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Jahrbuch des Geschichtsvereins für das Herzogtum Braunschweig ...

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Digitale Bibliothek <strong>Braunschweig</strong><br />

M. NIEBOUR<br />

Gutes und Schönes ist darin; nur scheint mir die Sprache zuweilen mehr<br />

poetisch als dem Sujet angemessen und die Charaktere etwas unbestimmt.<br />

Auch steht die Handlung manchmal still; manchmal läuft sie, und sturzt sich<br />

gleichsam über einander. Es bleibt aber doch ein sehr gutes Stück, und mir<br />

ist seit mehreren Jahren kein besseres vorgekommen. Wie man mit der Aufführung<br />

zufrieden seyn kann, mag H. L. selbst sagen." Das ist <strong>das</strong> Urteil eines<br />

entschiedenen Freun<strong>des</strong> der ganzen Richtung, der bald darauP) nach dem<br />

Lesen der "Zwillinge" den "Julius" hoch über diese stellt. Der letzte Satz<br />

scheint auf eine mittelmllssige Leistung der Darsteller hinzuweisen. - Der<br />

zweite Zeuge <strong>für</strong> die Berliner Aufführungen war wohl Kutschera noch nicht<br />

zugänglich, es ist Nicolai, also auch ein Lessingianer, dem der Dichter <strong>des</strong><br />

"Julius von Tarent" besonders empfohlen war. Er antwortet auf Lessings<br />

Empfehlung am 29. Juni 17763) lakonisch: "Herr L. hat mir Ihren Brief vom<br />

16. übergeben"; auf Eschenburgs Empfehlung schreibt er am 4. Oktober<br />

17764): "Dank <strong>für</strong> die Bekanntschaft mit Herrn Leisewitz. Dies ist ein Mann<br />

nach meinem Herzen. Er gefällt mir auch besser als sein Trauerspiel, <strong>das</strong><br />

meines Erachtens mehr den scharfsinnigen philosophischen Kopf als den<br />

Trauerspieldichter verrät." So an die Freunde Leisewitzens. An GebIer aber<br />

schreibt er am 12. Oktober 17766): "Der Verfasser Herr Leisewitz, ist ein<br />

Mann von vielem Verstande und Scharfsinn, <strong>das</strong> merkt man auch im Stücke;<br />

aber auf dem Theater thut es keine Wirkung. - - Er ist diesen Sommer<br />

beynahe 2 Monate in Berlin gewesen (wo er auch'sein Stück aufführen sahe). "<br />

Im ganzen schliesst er sich also hier der Ansicht seines Korrespondenten, <strong>des</strong><br />

österreich ischen Staatsrates und Dramendichters GebIer in Wien an, der, ein<br />

ausgesprochener Lessingianer, bald nachher 6 ) seiner Genugtuung über <strong>das</strong><br />

Verbot der "Zwillinge" in Wien Ausdruck gibt, der aber unter dem 16. Juli<br />

1776 an Nicolai geschrieben hat: "Julius von Tarent hat einige gute Stellen,<br />

aber <strong>das</strong> Ganze gefällt mir nicht, und kann auf keinem Theater gefallen."<br />

(GebIer hatte es freilich nicht auf der Bühne gesehen). - So weit die Nachrichten<br />

Uber die ersten Berliner Aufführungen.<br />

Über die Schrödersehen Aufführungen finden sich in den schon oben genannten<br />

Quellen nur kurze Theaternachrichten, die sich meist mit den Leistungen<br />

der Schauspieler. beschäftigen. Über die erste Hamburger Aufführung<br />

schreibt Schütze 5 ): "Am 9. April 1777 kam Julius von Tarent, von Leisewitz,<br />

eins der wenigen deutschen Originaltrauerspiele, <strong>das</strong> den Ruhm <strong>des</strong> deutschen<br />

I) Brief vom 2.8. 1776, Lessings Sämtl. Werke, ed. Lachmann XIII S. 562 . 2) Lessing<br />

S. W. XIII S. 557. 8) Deutsche Literaturzeitung 1890 S. 987.

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