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des vatikanischen Belvedere "Antinous"? - Walter Peter Gerlach ...

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Antinous vom <strong>Belvedere</strong><br />

hellenistischen Weltreiches unter Alexander dem Großen und damit auf Grund der Namensgleichheit<br />

zwischen dem Farnese Paul III., <strong>des</strong>sen Taufname Alessandro war, und dem griechischen Herrscher der<br />

Antike an eine imperiale Tradition mittelbar angeknüpft worden. Seinen Neffen ließ er ebenfalls auf den<br />

Namen Alessandro taufen. Es ist also der Stamm der Farnese, der hierbei den Ausgangspunkt bildet,<br />

nicht jedoch seine Stellung als Papst, wiewohl er sich bereits von Anfang an sehr um das Gedächtnis<br />

seines der damnatio memoriae anheimgefallenen Vorgängers, <strong>des</strong> Borgia-Papstes Alexanders VI.,<br />

annahm. Dieser Versuch scheiterte am Widerstand der Senatoren. 73 1543 wurde in der Sala di<br />

Campitolio als Stiftung <strong>des</strong> Senates eine Ehrenstatue Pauls III. aufgestellt (heute in Aracoeli). Sie hätte<br />

damit in der Mitte zwischen den Alexander-Dioskuren räumlich nach der <strong>des</strong> Marc Aurel und vor der <strong>des</strong><br />

Konstantin gestanden. Die Anspielung auf historisch-imperiale, nicht aber auf heilsgeschichtliche<br />

Ähnlichkeiten lag hier auf der Hand.<br />

1545 beginnt die Ausstattung der Sala Paolina in der Engelsburg, der päpstlichen Festung im antiken<br />

Hadrians-Mausoleum, die während <strong>des</strong> Sacco di Roma auch dem Farnese Kardinal sicheren Schutz<br />

geboten hatte. Im Freskenzyklus <strong>des</strong> Hauptsaales von Pierino del Vaga mit Szenen aus dem Leben<br />

Alexander <strong>des</strong> Großen wird nicht unmittelbar auf den bürgerlichen Taufnahmen <strong>des</strong> Papstes angespielt 74 ,<br />

sondern umfassender die heilsgeschichtliche Bedeutung <strong>des</strong> Reiches Alexander <strong>des</strong> Großen und das<br />

Wirken <strong>des</strong> hl. Paulus für die weltweite Ausbreitung <strong>des</strong> Christentums thematisiert. 75 An der südlichen<br />

Stirnwand ziert ein überlebensgroßes gemaltes Stadtbild <strong>des</strong> vormaligen Hausherrn, Hadrian, die Mitte<br />

<strong>des</strong> Saales. Läßt sich diese Darstellung ohne weiteres als ortsbezogene Genealogie verstehen, so bleibt<br />

eine mitbezeichnete Ähnlichkeit zwischen Paul III. und Hadrian hier allenfalls unterschwellig benannt.<br />

Paul III. hat diese Räume nicht selbst genutzt, sondern wurde vom Kastellan der Engelsburg, dem<br />

Kardinal Tiberio Crispo, gelegentlich dort bei Besuchen empfangen. Als verantwortlich für das<br />

Ausstattungsprogramm wird neben Paul III. persönlich, Latino Giovenale Manetti in den Jahren 1544/45<br />

erwogen. 76<br />

1546 wird eine vollständige humanistische Virtus-Genealogie Pauls III. durch Vasari in der Sala dei cento<br />

giorni der Cancelleria gemalt. Dort finden sich antike Kaiser-Büsten: Caesar und Alexander, Agrippa,<br />

Numa Pompilius und Trajan, Augustus und Vespasian. Diese Vorbilder, oberhalb von Darstellungen<br />

exemplarischer Verdienste und zeitgenössischer Ereignisse als Ausweis der virtutes <strong>des</strong> Papstes,<br />

präfigurieren die persönlichen Leistungen und Tugendbeweise Pauls III. 77 Einen Verweis auf eine<br />

metaphorische Ähnlichkeit zwischen Hadrian und Paul III., wie wir sie in der Engelsburg vermuten<br />

können, findet sich dort allerdings nicht.<br />

Alexander und Hadrian nun hatten mit Paulus eines gemeinsam: sie waren bedeutende historische<br />

Persönlichkeiten, die Griechisch sprachen, die Lieblingssprache auch Pauls III. schon während seiner<br />

Studienzeit als Zwanzigjähriger. 1488 drückte er das unzweideutig in einem Brief an einen<br />

Schulkameraden aus. 78 Genau dieses bestätigte Romulo Amaseo in seiner Trauerrede auf Paul III. von<br />

1563: Seine Gelehrsamkeit und Bildung sei nur der der vier römischen Herrscher Caesar, Augustus,<br />

Hadrian und Marc Aurel vergleichbar gewesen, seine Friedensliebe zudem der <strong>des</strong> Antoninus Pius und<br />

Marc Aurels. 79 Der für seine politischen Großgriechenland-Ambitionen bekannte ehemalige Hausherr der<br />

Engelsburg, der römische Kaiser Hadrian, steht dann auch nicht von ungefähr in der gemalten<br />

Ausstattung an zentraler Stelle in der Mitte der Südwand der Sala Paolina dem Erzengel Michael<br />

gegenüber.<br />

Versöhnungspolitik, nicht römisch-imperialer Tradition der Friedenspolitik etwa <strong>des</strong> Augustus, sondern<br />

jene, die Alexander als Initiator und Hadrian als Vollender zur Beförderung griechischer Hegemonie in<br />

den zur Zeit Paul III. vom Islam besetzen Ländern zu ihrer Zeit gegenüber Griechen, Juden, Ägyptern und<br />

den übrigen Völkern <strong>des</strong> vorderen Orients betrieben hatten, war die politische Ähnlichkeit, auf die Paul III.<br />

sich bezog. 80<br />

In Manettis Ernennungsurkunde zum Verantwortlichen für Roms antike Monumente durch Paul III. von<br />

1534 81 hieß es wörtlich: "... Nachdem uns Gott die heilige christliche Religion geschenkt hat, haben wir<br />

auch die Pflicht das Andenken der Monumente der Alten zu pflegen ... Nachdem jeder heidnische Kult in

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