WP147.pdf - Wuppertal Institut
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62 Holger Dalkmann, Carolin Schäfer-Sparenberg, Ralph Herbertz<br />
4.2 Strategien und Maßnahmen zur Kommunikation von<br />
Nachhaltigkeit<br />
Ein grundsätzliches Problem, das Konzept einer nachhaltigen Entwicklung zu vermitteln,<br />
besteht darin, dass sich Nachhaltigkeit am Gemeinwohl orientiert, aber vor dem Hintergrund<br />
individualisierter Lebensstile der individuelle Nutzen im Interesse des Einzelnen<br />
steht. Aus diesem Grund stehen bei der Vermarktung von Produkten und Dienstleitungen,<br />
also auch bei der Vermarktung von Autos und des ÖPNV, der individuelle Gewinn und<br />
die persönlichen Vorteile, die mit dem Kauf verbunden sind, im Blickpunkt.<br />
Um der Allgemeinheit das Konzept einer nachhaltigen Entwicklung näher zu bringen, ist<br />
es notwendig, das Gesamtkonzept inhaltlich zu konkretisieren und auf die persön lichen<br />
Bedürfnisse ausgewählter Zielgruppen abzustimmen. 9 Dies bedeutet unter anderem, dass<br />
unterschiedlichen Zielgruppen schwerpunktmäßig auf sie abgestimmte Teilaspekte von<br />
Nachhaltigkeit vermittelt werden und dabei jeweils die individuellen Vorteile jedes Einzelnen<br />
im Vordergrund der Kommunikationsmaßnahmen stehen. Während Personen,<br />
die dadurch gekennzeichnet sind, dass sie insbesondere Wert auf das persönliche und<br />
gesellschaftliche wirtschaftliche Wohlergehen legen, Argumente wie die Bezahlbarkeit<br />
der Produkte bzw. Dienstleistungen, die positiven Arbeitsplatzeffekte durch nachhaltiges<br />
Wirtschaften und die Reduzierung von Umweltkosten im Mittelpunkt der Kommunikationsmaßnahmen<br />
stehen sollten, spielen für Personen, die nicht über ein Auto verfügen<br />
können, im Rahmen einer nachhaltigen Mobilitätsgestaltung eher Aspekte wie eine verbesserte<br />
Erreichbarkeiten durch den ÖPNV und die Darstellung der eigenen Mobilitätsgewinne<br />
im Vordergrund der Kommunikation. Familien mit Kindern, bei denen Sicherheits-<br />
und Gesundheitsaspekte starke Berücksichtigung fi nden, können beispielsweise eher für<br />
ein nachhaltiges Mobilitätsverhalten sensibilisiert werden, indem auf die Reduzierung<br />
von Unfallgefahren und die Verminderung von Lärm- und Schadstoffemissionen durch<br />
die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel hingewiesen wird. Insgesamt ist festzuhalten,<br />
dass die Kommunikationsmaßnahmen abhängig von der Zielgruppe sind. Die Zielgruppen<br />
selbst lassen sich auf Basis von Werteinstellungen und Verhaltensweisen oder aufgrund<br />
bestimmter Lebensphasen identifi zieren und einteilen.<br />
Insgesamt kann festgehalten werden, dass es im Rahmen der Kommunikation mit der<br />
Öffentlichkeit und dem Endkunden wichtig ist, eher die Werte und Inhalte, die hinter einer<br />
nachhaltigen Entwicklung stehen, zu vermitteln als den Begriff „Nachhaltigkeit“ und das<br />
gesamte komplexe Konzept einer nachhaltigen Entwicklung. Es gilt, bei der Vermittlung<br />
nachhaltiger Lebens- und Verhaltensweisen den Menschen ihre individuellen Gewinne<br />
zu kommunizieren, auch wenn Nachhaltigkeit letztendlich das gesamtgesellschaftliche<br />
Wohlergehen zum Ziel hat.<br />
9 Auf dem Jahreskongress des Rates für Nachhaltige Entwicklung im Jahr 2003 wurde im Rahmen<br />
eines Themenforums diskutiert, inwieweit sich ein Markenzeichen „Nachhaltigkeit“ etablieren kann.<br />
In der Abschlussdiskussion wurde festgehalten, dass aus Marketingsicht die Komplexität des Nachhaltigkeitsthemas<br />
auf diejenigen Inhalte, die für eine breite Bevölkerungsgruppe relevant sind, heruntergebrochen<br />
werden muss (Rat für Nachhaltige Entwicklung 2004).<br />
<strong>Wuppertal</strong> <strong>Institut</strong> für Klima, Umwelt, Energie GmbH