Kanatschnig Fischbacher Schmutz 1999 OIN_Bd_5.pdf - ÖIN
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probleme der „einen Welt“ wie Bevölkerungsexplosion,<br />
Hunger und Ernährung, Kriege, Migrations- und Flüchtlingsprobleme,<br />
Umweltzerstörungen und Klimabelastung<br />
u.v.a.m. können nicht von Regionen, Nationalstaaten<br />
oder Staatenbünden (z.B. EU) alleine auf bilaterale Art<br />
gelöst werden, sondern bedürfen zusätzlich handlungsfähiger<br />
multilateraler Organisationen. Regionalorganisationen<br />
sollten die „föderalen Bausteine“ 1 einer Weltordnung<br />
bilden, „Global Governance“ durch multilaterale<br />
Organisationen hingegen sollte die übergeordneten Rahmenbedingungen<br />
zur Friedens- und Umwelterhaltung<br />
durch Koordination der unterschiedlichsten weltweiten<br />
Interessen schaffen. 2 Es muß aber eingeschränkt werden:<br />
Der Multilateralismus verspricht zwar Vorteile, insbesondere<br />
in Hinblick auf eine demokratische und interessensausgleichende<br />
Gestaltung zwischenstaatlicher Beziehungen.<br />
Die Realität der multilateralen Organisationen sieht<br />
aber heute anders aus: Heftig kritisiert werden ihre meist<br />
fehlende Transparenz und Effizienz sowie ihre eindimensional<br />
ökonomische Ausrichtung. 3<br />
Handlungsebenen zur Förderung nachhaltiger Entwicklung<br />
auf internationaler Ebene sind in erster Linie verschiedene<br />
UN-Organisationen des globalen Systems der Vereinten<br />
Nationen, beispielsweise die Weltumweltkonferenz<br />
UNCED („United Nations Conference on Environment and<br />
Development“) oder das Umweltprogramm der Vereinten<br />
Nationen UNEP („United Nations Environment Programme“)<br />
sowie internationale Weltfinanz- und -handelsorganisationen<br />
(Weltbank, Internationaler Währungsfonds<br />
IWF und Welthandelsabkommen GATT/WTO). Ein für die<br />
nachhaltige Entwicklung bedeutendes internationales,<br />
multilaterales Abkommen wurde im Jahre 1992 in Rio auf<br />
Handlungsebenen<br />
100<br />
der Weltumweltkonferenz beschlossen. Die folgenden<br />
Dokumente wurden verabschiedet: „Deklaration von Rio“<br />
(Festlegung von Prinzipien), „Agenda 21“ (Absichtserklärung),<br />
„Klimaschutzkonvention“ und „Artenschutzkonvention“<br />
(beide völkerrechtlich verbindlich). Die Agenda 21<br />
hat den Status einer Zielformulierung, die durch völkerrechtsverbindliche<br />
Konventionen umgesetzt werden soll.<br />
Hier werden bereits die Handlungsgrenzen und -möglichkeiten<br />
internationaler Organisationen deutlich: Die Realität<br />
ist geprägt von der Dominanz wirtschaftlich mächtiger<br />
Länder, die ihre Interessen gegen andere Interessen<br />
durchsetzen können und sehr oft einer nachhaltigen Entwicklung<br />
zuwiderlaufen. Außerdem sind die UN-Organisationen<br />
mit zuwenig Kompetenzen und Finanzmitteln<br />
ausgestattet, um wirksam zu sein. Schließlich bleibt es<br />
oft nur bei Absichtserklärungen und abstrakten Zielen,<br />
ohne die beschlossenen Maßnahmen zu operationalisieren<br />
bzw. umzusetzen. 4<br />
Die Agenda 21 ist die Vorgabe eines weltweiten Reformkonzeptes<br />
für nachhaltige Entwicklung und dient regionalen<br />
und kommunalen Akteuren als Handlungsorientierung.<br />
Sie hat auf EU-Ebene das 5. Umweltaktionsprogramm beeinflußt,<br />
in Österreich den Nationalen Umweltplan (NUP)<br />
und auf Länderebene das Landesumweltprogramm für<br />
Oberösterreich (LUPO). Ihr Vorteil liegt in der Schaffung<br />
einer einheitlichen Zielsetzung für zahlreiche Einzelakteure<br />
im kommunalen und regionalen Bereich, die dadurch<br />
in Summe gesehen Gewicht bekommen.<br />
Die Weltbankgruppe und der Internationale Währungsfonds<br />
(„Bretton Wood Zwillinge“ 5 ) zählen zu den wichtigsten<br />
internationalen Kreditgebern und steuern damit in<br />
1 Vgl. Nuscheler, F.: Lern- und Arbeitsbuch Entwicklungspolitik. 4. Auflage, Bonn 1996, S.482.<br />
2 Vgl. Simonis, U.E., Suplie, J.: Weltumweltpolitk. (Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung), Berlin 1996.<br />
3 Vgl. ebenda, S.479ff.<br />
4 Vgl. Nohlen, D. (Hrsg.): Lexikon Dritte Welt. Länder, Organisationen, Theorien, Begriffe, Personen. 9. Auflage, Reinbek bei Hamburg<br />
1996, S.733ff.<br />
5 Nuscheler, F.: Lern- und Arbeitsbuch Entwicklungspolitik, a.a.O., S.464.