2. Lepra tuberosa.
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170 Pathol.-anatom. Untersuchungen. Adnexa des Auges.<br />
Lymphe behindert sein muss. Hierzu kommt noch ein interessanter Befund, dessen<br />
Bedeutung viel grösser sein kann, als man beim ersten Anblick denken sollte. Man<br />
"findet nämlich oft die <strong>Lepra</strong>bacillen zwischen den Zellen der Wurzelscheiden — in<br />
den Zellen selbst habe ich sie mit Sicherheit nicht gefunden — vereinzelt, in kleinen<br />
unregelmässigen Häufchen, oder endlich in langen Verbänden wie in feinen Gefässen<br />
nach einander liegend (Taf. XXII, Fig. 2). Diese Reihen können sich durch sämtliche<br />
Schichten der Wurzelscheiden erstrecken, und die Bacillen können in dieser Weise<br />
die Hautoberfläche erreichen, indem sie das letzte Stück des Weges zwischen dem<br />
Haar und dessen Scheiden zurücklegen. In den Haaren selbst habe ich sie nicht<br />
gefunden, aber die Farbenverhältnisse sind nicht günstig. Wenn diese Auswande<br />
rung eine stetige ist, kann man mit Recht von „einer fliessenden Bakterienquelle"<br />
sprechen, und diese kann viele <strong>Lepra</strong>bacillen nach aussen befördern, selbst wenn die<br />
Haut ganz intakt aussieht. Die Wirkung der Bakterientoxine im Sinne moderner<br />
französischer Dermatologen wird auch eine zufriedenstellende Erklärung des Haar<br />
ausfalles geben können.<br />
Durch Zerstörung der Haarfollikel wird die Haut nach Jahren ganz glatt, und,<br />
wenn die Knoten resorbiert werden, auch dünn und atrophisch. Demselben Schick<br />
sal wie die Haare verfallen dann auch die den Haaren und Follikeln angehörenden<br />
Gebilde, die Talgdrüsen und Musculi arrectores pilorum. Die Wirkung der<br />
<strong>Lepra</strong>bacillen scheint hier eine andere, eine mehr indirekte zu sein. Es gelingt selten<br />
Bacillen zwischen oder vielleicht in den Zellen der Talgdrüsen zu finden. Die zer<br />
störende Wirkung der <strong>Lepra</strong>bacillen auf die Drüsen ist daher in einer mangelhaften<br />
Ernährung oder den abnormen Verhältnissen der Umgebung am nächsten zu suchen.<br />
Die Verödung der Drüsen ist doch eine sehr langsame; nach Verlauf vieler Jahre<br />
kann man nahezu normale Talgdrüsen finden.<br />
Rascher verfallen die Musculi arrectores pilorum. Ob hier eine Inaktivitäts-<br />
atrophie vorliegt, oder dasselbe Verhältnis wie bei den Haaren und Drüsen die Ur<br />
sache ist, lässt sich nicht bestimmt aussagen. Die regressive Metamorphose kann man<br />
indessen gut verfolgen. Wenn die lepröse Infiltration eine Zeit vorhanden gewesen,<br />
findet man in den Muskelzellen kleine, vielgestaltete Körnchen von gelblichem Farben<br />
tone, die den Körnchen in der Herzmuskulatur bei Pigmentatrophie sehr ähnlich sind<br />
und die glatten Zellen der genannten Muskel der Haut gehen in derselben Weise<br />
wie die Herzzellen zu Grunde. Die Analogie der beiden Vorgänge wird durch die<br />
Gruppierung der Körnchen um die Kerne an beiden Stellen noch auffallender.<br />
Zunächst ist das Schicksal der Schweissdrüsen zu erwähnen. Man kann in<br />
vielen Arbeiten über die <strong>Lepra</strong> finden, dass die Bacillen in den Schweissdrüsen sehr<br />
leicht nachzuweisen seien. Nach meiner Erfahrung ist dies nicht der Fall. Damit<br />
sei nicht gesagt, dass <strong>Lepra</strong>bacillen in diesen Drüsen nie vorkommen; man kann sie