Kanatschnig Fischbacher Schmutz 1999 OIN_Bd_5.pdf - ÖIN
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„Aufgabe der Gemeinschaft ist es, durch die Errichtung<br />
eines gemeinsamen Marktes und einer Wirtschafts- und<br />
Währungsunion [...] eine harmonische, ausgewogene und<br />
nachhaltige Entwicklung des Wirtschaftslebens innerhalb<br />
der Gemeinschaft, ein beständiges, nicht-inflationäres<br />
Wachstum, einen hohen Grad an Konvergenz der Wirtschaftsleistungen,<br />
ein hohes Beschäftigungsniveau, ein<br />
hohes Maß an sozialem Schutz, ein hohes Maß an Umweltschutz<br />
und an Verbesserung der Qualität der Umwelt,<br />
die Hebung der Lebenshaltung und der Lebensqualität,<br />
den wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalt und die<br />
Solidarität zwischen den Mitgliedsstaaten zu fördern.“<br />
Mit Österreich, Deutschland und Finnland haben 1998 bis<br />
<strong>1999</strong> jene europäischen Staaten die EU-Präsidentschaft<br />
inne, die sich besonders für das Leitbild der nachhaltigen<br />
Entwicklung und deren Integration in die Politik der EU<br />
einsetzen. Nun geht es darum, das im Amsterdamer Vertrag<br />
beschlossene Leitbild der nachhaltigen Entwicklung<br />
auch umzusetzen bzw. zu operationalisieren. Insbesondere<br />
folgende EU-Institutionen spielen bei der Integration<br />
der Europäischen Gemeinschaft bzw. der Realisierung<br />
der gemeinschaftlichen Entwicklung nach dem Leitbild<br />
der Nachhaltigkeit eine wesentliche Rolle:<br />
• Wirtschafts- und Währungsunion (WWU)<br />
• Gemeinsame Agrarpolitik (GAP)<br />
• Regionalpolitik (EU-Strukturfonds)<br />
Mit der Einführung der Wirtschafts- und Währungsunion<br />
(WWU) werden wichtige Bereiche der Europäischen Wirtschaftspolitik<br />
(z.B. Währungspolitik) auf einer makro-ökonomischen<br />
Ebene zentralisiert. Ein integriertes Verständnis<br />
der wichtigsten gesellschaftlichen Ziele entwickelter<br />
Volkswirtschaften (das sind Wettbewerbsfähigkeit, Be-<br />
Handlungsebenen<br />
98<br />
schäftigung und Erhaltung ökologischer Systeme) ist die<br />
Voraussetzung für eine integrierende Wirtschaftspolitik,<br />
zu der sich die EU laut Amsterdamer Verträgen bekennt.<br />
Eine solche Politik, die alle drei Ziele berücksichtigt, muß<br />
im Kern nicht die Erreichung bestimmter quantitativer Ziele,<br />
sondern die Erhaltung der Entwicklungsbedingungen<br />
ökologischer, ökonomischer und sozialer Systeme anstreben.<br />
Eine gemeinsame ökologische Wirtschaftspolitik<br />
sollte u.a. folgende Rahmenbedingungen setzen:<br />
• ökologische Steuerreform<br />
• allgemeine, umfassende Anreizinstrumente zur kontinuierlichen<br />
(ökologischen, sozialen und ökonomischen) Verbesserung<br />
der Wirtschaftsaktivitäten<br />
• produktivitätsorientierte und flexible Lohn- und Tarifpolitik<br />
(gemeinsam mit der Geldpolitik) zum Abbau der Massenarbeitslosigkeit<br />
• eine an der sozialen Grundsicherung orientierte Sozialpolitik<br />
u.ä.<br />
Aufgrund des großen Anteils der landwirtschaftlich genutzten<br />
Fläche in Europa (etwa 80%), der bedeutenden<br />
gesellschaftlichen Funktionen der Landwirtschaft (z.B.<br />
als Nahrungsmittelproduzent, Rohstofflieferant, Landschaftserhalter<br />
usw.) sowie des hohen Anteils der Ausgaben<br />
für die Landwirtschaft am EU-Budget 1 genießt die<br />
gemeinsame Agrarpolitik hohe Priorität. Aus den im<br />
Amsterdamer Vertrag festgeschriebenen Prinzipien Nachhaltigkeit<br />
und Integration ergeben sich wichtige Ziele<br />
für die ländlichen Regionen, die es durch Schaffung entsprechender<br />
Rahmenbedingungen in den kommenden<br />
Verhandlungen zu verfolgen gilt. Derzeit überwiegt ein<br />
sektoral geprägtes Verständnis der Landwirtschaft in der<br />
gemeinsamen Agrarpolitik, weshalb es wichtig ist, eine<br />
Weiterentwicklung in Richtung einer integrierten Politik<br />
für den ländlichen Raum anzustreben.<br />
1 Etwa 50% des EU-Budgets fließen in die Landwirtschaft. Dieser hohe Anteil kommt deshalb zustande, da sämtliche Agrarausgaben,<br />
wie Förderungen oder Kompensationszahlungen ausschließlich aus dem EU-Budget kommen.