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NeueChorszene 08 - Ausgabe 2/2008

Zeitschrift des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf e.V. Konzertchor der Landeshauptstadt Düsseldorf

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Damit wurde auf intelligente und eindrückliche<br />

Weise mit den Wurzeln der<br />

Brahms’schen Kunst und einer daraus<br />

resultierenden Art Vorstudie des Komponisten<br />

zu seinem deutschen Requiem<br />

vertraut gemacht. Im zweiten Teil<br />

deutete Gardiner „Ein deutsches Requiem“<br />

von Johannes Brahms dann<br />

als ein Werk von „großer rhythmischer<br />

Vitalität, charakteristischer Rauheit und<br />

tiefer Ausdruckskraft“. 8)<br />

Wie langsam ist „Langsam“<br />

Nikolaus Harnoncourt führte das<br />

deutsche Requiem am 7. Dezember<br />

2007 mit den Wiener Philharmonikern<br />

und dem Schoenberg Chor im Wiener<br />

Musikvereinssaal auf. Auch er wollte -<br />

wie er sich in einem Interview vor der<br />

Veranstaltung äußerte 9) - an die abgerissene<br />

Brahms-Tradition wieder anknüpfen.<br />

Deshalb werde „das Publikum<br />

manches deutlich langsamer und manches<br />

deutlich rascher als zuletzt hören<br />

und mit dem damit erreichten ursprünglichen<br />

Charakter dieser Abschnitte über<br />

Brahms’ musikalische Botschaft, also<br />

die Aussage des Werkes, neu nachdenken<br />

können“ Harnoncourt wollte<br />

den ursprünglichen „Klangraum“ des<br />

Werkes mit einer kleinen Orchesterbesetzung<br />

- „so klein wie noch nie in<br />

moderner Zeit“ - und einer schlanken<br />

Wiedergabe für das Publikum hörbar<br />

machen. Was er damit vorhatte, entsprach<br />

der Größe jener Orchester, die<br />

Brahms zu seiner Zeit zur Verfügung<br />

standen. Sein Vorhaben ist gelungen.<br />

So schreibt die Wiener Kronenzeitung<br />

in ihrer <strong>Ausgabe</strong> von 10. 12. 2007:<br />

„... Harnoncourts Klangfarbendramaturgie<br />

ist von ideal weichen Konturen<br />

NC 2 / <strong>08</strong><br />

und samtigen Farben geprägt, die nur<br />

in den wenigen Höhepunkten dramatische<br />

Kraftentfaltungen erfahren. Er<br />

exekutiert ein straffes Tempogefüge<br />

ohne jedes Verschleppen und kehrt vor<br />

allem das Tröstliche hervor. ...“<br />

Exkursion:<br />

Gedanken über den Text des<br />

deutschen Requiems als<br />

Glaubenszeugnis von<br />

Johannes Brahms<br />

Johannes Brahms ist der Erste, der<br />

den Mut hatte, unter der Bezeichnung<br />

„Requiem“ ein musikalisches Werk zu<br />

veröffentlichen, das nicht auf dem vorgegebenen<br />

Text der kirchlichen Tradition<br />

basiert. Nebenbei öffnet er damit<br />

ein Tor, den Begriff „Requiem“ auch für<br />

andere Trauer und Tod verarbeitende<br />

Werke auch in nicht musikalischen Gattungen,<br />

wie Dichtung, Prosa, Malerei,<br />

Film u.a. zu verwenden.<br />

Brahms stellte sich aus Worten der Bibel<br />

eine Textgrundlage zusammen, die<br />

einen Weg aus den Anfechtungen seines<br />

eigenen Glaubens und den ihn bedrängenden<br />

Zweifeln vorgeben, auch<br />

in der Hoffnung, anderen Menschen<br />

damit zu helfen.<br />

Dabei ist einerseits festzustellen, dass<br />

Brahms über profunde Bibelkenntnisse<br />

verfügt. Er hat nach eigenem Bekunden<br />

täglich in der Bibel gelesen. Zu<br />

seiner mit dem 14. Lebensjahr beendeten<br />

schulischen Ausbildung gehörte<br />

auch ein kirchlicher Unterricht bei<br />

einem tüchtigen Hamburger lutherischen<br />

Pastor, bei dem er die Bibel,<br />

den lutherischen Katechismus und den<br />

lutherischen Choral kennen lernte und<br />

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