freischwimmer - Entwicklung, Erprobung und Bewertung - KOBRA ...
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Den Anlass für eigenmotivierte Vorhaben, also den sogenannten Motor, bietet im Architekturstudium<br />
das Entwurfsprojekt. Wenn man die oben genannten Projektansätze <strong>und</strong> -kriterien zusammenfasst,<br />
könnte man behaupten, dass sie in der Architekturausbildung schon längst Einzug gehalten haben.<br />
Dennoch sollen hier einige Punkte hervorgehoben <strong>und</strong> das klassische Architekturprojekt im Rahmen<br />
des Studiums um einige Kriterien erweitert, bzw. neu definiert werden.<br />
Der wichtigste Punkt ist das persönliche Interesse der Studierenden am Ergebnis. In der Kosequenz heißt<br />
das der von Dewey benannten Parteilichkeit am Anfang nicht nur nachzugeben, sondern sie zu unterstützen.<br />
Der Anknüpfungspunkt für einen Entwurf sollte in den ersten Semestern immer die den Studierenden<br />
umgebende, bekannte Welt sein. Das Er – innern ist der Anfangspunkt des Ent – werfens. Die Identifikation<br />
des Studierenden mit einer Aufgabenstellung, seine Uminterpretation <strong>und</strong> damit seine Schwerpunktsetzung,<br />
bei der der Einzelne seine individuelle Zielvorstellung formuliert, spielt die wichtigste Rolle für das<br />
Engagement während der Projektbearbeitung. Sie trägt zur Authentizität <strong>und</strong> somit zur Qualität der<br />
Ergebnisse bei. An ihr wird der Bearbeiter sich am Ende messen lassen. Erst später können die Studierenden,<br />
wenn sie eine bestimmte Sicherheit im Umgang mit dem Entwurf aufzeigen, die Qualität der Unparteilichkeit<br />
erkennen, die für die Lösung realitätsbezogener Aufgabenstellungen erforderlich ist.<br />
Ein wesentlicher Punkt für die Lernenden ist auch die Reflexion darüber, wie sie bestimmte Prozesse<br />
<strong>und</strong> Vorhaben bewältigt haben, um das Gelernte zu verinnerlichen <strong>und</strong> weiterhin verwenden zu kön-<br />
40 41<br />
Entwurfsprojekte als Motor<br />
nen. Nicht nur die Ergebnisse sollten hier bewertet werden, wichtiger ist, den<br />
Arbeitsprozess zu beobachten, um individuelle Schwächen bearbeiten <strong>und</strong> Stärken<br />
ausweiten zu können. Dieses Erfahrungslernen, das den Begriff der Wahrnehmung<br />
an den der Erfahrung knüpft, ist am besten in komplexen Entwurfsprojekten<br />
möglich, was im Verständnis Deweys die Erfahrung als Reflexion des Tuns ausmacht.<br />
Das alleinige Tun, Machen, Produzieren bringe noch keinen Erkenntnisgewinn.<br />
Die reflektierende Auseinandersetzung, das bewusste Ziehen von Rückschlüssen<br />
<strong>und</strong> die Herstellung des Zusammenhangs von eigenem Handeln <strong>und</strong><br />
Reaktion von außen gewährleiste einen ständigen Veränderungsprozess <strong>und</strong><br />
damit eine <strong>Entwicklung</strong> der Persönlichkeit. Der englische Begriff education beinhaltet<br />
bei John Dewey nach neueren Rezeptionen parallel zum Begriff der<br />
Erziehung den Begriff der Bildung. Sie ist ein “genereller Faktor der zu keiner<br />
Zeit abwesend ist. Allerdings muss zeitlich vor der Aneignung abstrakter Wissensgehalte<br />
[...] dasjenige stärker gewichtet werden, was Dewey als Herausziehen<br />
bezeichnet.” 13<br />
Hier erscheint seitens der Lehrenden eine intensive kontinuierliche Begleitung<br />
<strong>und</strong> eine ernsthafte Auseinandersetzung mit jedem Einzelnen unablässlich. Diese<br />
Formen der Auseinandersetzung, gerade über einen längeren Zeitraum, sind<br />
Entwurfsprojekte<br />
als<br />
Motor –<br />
Relevanz der<br />
theoretischen<br />
Ansätze<br />
für die<br />
Architekturausbildung