2. Lepra tuberosa.

Vorwort.
Reitgjerdet ist der Name der ungefähr 4 Kilometer von unserer Stadt
Throndhjem entfernten Pflegeanstalt für Aussätzige.
Aus dieser Anstalt kamen schon in den ersten Jahren meiner, 1876 angefangenen,
Praxis Patienten um mich wegen ihrer Augenleiden zu konsultieren. Mit steigendem
Interesse beobachtete ich die eigentümlichen Augenleiden dieser im höchsten Grade
elenden und unglücklichen Patienten, und es reifte schliesslich der Entschluss, ihre
Augenleiden einem eingehenden Studium zu unterziehen.
Nachdem der Herr Direktor der Anstalt, mein verehrter Freund und geschätzter
Kollege, Dr. A. Sand, mir in freundlicher Weise hierzu die Erlaubnis erteilt hatte,
begann ich am Ende des Jahres 1889 mit meinen Studien. Es wurde mir indessen
im Laufe der ersten zwei Jahre meiner Studien völlig klar, dass die Arbeit bedeutend
grösser werden würde, als ich es mir je vorgestellt hatte, gleich zeitraubend wie kost­
spielig, und dass eine Monographie über die leprösen Augenleiden, wenn sie über­
haupt einen Zweck haben und von Nutzen sein sollte, ziemlich umfangreich werden
würde.
Nachdem ich im Jahre 1893 von der Universität ein Stipendium, um mich
mit dem Material unserer sämtlichen Leprahospitäler bekannt zu machen, erhalten
und dasselbe benutzt hatte, — nach Sammlung einer grösseren Anzahl (ca. 80) photo­
graphischer Bilder von augenleidenden Aussätzigen, und nachdem ich einen bestimmten
Plan gefasst hatte, — suchte ich zuerst Empfehlungen zu der wünschenswerten
staatlichen Unterstützung der Arbeit von verschiedenen kompetenten Autoritäten im
In- und Auslande zu erhalten. Dr. Danielssen, Dr. Armauer Hansen, Dr. Sand,
Prof. Dr. Hjort, Prof. Dr. Hjalmar Heiberg, Prof. Dr. Torup, Dr. Kaurin
Medizinaldirektor Bentzen, Prof. Dr. Grut-Hansen, Prof. Dr. Leber und
Prof. Dr. Sattler versahen mich mit solchen.