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NeueChorszene 08 - Ausgabe 2/2008

Zeitschrift des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf e.V. Konzertchor der Landeshauptstadt Düsseldorf

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Konzertchor der Landeshauptstadt Düsseldorf

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Das Leben besteht aus Geschichten: Gaufres de Liège -<br />

Lütticher Waffeln ... und die merkwürdigen Gedanken des Udo Kasprowicz<br />

Insbesondere das Vereinsleben des<br />

Musikvereins ist die Summe der Anekdoten,<br />

Dramen und Komödien, die<br />

sich vor allem in Zeiten ereignen, in<br />

denen der Verein am intensivsten lebt:<br />

auf Konzertreisen. Nicht alles verdient<br />

festgehalten und, wie das Gründungsdatum<br />

des Musikvereins nahe legt, für<br />

Jahrhunderte konserviert zu werden,<br />

aber der Maßstab für Qualität und Bedeutung<br />

ist eben nicht nur musikalisch,<br />

sondern auch menschlich und kulinarisch.<br />

Eine Beziehung zur Musik herzustellen<br />

fällt bei den Köstlichkeiten eines<br />

Landes, einer Stadt oder einer Region<br />

meist nicht so schwer, denn auch<br />

Komponisten sind Menschen mit leiblichen<br />

Schwächen. Die entsprechenden<br />

Biographien erweisen sich als wahre<br />

Fundgruben.<br />

Jedoch wollte sich zu den warmen,<br />

44<br />

NC 2 / <strong>08</strong><br />

karamellisierten Lütticher Waffeln mit<br />

Zimtgeschmack nichts finden lassen.<br />

Bedauernd knüllten wir die klebrige<br />

Tüte zusammen, aus der wir auf dem<br />

Rückweg vom sonntäglichen Straßenmarkt<br />

genascht hatten, betraten das<br />

Lütticher Konzerthaus, um uns für das<br />

zweite Konzert dieses Wochenendes<br />

einzustimmen.<br />

Von diesem Moment an übernehmen<br />

übermächtige Gewalten, von Spöttern<br />

auch „Zufälle“ genannt, den Gang der<br />

Ereignisse und steuern unser Handeln<br />

wie das der Marionetten.<br />

So begeben wir uns denn in das<br />

Kellergeschoss des Salle philharmonique<br />

de Liège, in dem unsere Geschichte<br />

begann und bis zu ihrem Höhepunkt<br />

gedieh. Dort im Vestiare d’hommes<br />

stoßen wir auf eine Gruppe lyrischer-<br />

Tenöre und sonorer Bässe, die die Kleiderordnung<br />

für das Sonntagskonzert<br />

erregt diskutiert. Die meisten befürworten<br />

lautstark, dass wir auf Wunsch des<br />

Orchesters in weißem Oberhemd ohne<br />

Fliege und Jackett auftreten dürfen. 30<br />

Herren sind binnen kurzem umgezogen<br />

und streben ins Foyer oder auf die Straße,<br />

um noch ein paar Minuten frische<br />

Luft zu schöpfen, bevor das Liebeswerben<br />

ungarischer Zigeuner auf der außerordentlich<br />

warmen Bühne musikalisch<br />

dargeboten wird. Im Keller zurück<br />

blieben ein Enkel Richard Taubers, der<br />

vor dem Spiegel sein Äußeres dem<br />

betörenden Inhalt der Zigeunerlieder<br />

anzupassen versucht, ein zweiter Tenor,<br />

der darüber spöttelte, ein vor sich<br />

hin trödelnder Brummbass, sowie ein<br />

strahlend lächelnder Bassbariton, über<br />

dessen vielversprechenden Resonanz-

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