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NeueChorszene 08 - Ausgabe 2/2008

Zeitschrift des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf e.V. Konzertchor der Landeshauptstadt Düsseldorf

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Konzertchor der Landeshauptstadt Düsseldorf

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setzte...“ Gewiss darf man somit davon<br />

ausgehen, dass Brahms mit dem Adjektiv<br />

„deutsch“ im Titel des Werkes nur<br />

die Sprache seiner Textauswahl aus der<br />

Luther-Bibel meint und nicht etwa einen<br />

nationalen Charakter seiner Musik.<br />

Impulse für die Komposition -<br />

Entstehungsgeschichte des<br />

deutschen Requiems<br />

Ebenso wie die „Copyright-Frage“<br />

des Werktitels hat die Musikwissenschaft<br />

trotz vieler Bemühungen den<br />

Anlass für die Komposition und den<br />

Entstehungsprozess - zumindest in seinen<br />

Anfängen - bisher nicht hinlänglich<br />

klären können. Brahms arbeitete wahrscheinlich<br />

zwischen 1854 und 1868 an<br />

dem Material zum (vollständigen) deutschen<br />

Requiem.<br />

Was Brahms konkret veranlasst haben<br />

könnte, „Ein deutsches Requiem“<br />

zu komponieren, kann nur aufgrund<br />

von Indizien gemutmaßt werden.<br />

Das musikalische Material des trauermarschartigen<br />

zweiten Requiemsatzes<br />

ist als früheste Entstehungsschicht in<br />

dem Scherzo einer später vernichteten<br />

Sonate für zwei Klaviere aus dem Jahre<br />

1954 zu finden; (andere Passagen<br />

übernahm Brahms in sein erstes Klavierkonzert<br />

1857). Den Trauermarsch<br />

soll Brahms damals unter dem Eindruck<br />

des Berichtes über den Selbstmordversuch<br />

Robert Schumanns am 27. Januar<br />

1854, als Menschen in Karnevalskostümen<br />

den aus dem Rhein geretteten<br />

Freund nach Hause brachten, niedergeschrieben<br />

haben. Von konkreten<br />

Requiemplänen war damals aber noch<br />

20 NC 2 / <strong>08</strong><br />

nichts bekannt.<br />

Die Musikforscher sind übereinstimmend<br />

der Ansicht, dass zwei Trauerfälle<br />

Anlässe für die Arbeit von Brahms<br />

am deutschen Requiem waren: am 29.<br />

Juli 1856 starb sein Mentor und Freund<br />

Robert Schumann und am 1. Februar<br />

1865 seine Mutter Christina. Innerhalb<br />

dieses Zeitraumes lassen sich wesentliche<br />

Teile des Entstehungsprozesses<br />

orten.<br />

In Briefen von 1859 schreibt Brahms,<br />

dass eine „Trauerkantate“ im Entstehen<br />

sei.<br />

Auf der Rückseite des Autographen<br />

seiner „Magelonen Romanzen“ op. 33<br />

wurden Notizen von Brahms für den Text<br />

des deutschen Requiems entdeckt, die<br />

auf das Jahr 1861 datiert werden können.<br />

Damals bereits hatte er alle Texte<br />

(im Ansatz auch für den später nachkomponierten<br />

5. Satz) abschließend<br />

fertiggestellt und auch schon Vermerke<br />

über die Tonarten und den Umfang<br />

der beiden ersten Sätze hinzugefügt.<br />

In dieses Jahr fiel der fünfte Todestag<br />

Robert Schumanns.<br />

Ein erster echter öffentlicher Beweis<br />

für die Arbeit an dem deutschen Requiem<br />

ist ein Brief von Brahms an Clara<br />

Schumann vom April 1865 (der Tod<br />

seiner Mutter liegt zwei Monate zurück)<br />

mit dem er ihr einige Notenblätter<br />

(aus dem Chorstück Nr. 4) zuschickt<br />

und deren Inhalt als in einer „Art deutschem<br />

Requiem“ komponiert bezeichnet,<br />

„mit dem ich derzeit etwas liebäugelte“.<br />

Einige Tage später schreibt<br />

er Genaueres an Clara Schumann. Er<br />

teilt ihr mit, dass er den Text für sein<br />

Werk selbst aus der Bibel zusammengestellt<br />

habe, das Werk mit einem Chor

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