freischwimmer - Entwicklung, Erprobung und Bewertung - KOBRA ...
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Die Niederlande stellen in diesem Punkt eine Ausnahme dar, weil der Staat auch nach dem Studium<br />
Forschungsinteressen oder einen Einstieg in das Berufsleben explizit unterstützt. Dazu trägt sicher<br />
auch die sich verändernde Arbeitswelt bei. Die Tendenz dauerhafte Arbeitsstellen in unabhängige,<br />
zeitlich begrenzte Jobs umzustrukturieren, mag dem Bild des freien Architekten entsprechen. Aber ob<br />
auch die Freiheit des Auftragslosen gemeint ist, der – eher aus der Not geboren als der Tugend<br />
verhaftet – zwar auf dem eigenen Chef-Sessel sitzt, aber in der Realität als Ein-Personen-Büro lediglich<br />
Wettbewerbsprojekte produziert, bleibt offen. Was bei der aktuellen <strong>Entwicklung</strong> des Berufsbildes<br />
<strong>und</strong> der sich parallel verändernden Ausbildungssituation nicht bedacht wird, ist der wirtschaftlich<br />
bedingte Rückgang der Auftragssituation in der Baubranche <strong>und</strong> die kleiner werdende Zahl an Arbeitsplätzen<br />
für Architekten trotz neu oder wieder zu besetzender Berufsfelder. Zur Zeit haben wir ca.<br />
7.000 Hochschulabsolventen der Architekturstudiengänge aller Ausbildungsstätten pro Jahr in der BRD,<br />
ohne die internationale Konkurrenz zu zählen. In Deutschland sind um die 110.000 Architekten bei den<br />
Kammern gemeldet, „…was eine/einen Architekt auf 750 Einwohner ausmacht – die höchste Architektendichte<br />
in ganz Europa <strong>und</strong> wahrscheinlich sogar auf der ganzen Welt“ 4 .<br />
Für die Architektur, die keine klassische reine Wissenschaft ist <strong>und</strong> sich eher aus dem Bereich der<br />
Handwerks- <strong>und</strong> Baukunst als Beruf entwickelt hat, ist die Diskussion um Bildung versus Ausbildung<br />
keine Neuheit. Die neuen Aufgabenfelder der Ausbildung die eine <strong>Entwicklung</strong> von Handlungs- <strong>und</strong><br />
Lösungsstrategien vorsehen, prozess-orientiertes Denken, die Leidenschaft für eigene Vorhaben <strong>und</strong><br />
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kooperative Arbeitsstrategien fördern sowie Soziale Kompetenzen anlegen, stellen<br />
eine neue Herausforderung dar. Nicht nur die Studierenden müssen sich im<br />
Gr<strong>und</strong>studium von mitgebrachten <strong>und</strong> vorgefertigten Meinungen entledigen, auch<br />
das Denken dieser neuen Ausbildungsschwerpunkte seitens der Lehrenden setzt<br />
den <strong>freischwimmer</strong> voraus.<br />
In Baden-Württemberg wird schon seit 1993 ein Landeslehrpreis von der Stuttgarter<br />
Regierung verliehen. Hierbei geht es anders als bei anderen Rankings im<br />
Hochschulwesen mehr um den guten Lehrer als um den exzellenten Forscher.<br />
Die ZEIT berichtete im Mai 2007 über diese Tendenz in einem Artikel mit der<br />
Überschrift „Die Entdeckung der Lehre“.<br />
Anmerkung:<br />
1 Prof. Maya Reiner in einem Beratungsgespräch zur Disputation.<br />
2 Beschreibung des Gesamtmoduls „Spezielle Aufgaben <strong>und</strong> Entwurfslösungen“, Erläuterungen<br />
zum modularisierten Gr<strong>und</strong>studium im WS 2005/06 <strong>und</strong> SS 2006 vom 7.7.2005,<br />
Fachbereich -06-, Universität Kassel<br />
3 www.quality.de/lexikon/din_69901.htm, 2.7.2008<br />
4 Wiarda, Jan-Martin: Die Entdeckung der lehre, ZEIT Nr. 20, 10. Mai 2007<br />
5 Kraft, Sabine u.a.: Vogel-Strauß-Politik, in: ARCH+ 163, S. 17.<br />
Zusammenfassung <strong>und</strong> Fazit