WP147.pdf - Wuppertal Institut
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Eventkultur und nachhaltige Mobilität – Widerspruch oder Potenzial? 55<br />
Kampagne „You-move.nrw“<br />
Bei der Kampagne „You-move.nrw“ handelt es sich um einen Projektwettbewerb, der als so genannte<br />
„soft policy“ als zielgruppenspezifi sche Maßnahme zur Bewusstseinsbildung und Öffentlichkeits arbeit<br />
für eine nachhaltige Mobilität dienen soll. „You-move.nrw“ will bei Jugendlichen (15–25 Jahre) für<br />
die Mobilität im Umweltverbund und bei den professionellen Akteuren in Verkehrspolitik, Verwaltung<br />
und Verkehrsunternehmen für eine stärkere Berücksichtigung jugendspezifi scher Bedürfnisse<br />
und bessere Beteiligung von Jugendlichen an der Verkehrsplanung werben.<br />
Im Rahmen des Projektwettbewerbs haben sich 97 Gruppen oder Personen mit einem Projekt zur<br />
Wettbewerbsteilnahme angemeldet, wovon 72 Projekte zugelassen werden konnten. Das <strong>Wuppertal</strong><br />
<strong>Institut</strong> hat daraus anhand von zehn dafür entwickelten wissenschaftlichen Kriterien 28 preiswürdige<br />
Projekte vorausgewählt, von denen letztlich neunzehn durch eine Jury prämiert wurden.<br />
Inhaltlich umfassten die Wettbewebsprojekte die Lebenswelt der Jugendlichen und befassten sich<br />
entweder mit der Mobilitätsgestaltung in der Schule bzw. auf dem Weg dorthin oder in der Freizeit.<br />
Sie befanden sich in den verschiedensten Umsetzungstadien – von der Idee bis zum umgesetzten<br />
Projekt. Der thematische Schwerpunkt der Projekte lag auf dem ÖV, das Verkehrsmittel, welches von<br />
den Jugendlichen neben dem Fahrrad am häufi gsten genutzt wird.<br />
Die als Panelerhebung angelegte Befragung ergab, dass eine Mehrheit der befragten Jugendlichen<br />
durch ihre Beteiligung an der Kampagne „You-move.nrw“ für politische Entscheidungsprozesse im<br />
Allgemeinen und für verkehrs- und umweltpolitische Fragestellungen im Besonderen sensibilisiert<br />
wurden. Bei den Mobilitätseinstellungen der befragten Jugendlichen sind gewisse Veränderungen<br />
zu erkennen. Das Auto hat in mancher Hinsicht an positivem Image verloren und der ÖV hat einen<br />
Imagezuwachs erhalten. Die Verkehrsmittel des Umweltverbundes sind also durch die Kampagne als<br />
ergänzender Bestandteil eines individuellen Verkehrsmittelmixes ins Bewusstsein gerufen und wahrgenommen<br />
worden (Bernardt et al. 2003, Reutter 2004).<br />
Die öffentlichen Verkehrsunternehmen erkennen die Notwendigkeit, aktiv auf ihre (potenziellen)<br />
Kunden zuzugehen und ihnen die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel näher zu<br />
bringen. So gibt es mehrere Projekte, in denen mit Kindern die ÖPNV-Nutzung in Form<br />
von Busschulen, ÖPNV-Ralleys durch die Stadt oder auch Kampagnen wie You-move<br />
(vgl. Kasten) eingeübt werden. Speziell für ältere oder in ihrer Mobilität eingeschränkte<br />
Menschen werden Mobilitätstrainings durchgeführt, in denen sie an den Umgang mit<br />
Bussen und Bahnen und ihre jeweiligen Besonderheiten herangeführt werden (Rheinbahn<br />
2003: 29, üstra Umweltbericht 2001/2002: 48).<br />
Grundsätzlich ist es notwendig, ein umfassendes Marketing (-verständnis) in das Bewusstsein<br />
der öffentlichen Verkehrsunternehmen zu integrieren und dem Bereich Marketing und<br />
Kommunikation auch eine entsprechende Bedeutung im Etat zukommen zu lassen. Die<br />
Beispiele verdeutlichen, dass Ansätze der Live-Kommunikation und Events im ÖPNV<br />
durchaus bestehen und diese eine emotionale Kundenbindung unterstützen. Vor dem<br />
Hintergrund zukünftig eher knapper fi nanzieller Ressourcen und im Vergleich zur Automobilindustrie<br />
generell wesentlich knapperer Marketingbudgets sind Verknüpfungen mit<br />
<strong>Wuppertal</strong> <strong>Institut</strong> für Klima, Umwelt, Energie GmbH