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NeueChorszene 08 - Ausgabe 2/2008

Zeitschrift des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf e.V. Konzertchor der Landeshauptstadt Düsseldorf

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Konzertchor der Landeshauptstadt Düsseldorf

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Ausgespielt? - Das Ende der Schallplattenindustrie?<br />

Eine Marktanalyse von Rainer Großimlinghaus<br />

Was waren wir stolz! 1969 stand der<br />

Musikverein erstmals vor den Mikrofonen<br />

einer Schallplattenproduktion: Hermann<br />

Gehlen „Jazzmesse 1966“ unter<br />

der Leitung von Kurt Edelhagen. 1973<br />

begannen die Produktionen bei EMI,<br />

der Welt größtem Schallplattenproduzenten!<br />

2003 endete dieses Kapitel der Musikvereinsgeschichte<br />

mit der Produktion<br />

der 9. Symphonie von Beethoven<br />

unter Jaap van Zweden bei UNIVER-<br />

SAL Music, dem dann größten Konzern<br />

in Sachen Tonträger.<br />

Endete? Was war geschehen? War<br />

der Chor des Musikvereins qualitativ<br />

am Boden? Gott sei Dank: Nein! Aber<br />

die Schallplattenindustrie!<br />

Als ich im vergangenen Jahr (2007)<br />

den zaghaften Versuch unternahm,<br />

mich bei EMI Germany in Köln - mal<br />

wieder - zu melden und nach dem<br />

Stand der Möglichkeiten für den Musikverein<br />

fragte, wurde mir ein prägnantkurzes<br />

„No way!“ entgegen geschleudert.<br />

„Die CD ist out!“ vermeldete eine<br />

freundliche, aber genervte Stimme, so,<br />

als wäre die Frage schon jenseits von<br />

Gut und Böse; das müsse man doch<br />

wissen….!<br />

Aha, und was bitte schön ist „in“? „Bestenfalls<br />

Downloads können wir uns<br />

vorstellen, aber die müssten Sie dann<br />

in entsprechender Qualität liefern.“<br />

Also, wie war das doch gleich? Da gab<br />

es legendäre Schallplattenproduzenten<br />

wie Walter Legge, Prof. Elsa Schiller,<br />

John Culshaw auf internationaler Ebene,<br />

und Dr. Helmut Storjohann für die<br />

EMI-Tochter ELECTROLA GmbH, die<br />

NC 2 / <strong>08</strong><br />

mit Leidenschaft so merkwürdige Dinge<br />

wie „Repertoirepflege“ betrieben und<br />

Künstlerkarrieren begleiteten.<br />

Und heute? Wer im Internet die „News“<br />

der großen Label gebucht hat, wird<br />

fast wöchentlich mit Meldungen und<br />

Neuvorstellungen überhäuft. Also muss<br />

das Geschäft doch blühen, müssen die<br />

Produktionen doch geradezu sprudeln!<br />

Mitnichten!<br />

Guckt man genauer hin, dann<br />

schrumpfen Neueinspielungen im<br />

Klassikbereich auf kaum wahrnehmbare<br />

Ausnahmen zusammen. (Berliner<br />

Philharmoniker/Rattle, Wiener Philharmoniker/Neujahrskonzert)<br />

Man muss wohl Rolando Villazon oder<br />

besser noch Anna Netrebko heißen<br />

(und vor allem so aussehen, was - zugegeben<br />

- einem Chor einfach etwas<br />

schwerer fällt…).<br />

Gibt es (ausgerechnet) in Deutschland<br />

nur ein Kulturorchester? Selbst die<br />

Rundfunksinfonieorchester sucht man<br />

mit der Lupe, werden doch deren Produktionen<br />

aufnahmetechnisch „mundgerecht“<br />

geliefert.<br />

Im Ausland ist es nicht besser: das<br />

von der internationalen Kritikerjournalie<br />

zum weltbesten Orchester gewählte<br />

„Royal Concertgebouw Orchestra“ ist<br />

mit Neuaufnahmen kaum zu finden.<br />

Aus lauter Verzweiflung hat man in Amsterdam<br />

unter dem Namen RCO LIVE<br />

ein hauseigenes Label gegründet,<br />

um überhaupt noch überregional zur<br />

Kenntnis genommen zu werden.<br />

Gleiches gilt für die Orchester in San<br />

Francisco, Boston, New York sowie für<br />

die großen renommierten Klangkörper<br />

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