Die Menstruation – Wesentliches Element des Frauseins ... - Schule.at
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KulturSoziologieW erkst<strong>at</strong>t Forschungsbericht <strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong><br />
großer Wahrscheinlichkeit eine Schwangerschaft eintreten kann (Bun<strong>des</strong>ministerium für<br />
Gesundheit und Frauen 2005, 26).<br />
In den seltensten Fällen wird ein positives Bild von der <strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong> vermittelt. Das neg<strong>at</strong>iv<br />
geprägte Bild über die Unreinheit der <strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong> und die körperliche Selbstentfremdung<br />
tragen einen wesentlichen Teil dazu bei. Junge Frauen übernehmen dieses Bild, das<br />
Schweigen und das Leiden. Im Rahmen der Filmtage „Frau und Körper“ im Sommer 1999 in<br />
Wien wurden ca. 500 Schülerinnen zwischen 14 und 17 Jahren über ihre Einstellung zur<br />
<strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong> befragt. Nur vier davon h<strong>at</strong>ten eine positive Einstellung. <strong>Die</strong> Einstellung, die<br />
Mädchen entwickeln, ist von ihrem Umfeld, Familie, <strong>Schule</strong>, Peergroup und Medien, geprägt.<br />
Eine positive Einstellung verhindernde Faktoren sind die Tabuisierung und Sprachlosigkeit<br />
bezüglich dieses Themas, die medial vermittelte weibliche Normkörperlichkeit und das<br />
Fehlen weiblicher Vorbilder mit einer positiven Einstellung.<br />
Aus Untersuchungen geht hervor, dass das Erleben der ersten Blutung, der Menarche, entscheidende<br />
Weichen für den weiteren Verlauf <strong>des</strong> <strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong>serlebens stellt. Frauen, die<br />
ihre erste Blutung positiv erfahren haben, haben auch später kaum Beschwerden während<br />
ihrer <strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong>. Positiv heißt, dass die Mütter, Freundinnen und andere Frauen ein positives<br />
Bild von Weiblichkeit weitergegeben haben. Positiv heißt auch, dass Mädchen genügend<br />
körperliche Zuwendung, entsprechende Aufklärung, eine Würdigung der Menarche und ein<br />
unbefangenes Verhältnis zur Sexualität erfahren haben (Bergler 1984, 96 f.).<br />
Ein aufgeklärter und bejahender Zugang zur eigenen Körperlichkeit ist die Voraussetzung für<br />
eine positive Einstellung zum Frausein und einen eigenverantwortlichen und selbstbewussten<br />
Umgang mit sich selbst und dem eigenen Körper.<br />
3. Untersuchungs<strong>des</strong>ign<br />
3.1 Untersuchungsmethode und Forschungs<strong>des</strong>ign<br />
<strong>Die</strong> Untersuchung wurde mittels qualit<strong>at</strong>iver Verfahren durchgeführt, da diese geeignet sind<br />
komplexe soziale Zusammenhänge zu eruieren. Gegenstand der Studie sind die expliziten<br />
und impliziten Meinungen, Einstellungen und Bewertungen der befragten Personen. Im Forschungsprojekt<br />
wurden persönliche und schriftliche Interviews mit Expertinnen aus Gynäkologie,<br />
Psychotherapie, Gesundheitsber<strong>at</strong>ung und Mädchenarbeit sowie Gruppendiskussionen<br />
mit Mädchen und erwachsenen Frauen und außerdem ein Workshop mit Lehrerinnen<br />
durchgeführt.<br />
<strong>Die</strong> Innov<strong>at</strong>ion <strong>des</strong> Projekts liegt vor allem darin, dass mit den Befragten konkrete Maßnahmen<br />
zur Erreichung <strong>des</strong> Ziels abgeleitet und entwickelt wurden. Sie sollen vor allem der Bewusstwerdung<br />
dienen. Zu diesem Zweck wurden im Rahmen <strong>des</strong> Projekts drei Medien (ein<br />
Folder für Mädchen, ein Online-Infopool <strong>Menstru<strong>at</strong>ion</strong> für Lehrerinnen und der vorliegende<br />
Forschungsbericht) ausgearbeitet.<br />
3.2 Forschungszugang<br />
Der qualit<strong>at</strong>ive Forschungsans<strong>at</strong>z geht davon aus, dass gesellschaftliche Zusammenhänge<br />
durch interaktive Prozesse und Bedeutungszuweisungen konstruiert werden. <strong>Die</strong> Wirklichkeit<br />
wird von den Individuen im Austausch miteinander interpretiert und bewertet. Welche Interpret<strong>at</strong>ionen<br />
und Bewertungen von der Gesellschaft als verbindlich akzeptiert und festgesetzt<br />
werden, hängt von der Macht der VertreterInnen der unterschiedlichen Positionen in diesem<br />
Austauschprozess ab, d.h. davon wie weit es den Individuen gelingt, ihre spezifischen<br />
Interessen als allgemeine Anliegen geltend zu machen. Hierzu ist vor allem von Bedeutung,<br />
inwieweit die verschiedenen InteressensvertreterInnen die Möglichkeit erhalten, ihre Inter-<br />
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