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NeueChorszene 08 - Ausgabe 2/2008

Zeitschrift des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf e.V. Konzertchor der Landeshauptstadt Düsseldorf

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Konzertchor der Landeshauptstadt Düsseldorf

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letzten Satz: „Selig sind die Toten, die<br />

in dem Herrn sterben von nun an“, das<br />

heißt doch nur, nachdem Christus das<br />

Erlösungswerk vollbracht hat.“<br />

Brahms ist aber hinsichtlich der von<br />

ihm ausgewählten Bibelstellen zu keiner<br />

Konzession bereit. Er schreibt dazu<br />

zurück: „..., dass ich ... mit allem Wissen<br />

und Willen Stellen wie z. B. Evang.<br />

Joh. Kap. 3 Vers 16 (Anm. d. Verf. „Also<br />

hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen<br />

eingebor’nen Sohn gab“) entbehrte.<br />

Hinwieder habe ich nun wohl manches<br />

genommen, weil ich Musiker bin, weil<br />

ich es gebrauchte, weil ich meinen ehrwürdigen<br />

Dichtern auch ein ‚von nun<br />

an‘ nicht abdisputieren oder streichen<br />

kann.“ Für die Aufführung im Dom fand<br />

sich dann doch eine „Notlösung“: Das<br />

deutsche Requiem wurde in zwei Teilen<br />

aufgeführt und dazwischen trat das mit<br />

Brahms befreundete Ehepaar Joseph<br />

Joachim, Violine, und Amalie Joachim,<br />

Alt, auf.<br />

Zunächst spielte Joseph Joachim je<br />

ein Andante von J. S. Bach und Tartini<br />

und Schumanns „Abendlied“ als Violinsolo.<br />

Dann sang Amalie Joachim begleitet<br />

von ihrem Ehemann die Arie für<br />

Alt und Violine „Erbarme Dich Gott, um<br />

meiner Zähren willen“ aus Bachs „Matthäuspassion“<br />

und die Arie „Ich weiß,<br />

dass mein Erlöser lebt“ aus dem „Messias“<br />

von Händel. Die Händel-Arie wurde<br />

eingerahmt von den Chören „Seht,<br />

das ist Gottes Lamm“ und „Hallelujah“,<br />

ebenfalls aus Händels „Messias“. Damit<br />

war die Christologie in das Konzert<br />

eingeführt.<br />

Reinthaler hatte Chor und Orchester<br />

vorbereitet, die Aufführung leitete Johannes<br />

Brahms selbst.<br />

NC 2 / <strong>08</strong><br />

Die Uraufführung, zu der viel musikalische<br />

Prominenz aus ganz Deutschland<br />

nach Bremen gekommen war, wurde<br />

von den 2500 Zuhörern und der Kritik<br />

begeistert aufgenommen.<br />

Auch die Nachaufführung am 28. April<br />

1868 im Bremer Konzertsaal unter der<br />

Leitung von Hans Martin Reinthaler war<br />

ein voller Erfolg.<br />

Durch Ergänzung zum<br />

abgerundeten Meisterwerk<br />

Was Brahms veranlasste, nach dem<br />

überwältigenden Uraufführungserfolg<br />

sein deutsches Requiem durch den<br />

nachkomponierten fünften Teil „Ihr habt<br />

nun Traurigkeit“ unter Hinzunahme eines<br />

Solo-Sopranes zu ergänzen, ist<br />

ungeklärt.<br />

In seiner Niederschrift des Requiem-<br />

Textes auf dem dadurch berühmt gewordenen<br />

„Magelonen-Notenblatt“<br />

(1861) hatte Brahms schon einen fünften<br />

Satz mit dem Text aus Johannes<br />

16 Vers 23, den er dann auch für den<br />

Anfang seiner Nachkomposition verwendete,<br />

vorgesehen. Dass er sich<br />

über die Reihenfolge bei den Sätzen<br />

vier und fünf nicht schlüssig war, zeigen<br />

Korrekturen an der Bezifferung in<br />

dieser Niederschrift. Warum er letztlich<br />

den vorgesehen fünften Satz bei der<br />

ersten Fertigstellung des Werkes ganz<br />

wegließ, bleibt ebenso fraglich wie die<br />

Gründe für die Wiederaufnahme der<br />

Idee. Vielleicht war er unzufrieden darüber,<br />

dass dem Werk bei der ersten Uraufführung<br />

zur Verkündigung des Heilandes<br />

Jesus Christus fremde Werke<br />

„implantiert’“ worden waren, wobei ihm<br />

aber die Verwendung des Solo-Sopranes<br />

gefallen hatte. Jedoch geht seine<br />

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