise finden sich keinerlei Zeichnungen oder Gegenstände, die mit Gewalt in<br />

Zusammenhang gebracht werden könnten. ArchäologInnen vermuten, dass in diesem<br />

18

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!