2. Lepra tuberosa.
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164 Pathol.-anatom. Untersuchungen. Einleitung.<br />
dass man in jedem Falle der in Erwägung stehenden Krankheiten gewisse Ähnlich<br />
keiten sowohl des Verlaufes als des histologischen Bildes der Krankheit vorfindet.<br />
Was den letzten Punkt betrifft, zeigt die Tuberkulose die konstantesten und charak<br />
teristischsten Merkmale, weniger die Syphilis und die <strong>Lepra</strong>, wenn man von dem<br />
Nachweis der Bacillen absieht. Die sichere pathologisch-anatomische Diagnose dieser<br />
letzten Krankheit muss daher immer an den Nachweis des <strong>Lepra</strong>bacillus geknüpft<br />
sein, sonst hat die histologische Untersuchung in dieser Beziehung in vielen Fällen<br />
beinahe keinen Wert; denn sie allein, d. h. ohne auf Bacillen zu suchen, kann die<br />
Diagnose nicht bestätigen und nicht ausschliessen, selbst wenn man die histologischen<br />
Veränderungen der Tuberkulose oder Syphilis vorfindet. Jede dieser Krankheiten,<br />
was in der That nicht sehr selten ist, oder sogar alle beide können im menschlichen<br />
Körper mit der <strong>Lepra</strong> zusammen vorkommen. Diese Möglichkeit muss man immer<br />
vor Augen haben, und darum habe ich auch diese drei Krankheiten kurz zusammen<br />
erwähnt. Natürlicherweise können auch andere Krankheiten bei den Leprösen vor<br />
kommen, sie sind aber leichter zu unterscheiden als die genannten.<br />
Eine der wichtigsten Aufgaben der pathologisch-anatomischen Untersuchung der<br />
<strong>Lepra</strong> wird daher darin bestehen, die <strong>Lepra</strong>bacillen auf ihren verschiedenen Wegen<br />
im menschlichen Körper zu verfolgen. Damit sei nicht gesagt, dass bei den Leprösen<br />
krankhafte histologische Veränderungen nicht vorkommen, wo keine <strong>Lepra</strong>bacillen<br />
zu finden sind, und doch mit diesen in Verbindung stehen — im Gegenteil.<br />
Wie bekannt, ist dies der Fall in vielen alten Fällen der Krankheit, besonders<br />
in deren anästhetischen Form. Viele dieser Veränderungen sind durch <strong>Lepra</strong>bacillen<br />
auf einem früheren Stadium der Krankheit hervorgerufen und die Bacillen später<br />
verschwunden, während andere Veränderungen sekundärer Natur sind. Von solchen<br />
befinden sich nicht wenige im Auge. Alle diese Veränderungen zeigen indessen<br />
histologisch nichts, was für die <strong>Lepra</strong> eigentümlich ist; denn für diese Krankheit ist<br />
eigentlich nur der <strong>Lepra</strong>bacillus charakteristisch. Das richtige Verständnis solcher<br />
Veränderungen kann man daher nur dadurch erreichen, dass man eine grosse Anzahl<br />
von Fällen untersucht, wo die <strong>Lepra</strong>bacillen an den verschiedensten Stellen und in<br />
verschiedener Weise vorkommen. Für diese Studien eignet sich die knotige Form<br />
der <strong>Lepra</strong> sehr gut; denn hier findet man in den früheren Stadien der Krankheit<br />
immer massenhafte Bacillen. Nur in den späteren Stadien wird man dann und wann<br />
die Bacillen vermissen und nur die Resultate der Bacillenthätigkeit vorfinden. Diese<br />
sind doch eben für das Auge verhängnisvoll, da es gewöhnlich bedeutet, dass das<br />
physiologisch hochwertige Gewebe des Auges durch das physiologisch minderwertige<br />
Narbengewebe ersetzt ist.<br />
Aus diesen Gründen werden die krankhaften Veränderungen der Augen der an<br />
der knotigen Form der <strong>Lepra</strong> Leidenden der Hauptgegenstand der folgenden Dar-