Kanatschnig Fischbacher Schmutz 1999 OIN_Bd_5.pdf - ÖIN
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schaftsentwicklung von struktureller Bedeutung: Die<br />
Technikentwicklung und -anwendung und das Angebot<br />
von Dienstleistungen, wie die folgenden Ausführungen<br />
zeigen.<br />
a) Technikentwicklung<br />
Ein wichtiger Ansatzpunkt zur Schaffung der strukturellen<br />
Voraussetzungen einer nachhaltigen regionalen Wirtschaftsentwicklung<br />
ist eine umwelt- und sozialverträgliche<br />
Technikentwicklung. Technologien sind zumeist in ökonomische<br />
und gesellschaftliche Systeme integriert und<br />
dort strukturell bedeutsam. Dort, wo Technologien in unmittelbarer<br />
Weise regional strukturgestaltend wirken,<br />
müssen sie mit den regional vorhandenen Strukturen<br />
kompatibel sein bzw. in regionalpolitische Zielvorstellungen<br />
eingeordnet werden können. Technikentwicklung<br />
unterstützt damit den Wandel regionaler Wirtschafts- und<br />
Gesellschaftsstrukturen. Regional angepaßte Technologien<br />
sollten insbesondere folgenden Kriterien genügen:<br />
• dezentrale Anwendbarkeit (d.h. leicht vom jeweiligen Umgebungskontext<br />
lösbar)<br />
• Reversibilität (d.h. Flexibilität zum Zwecke der Reorganisation)<br />
• Kompatibilität (vielfältige Gestaltungs- und Kombinationsmöglichkeiten<br />
durch Austauschbarkeit, Integration und<br />
Mehrzwecknutzung)<br />
• Fehlertoleranz (niedriges Risikopotential) u.ä. 1<br />
Besondere Bedeutung für die regionalisierte Wirtschaftsstrukturentwicklung<br />
haben Technologien, die eine materielle<br />
Kreislaufschließung ökologisch und sozio-ökonomisch<br />
verträglich ermöglichen sowie den nachhaltigen<br />
Einsatz erneuerbarer Ressourcen zum Ziel haben. Insge-<br />
samt sind die eingesetzten Technologien an ihrem Beitrag<br />
zum Aufbau nachhaltiger regionaler Wirtschaftsstrukturen<br />
und zur Sicherung von Arbeit, Einkommen und Lebensqualität<br />
zu messen.<br />
b) Öffentliche und private Dienstleistungen<br />
Zunehmende Bedeutung für die regionalwirtschaftliche<br />
Ebene gewinnt der Bereich der öffentlichen und privaten<br />
Dienstleistungen (tertiärer Sektor), insbesondere in den<br />
Bereichen Gesundheit und Altenbetreuung. Regionale<br />
Disparitäten, sozio-demographische Veränderungen und<br />
die sich abzeichnende finanzielle Belastungsgrenze der<br />
öffentlichen Hand erfordern hier grundlegende strukturelle<br />
Veränderungen, die eine zeitgemäße und gleichwertige<br />
Versorgung sicherstellen und gleichzeitig auf regionale<br />
Besonderheiten abgestimmt sind.<br />
Im Bereich des Gesundheitszustandes und der medizinischen<br />
Versorgung der Bevölkerung bestehen in Österreich<br />
regional große Unterschiede (West-Ost- bzw. West-Süd/<br />
Ost-Gefälle). Die Ursachen liegen einerseits in kulturellen<br />
und sozio-ökonomischen Faktoren und andererseits in<br />
regionalen Disparitäten hinsichtlich Quantität und Qualität<br />
der Gesundheitsversorgung. Eine stärkere Regionalisierung<br />
im Gesundheitsbereich beinhaltet insbesondere<br />
die Verbesserung der Versorgung mit Fachärzten, niedergelassenen<br />
Ärzten sowie mit verschiedenen Formen der<br />
ambulanten und halbstationären Versorgung („Gruppenpraxen“,<br />
Tageskliniken, Hauskrankenpflege, Praxiskliniken<br />
usw.). Eine dezentrale Versorgungsstruktur im ambulanten<br />
Gesundheitswesen würde nicht nur zur Kostenentlastung<br />
im Krankenhausbereich, sondern auch zur<br />
1 Näheres dazu in Fleissner, P., <strong>Kanatschnig</strong>, D. u.a.: Anforderungen an nachhaltige Technologien. Institutsgutachten (erstellt vom<br />
Österreichischen Institut für Nachhaltige Entwicklung im Auftrag des Bundesministeriums für Wissenschaft und Verkehr). Wien 1997.<br />
Regionale Strukturen Schriftenreihe 5<br />
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