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NeueChorszene 08 - Ausgabe 2/2008

Zeitschrift des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf e.V. Konzertchor der Landeshauptstadt Düsseldorf

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Konzertchor der Landeshauptstadt Düsseldorf

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ze des schweren Werkes bereit; dazu<br />

noch unter der Bedingung, dass nach<br />

der Pause acht Sätze aus der populären,<br />

melodiösen Musik zu „Rosamunde“<br />

von Franz Schubert aufgeführt werden.<br />

Nur soviel wollte er wohl dem Publikum<br />

in dem Sonntagsnachmittags-Konzert<br />

„zumuten“. Der Misserfolg scheint uns<br />

Heutigen vorprogrammiert.<br />

Die ersten beiden Sätze wurden erstaunlicherweise<br />

noch mit Beifall bedacht.<br />

In dem Konzertsaal fehlte aber<br />

eine Orgel. So musste der 36 Takte<br />

lange Orgelpunkt auf D in der Fuge<br />

zum Abschluss von Satz 3 auf der Pauke<br />

imitiert werden. Der Schlagzeuger,<br />

der nicht wusste, wie das klingen soll,<br />

schlug das Finale mit unaufhörlichem<br />

Paukengehämmer in Grund und Boden.<br />

Da der Orgelpunkt noch von zwölf<br />

Kontrabässen, drei Posaunen und acht<br />

Hörner verstärkt wird, wurden Chor und<br />

Orchester von diesem Lärm so übertönt,<br />

dass das Publikum diese nicht<br />

mehr hören konnte.<br />

Das Publikum ist ratlos, ein Teil protestiert<br />

und zischt. Der einflussreiche<br />

Wiener Kritiker Eduard Hanslick, der<br />

Brahms wohlgesonnen war, versuchte<br />

die Situation zu retten, in dem er<br />

lobte, dass „seit den Todtenmessen ...<br />

unsrer Klassiker ... kaum eine Musik<br />

die Schauer des Todes, den Ernst der<br />

Vergänglichkeit mit solcher Gewalt dargestellt“<br />

hat.<br />

Er schrieb aber auch zum Finale von<br />

Satz 3: „Dieser Chor, den jeder, der<br />

die Partitur kannte, für das Großartigste<br />

halten musste, ist auf diese Weise<br />

aufgeführt, eine Tortur, als wenn man<br />

durch einen endlosen Tunnel fuhr“.<br />

22 NC 2 / <strong>08</strong><br />

Erste Uraufführung im<br />

Bremer Dom<br />

Genau betrachtet kam die Uraufführung<br />

im Bremer Dom durch eine Indiskretion<br />

des Brahms Freundes Dietrich<br />

zustande. Als Brahms erfuhr, dass dieser<br />

ohne seinen Auftrag die Originalnoten<br />

des Requiems an den Bremer<br />

Musikdirektor Karl Martin Reinthaler<br />

gegeben hatte, schrieb er sofort an<br />

Reinthaler (2. Oktober 1867), er möge<br />

ihm das Manuskript zur Überarbeitung<br />

und für eine baldige Aufführung in Wien<br />

zurückschicken.<br />

Gleichzeitig bat er ihn um eine Beurteilung,<br />

aber mit Nachsicht für „arge<br />

Spuren von Flüchtigkeit und eiligem<br />

Schreiben“ in dem vorliegenden Werk.<br />

Umgehend (5.Oktober 1867) antwortete<br />

ihm Reinthaler mit einem langen<br />

Brief. Er schreibt, dass er mit der Partitur<br />

einen „Schatz“ zurückschicke, und<br />

bedauert die Uraufführung in Wien,<br />

schlägt Brahms aber dennoch den<br />

Karfreitagstermin 10. April 1868 für eine<br />

Aufführung im Bremer Dom vor. Gleichzeitig<br />

machte er konfessionelle Bedenken<br />

wegen des Textes geltend und<br />

bittet Brahms „den Punkt“, um den sich<br />

„für das christliche Bewusstsein alles<br />

dreht, nämlich den Erlösungstod des<br />

Herrn“ noch in einem zusätzlichen Teil<br />

in die Komposition aufzunehmen. Wörtlich<br />

schreibt Reinthaler: „ ‚Ist Christus<br />

nicht auferstanden, so ist Euer Glaube<br />

eitel‘, sagt Paulus im Zusammenhang<br />

mit jener von Ihnen behandelten Stelle.<br />

Nun wäre aber an der Stelle ‚Tod, wo ist<br />

dein Stachel‘ etc. vielleicht der Punkt zu<br />

finden, entweder kurz im Satze selbst<br />

vor der Fuge oder durch Bildung eines<br />

neuen Satzes. Ohnehin sagen Sie im

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