kostumkunde für sammler
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Vorder-Indien. 177<br />
auch noch nach Belieben über den Kopf gelegt werden kann.<br />
Letzteres wird stets mit einem Gürtel festgelegt und kann den<br />
Kopf nicht mehr bedecken.<br />
Diese ursprüngliche Hindutracht erfuhr nun manche Bereicherung,<br />
ohne daß man überall mit Bestimmtheit sagen kann, wann<br />
und woher. In den Miniaturmalereien der Mogulepoche, also vom<br />
16. Jahrhundert an, erscheinen die Männer in einer Tracht, die man<br />
nicht anders als persisch nennen kann. Es ist ein im Oberkörper<br />
enganliegender und von der Taille glockenförmig abstehender Rock,<br />
in dem wir den persischen Kaftan mit faltigem Schoß wiedererkennen,<br />
auch ist er wie dieser schräg über der Brust geschlossen.<br />
Aus Nordwesten dürfte er in Indien eingedrungen sein, denn in den<br />
Radjputanastaaten wird er noch in seiner alten Form getragen und<br />
im Pundjab findet sich der Schnitt ebenfalls in den Filzröcken<br />
einiger Bergstämme. Gleichzeitig mit diesem Rock treten die im<br />
Gegensatz zu der türkischen Pumphose unten offenen röhrenförmigen<br />
Beinkleider in Erscheinung, deren persischer Name<br />
Paidschama ihre Herkunft ebenso zweifellos verrät wie ihre Form.<br />
Schoßrock und Paidschama bilden fortan einen Bestandteil der<br />
nordindischen Tracht, aber auch der Süden hat sich nicht ablehnend<br />
gegen beide Kleidungsstücke verhalten. Während der Rock sich<br />
stark verändert hat, werden die Hosen in unveränderter Form von<br />
beiden Geschlechtern getragen, in der Hauptsache von den Mohammedanern<br />
und Mohammedanerinnen; wenn Hindus und Hindufrauen<br />
sie anlegen, tragen sie noch das Dhoti darunter. Der Rock hat sich<br />
zu dem eigentümlichen Hindurock (Ungurkha) entwickelt, der enger<br />
und knapper ist als der mohammedanische Kaftan, nur bis zur Wade<br />
oder den Knien reichend, mit Schlitzen rechts und links, engen<br />
Ärmeln und dem charakteristischen rundgeschnittenen Brustverschluß,<br />
der von den Mohammedanern von rechts nach links<br />
und von den Hindus von links nach rechts geknöpft wird. Er wird<br />
von Hoch und Niedrig getragen; von Handwerkern, Handlungsgehilfen,<br />
Hausdienern und sonstigen Gewerbetreibenden, aber auch<br />
vom Großkaufmann, dem hohen Beamten und Würdenträger.<br />
Auch der Fürst und seine Minister tragen ihn von kostbaren Stoffen<br />
Miitzel, Kostümkunde <strong>für</strong> Sammler. 12<br />
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