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im Gebäude anwesenden Personen ist dadurch nur bedingt möglich. Die massive Möblierung<br />
von Bibliotheken birgt aber noch ein weiteres großes Problem: Personenströme im Gebäude<br />
müssen entsprechend um die Hindernisse herumgelenkt werden. Schon bei der Einrichtungsplanung<br />
einer Bibliothek muß dieser Aspekt berücksichtigt werden. Ist das Gebäude fertiggestellt<br />
und bezogen, läßt sich oft nur noch bedingt etwas verändern. Dabei sind feste Hindernisse,<br />
wie teilweise auch Regalkomplexe, per se nicht besonders gefährlich. Die Gefahr geht vor allem<br />
von beweglichen Teilen aus, die im Fluchtweg stehen oder in diesen stürzen können. Ein<br />
Zeitungsständer, der von einer flüchtenden Person angestoßen wird, diese zum Stolpern bringt,<br />
sie dadurch verletzt und die nachkommenden Menschen mindestens behindert oder sogar den<br />
Fluchtweg schwer benutzbar macht, birgt großes Risikopotential. Neben der Einrichtung des<br />
Gebäudes ist seine Struktur zu betrachten. Hier ist in der Regel die Situation der Flucht- und<br />
Rettungswege durch die Feuerwehr bzw. den Architekten festgelegt, der sich an die baurechtlichen<br />
Bestimmungen zu halten hat. Es existieren entsprechende Pläne für den internen Gebrauch<br />
der Feuerwehr und auch zum Aushang im Gebäude, auf denen die relevanten Informationen zu<br />
Rettungswegen, Feuerlöschern, baulichen Rahmenbedingungen (z.B. Rauchschutztüren) dargestellt<br />
sind, vgl. Kap. 2.<br />
Die Personen sind der am schwierigsten einzuschätzende Faktor bei Evakuierungsüberlegungen.<br />
Es wird sich um Personen handeln, die die genaue Struktur des Gebäudes nicht kennen.<br />
Selbst, wenn sie tägliche Besucher der Bibliothek sind, so werden sie eher den Weg vom Eingang<br />
zu dem Regal mit den für sie relevanten Medien finden als eine Aussage darüber machen<br />
können, wie sie von diesem Bücherregal am schnellsten zu einem Fluchtweg gelangen. Für<br />
diese Problematik muß eine Lösung gefunden werden, zumal nicht nur die Nutzer oft orientierungslos<br />
sind, sondern auch mancher Mitarbeiter betriebsblind durch das Gebäude wandelt,<br />
ohne sich um Fluchtwege zu kümmern. Nun kommt noch hinzu, daß Bibliotheken oft multikulturelle<br />
und damit auch mehrsprachige Nutzer haben. Werden alle diese Personen im Falle<br />
einer Evakuierung richtig informiert und unterstützt? Ist der Text der elektroakustischen Alarmierung<br />
nur auf deutsch oder auch in einer anderen Sprache? Bei Universitätsbibliotheken bietet<br />
sich hier Englisch als akademische Umgangssprache an. Weiterhin stellen Evakuierungssituationen<br />
in nicht unerheblichem Maße Bedrohungssituationen dar. Die Verhaltenspsychologie<br />
kennt einen bunten Strauß an möglichen Reaktionen von Menschen in Situationen, in denen sie<br />
Angst um Leib und Leben haben, vgl. [DU01].<br />
Um die Evakuierungsproblematik zumindest grundsätzlich zu verstehen, macht es Sinn, sich<br />
mit einigen grundlegenden Gedanken zu Personenströmungen vertraut zu machen. Die Faktoren,<br />
die bei einer Gebäudeevakuierung eine Rolle spielen, sind [Mül09]:<br />
• Anzahl und Zustand der Personen<br />
• Brandgefährlichkeit der Bauwerke<br />
• Uhrzeit und Art der Auslösung der Evakuierung<br />
• Ausbildungsstand und Disziplin des zum Gebäude gehörenden Personals<br />
In Bibliotheken halten sich – zumindest in einer kleineren Universitätsbibliothek – einige hundert<br />
Personen auf, davon eventuell mehrere mit körperlicher Beeinträchtigung. Es handelt sich<br />
dabei meist um Erwachsene verschiedenen Alters, Kinder sind eher die Ausnahme und dann<br />
vermutlich in Begleitung einer Aufsichtsperson. Bei den verschiedenen Forschungen und Studien<br />
der letzten Jahre, z.B. [BF06, DH00, Pas07], die sich mit dem Thema Personenströmungen<br />
oder Fluchtsituationen in Versammlungsstätten oder ähnlichen Bauten befaßt haben, stellt sich<br />
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