NeueChorszene 08 - Ausgabe 2/2008

in England. Sogar die BBC hat seit längerem
ein „Hauslabel“…..!
Und das alles hat natürlich Gründe,
denn produziert wird ausschließlich,
was Geld bringt, und zwar sofort!
Es stellt sich natürlich auch in diesem
Zusammenhang die ach so beliebte
Frage: „Wer gehört hier Wem?“
EMI ist kürzlich in die Hände eines
„Capital-Fonds“ - also eines reinen Finanzinvestors
- gefallen, der aus seiner
Zielsetzung kein Hehl machte und
zunächst einmal 3.000 Leute auf die
Straße setzte; egal, ob künstlerisches
Personal, Techniker oder Verwaltung.
Zugegeben, hier war mehrheitlich die
U-Musik betroffen, aber E-Musik? Wo
ist die denn heute überhaupt noch?
Völlig undenkbare Zusammenschlüsse
haben die letzen Jahre im Bereich
Klassik geprägt: Erzfeinde wie die Label
Philips, Deutsche Grammophon
und DECCA finden sich unter dem
Mantel UNIVERSAL Classics & Jazz
friedlich vereint zur Ausschlachtung ihrer
Kataloge wieder. RCA und ARIOLA-
EURODISC gemeinsam mit SONY!
Und EMI - oder dem, was davon übrig
geblieben ist - laufen die (bekanntlich
die Klassik mit tragenden Pop-) Stars
davon, zuletzt Robbie Williams, Paul
McCartney oder die Rolling Stones.
Grund: Es gibt kaum mehr künstlerische
Ansprechpartner, geschweige
künstlerische Konzepte. „Wertschöpfung“
und „Umsatzrendite“ lauten die
Vokabeln, die die Entscheidungsträger
noch verstehen.
Wenn man jetzt noch bedenkt, dass
im Bereich der Kunstmusik - besser:
der verkaufbaren Kunstmusik - nahezu
alles vorhanden ist, was die Literatur
hergibt, dann begreift man auch die aus
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der Not heraus gewachsene Liebe der
(verbliebenen) Schallplattenfirmen zu
ihren jeweiligen Archivbeständen. Das
gilt sogar für die Popstars der Klassik:
Böhm, Solti, Sawallisch, Bernstein,
Maazel und ganz besonders Herbert
von Karajan, dessen 100ster Geburtstag
2008 von der Branche gefeiert wird.
Und da hagelt es nur so an Wiederveröffentlichungen!
Ein neues Cover, eine
neue Zusammenstellung und schon hat
man ein neues Produkt. Neu?
Was Vater oder Mutter im CD-Regal
(früher hieß das Ding: „Schallplattenschrank“)
haben, kennt die sich verselbständigende
junge Generation
kaum; diese Käuferschicht - so sie
sich für die klassische Musik interessiert
- wird durch eine möglichst poppige
Umverkleidung mit bewährtem
„Alten“ versorgt. Die Substanz, also die
Werke an sich, bleiben eh dieselben.
Interpretation? Welch Luxus für eine
verschwindend geringe Zahl von Feinschmeckern!
Und wenn gar nichts mehr geht, dann
verkauft man an „Zweitverwerter“.
Joan-Records mit seinem Label Brilliant-Classics
ist so ein Fall, bei dem
seit 2005 nun auch der Musikverein
vertreten ist, und zwar mit der Gesamteinspielung
der Beethoven-Symphonien
unter Wolfgang Sawallisch (Royal
Concertgebouw Orchestra, 1993). Ursprünglich
bei EMI erschienen, erhält
man diese 5-CD-Box bei AMAZON für
sage und schreibe 16,99 EURO;
Oder in der Drogerie ROSSMANN,
oder im KAUFHOF, oder zur Not sogar
im CD-Einzelhandel……. („Wir hassen
teuer!“)
Hat man den Schock erstmal überwunden,
darf man über diesen Teil