Die Menstruation – Wesentliches Element des Frauseins ... - Schule.at
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KulturSoziologieW erkst<strong>at</strong>t Forschungsbericht <strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong><br />
Kooper<strong>at</strong>ionen mit kirchlichen Einrichtungen oder MigrantInnenvereinen hilfreich. Vorträge in<br />
Moscheen zu Fragen der Frauengesundheit können ein erster Schritt zur Bewusstseinsbildung<br />
sein. Wenn auch in diesem Umfeld aus Rücksicht auf religiöse und kulturelle Werte<br />
manches nicht ausgesprochen werden kann, so können solche niederschwelligen Angebote<br />
doch die Basis für weitere Kontakte und eine fortgesetzte Auseinandersetzung an anderen<br />
Orten schaffen.<br />
6.2.3 Das Medizinsystem<br />
Maßnahmen zur Verbesserung der Einstellung zur <strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong>, die am Medizinsystem<br />
ansetzen, sollen keinesfalls der P<strong>at</strong>hologisierung der normalen weiblichen Funktionen Vorschub<br />
leisten. Werden junge Mädchen im Zusammenhang mit der <strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong> gleich zur<br />
Frauenärztin/zum Frauenarzt geschickt, um zu kontrollieren ob sie „normal“ entwickelt sind,<br />
verknüpft sich in ihrer Vorstellung der weibliche Körper von vornherein mit Krankheit 8 .<br />
MedizinerInnen neigen darüber hinaus dazu, nur den körperlichen Aspekt von Beschwerden<br />
zu sehen und schnell Medikamente zu verordnen. <strong>Die</strong> Verschreibung der Antibabypille wird<br />
damit zu einer Art Initi<strong>at</strong>ionsritus. Ab diesem Augenblick übernimmt die Medizin die Kontrolle<br />
<strong>des</strong> Frauenkörpers, wobei GynäkologInnen nicht selten mit Angst operieren und sich dadurch<br />
einen Kundinnenstock schaffen. Hilfreicher wäre hingegen oft ein einfühlsames Gespräch.<br />
Gesundheitsexpertinnen machen die Erfahrung, dass es für manche Frauen wichtig<br />
ist, die Erfahrung mit der ersten <strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong> zu bearbeiten. Allein dadurch, dass sie darüber<br />
reden, verbessern sich oft <strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong>sbeschwerden. Wie Frauen den weiblichen Zyklus<br />
erleben, hängt von der Wechselwirkung zwischen körperlichen und seelischen Faktoren ab.<br />
Zufriedenstellende Ergebnisse sind daher von einem ganzheitlich gesundheitsfördernden<br />
Ans<strong>at</strong>z zu erwarten, der dauerhafte Besserungen, nicht die Abhängigkeit von Medikamenten<br />
anstrebt.<br />
MedizinerInnen haben insgesamt die Tendenz, im Interesse der Berechenbarkeit das N<strong>at</strong>ürliche<br />
durch Künstliches zu ersetzen, man denke etwa an die In-Vitro-Fertilis<strong>at</strong>ion oder den<br />
Trend zum Wunschkaiserschnitt. So versuchen viele <strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong>sbeschwerden dadurch zu<br />
kurieren, dass sie mittels Hormonen den weiblichen Zyklus abschaffen. Auch ohne Verhütungswunsch<br />
wird daher häufig die Pille verschrieben, ungeachtet der T<strong>at</strong>sache, dass die<br />
dauerhafte Unterdrückung der <strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong> Nebenwirkungen hervorruft. Frauen erhalten oft<br />
die Hormonspirale oder die Dreimon<strong>at</strong>sspritze, ohne dass sie darüber informiert werden,<br />
dass die <strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong> dadurch ausbleibt. Interessanterweise wünschen sich manche<br />
Frauen, die hormonelle Antikonzeptiva einnehmen, selbst wenn sie Beschwerden h<strong>at</strong>ten, die<br />
Regel wieder zurück. Auf Seiten der MedizinierInnen sowie auf der der P<strong>at</strong>ientinnen steht ein<br />
Umdenken in Richtung zur mündigen P<strong>at</strong>ientin an, die ein Recht darauf h<strong>at</strong>, ernst genommen<br />
und informiert zu werden.<br />
Der Hauptans<strong>at</strong>zpunkt im Medizinsystem ist somit in der Fortbildung von MedizinerInnen zu<br />
sehen, die auf die Förderung eines ganzheitlichen psychosom<strong>at</strong>ischen Zugangs zur<br />
weiblichen Körperlichkeit und der entsprechenden Ber<strong>at</strong>ungskompetenz abzielt. Homöop<strong>at</strong>hie<br />
oder Traditionelle Chinesische Medizin scheinen sich für die Behandlung von <strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong>sbeschwerden<br />
zu bewähren, weil sie die gesamte Person miteinbeziehen.<br />
Expertinnen verzeichnen darüber hinaus gegenwärtig einen Trend zu n<strong>at</strong>ürlichen Mitteln wie<br />
Tees oder Massage zur Schmerzbekämpfung. Bei aller Kritik an der Schulmedizin sollte man<br />
sich ihrer Errungenschaften sinnvoll bedienen und Frauen, die unter <strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong>sschmerzen<br />
leiden, wirksame Medikamente nicht vorenthalten. Als Dauerlösung belasten sie<br />
jedoch Körper (wie Geldbörse) und man nimmt sich die Chance, die Symptome zu nutzen,<br />
um die Bedürfnisse dahinter zu entdecken.<br />
8 Ein Spezialgebiet der Frauenheilkunde ist die „Kinder- und Jugendgynäkologie“, die interessanter Weise<br />
begrifflich verschleiert, dass die Zielgruppe Mädchen sind. Einen spezialisierten ärztlichen Zweig, der analog<br />
Normierungs- und Kontrollfunktion bei Buben anstrebt, gibt es nicht.<br />
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