Kanatschnig Fischbacher Schmutz 1999 OIN_Bd_5.pdf - ÖIN
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Strukturen wird durch den derzeit rasanten Verbrauch<br />
(Versiegelung bzw. Verbauung) der endlichen Ressource<br />
Boden stark eingeschränkt. Maßnahmen zur Umlenkung<br />
dieser Entwicklung in Richtung sparsameren Umgangs<br />
mit Fläche müssen in erster Linie bei der derzeit flächenintensiven<br />
Siedlungsentwicklung ansetzen. Insbesondere<br />
die stetige Zunahme der durchschnittlichen Wohnfläche<br />
pro Person (derzeit rund 38 m2 ) trägt zur rasanten Siedlungserweiterung<br />
bei. Die Bewahrung des natürlichen<br />
Kapitalstocks „Boden“ erfordert einen umsichtigen und<br />
vorausschauenden Umgang mit der Landfläche. Im Mittelpunkt<br />
steht dabei die Verhinderung der Zersiedelung<br />
durch aktive, flächensparende Gestaltung der regionalen<br />
Siedlungsentwicklung. Insbesondere folgende Maßnahmen<br />
zur Siedlungsentwicklung „nach innen“ leisten dazu<br />
einen wesentlichen Beitrag:<br />
• Konzentration der Siedlungsentwicklung auf ortsnahe<br />
Flächen<br />
• Bevorzugung verdichteter Bauformen<br />
• Revitalisierung bzw. intensivere Nutzung bestehender Bausubstanz<br />
im Ortskern<br />
• Rückwidmung zentrumsferner Bauparzellen in Grünland<br />
• Eindämmen von Baulandhortung und Baulandausweisung<br />
• „Flächenrecycling“, Wiederverwertung brachliegender<br />
Industrie- und Gewerbeflächen usw.<br />
Die Landwirtschaft spielt eine zentrale Rolle bei der<br />
Flächenvorhaltung und Flächensicherung. Durch die Bewirtschaftung<br />
werden Agrarflächen zur Krisenvorsorge<br />
bzw. für eventuelle andere Nutzungen freigehalten. Damit<br />
übernimmt die Landwirtschaft Landschaftspflegefunktionen,<br />
hält die Landschaft offen und macht sie zugänglich<br />
(„Feinerschließung“ des ländlichen Raumes). Diese<br />
„Offenhaltung“ der Fläche durch möglichst geringe Be-<br />
Regionale Strukturen<br />
68<br />
bauung wirkt sich vorwiegend positiv auf das Kleinklima<br />
sowie (bei entsprechend schonender Bewirtschaftung)<br />
auf den Arten- und Biotopschutz aus. 1 Neben dem quantitativen<br />
Bodenschutz sind aber auch Maßnahmen zum<br />
qualitativen Bodenschutz, d.h. Maßnahmen zum Schutz<br />
der Bodenstruktur und der Bodenchemie, erforderlich,<br />
die im wesentlichen durch eine Umstellung auf biologischen<br />
Landbau erreicht werden können.<br />
b) Landschaftsschutz<br />
Anthropogene Nutzungsansprüche an die Landschaft<br />
sollten immer auf das Ziel der Erhaltung und Weiterentwicklung<br />
der typischen, reich gegliederten und vielfältig<br />
strukturierten, arten- und biotopreichen Natur- und Kulturlandschaft<br />
ausgerichtet werden. Dazu gehört die Bewahrung<br />
oder Wiederherstellung der typischen Elemente der<br />
Kulturlandschaft, wie Hecken, Baumreihen und Einzelbäume,<br />
gestufte Waldränder oder Obstbaumalleen, ebenso<br />
wie die Erhaltung und Weiterführung typischer bäuerlicher<br />
Bewirtschaftungsformen, die die Landschaft prägen<br />
sowie die Erhaltung von Haustierrassen und Kultursorten.<br />
Auch zur Erreichung dieser Ziele sollte eine<br />
wesentliche Erhöhung der Anzahl der biologisch wirtschaftenden<br />
bäuerlichen Betriebe in der Region angestrebt<br />
werden. Wälder sollten naturnah bewirtschaftet<br />
werden (z.B. natürliche Verjüngung, Mischung standortangepaßter<br />
Baumsorten, kleinräumige Nutzung – keine<br />
Groß- und Kahlschläge usw.). Ebenso sollte die Aufforstung<br />
landwirtschaftlicher Flächen in waldreichen Gebieten<br />
vermieden werden. 2 Die Ziele des regionalen Landschaftsschutzes<br />
sind am ehesten in engen Kooperationen<br />
1 Vgl. Bauer, S. u.a.: Gesamtinstrumentarium zu Erreichung einer umweltverträglichen Raumnutzung. Stuttgart 1996. S.54f.<br />
2 Vgl. O.ö. Umweltakademie (Hrsg.): Orte zum Leben, a.a.O., S.12f.