06.10.2013 Aufrufe

Jahrbuch des Geschichtsvereins für das Herzogtum Braunschweig ...

Jahrbuch des Geschichtsvereins für das Herzogtum Braunschweig ...

Jahrbuch des Geschichtsvereins für das Herzogtum Braunschweig ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Digitale Bibliothek <strong>Braunschweig</strong><br />

BEITRÄGE ZUR KENNTNIS DES DICHTERS LEISEWITZ 95<br />

dramatischen Genius gleich dem eines Lessing bei der Nachwelt sichert, und<br />

dem Klingers Zwillinge den Preis der Vorzüglichkeit bei der Hamburger<br />

Direktion abgerungen hatte, zuerst auf die Bühne. Leider aber ward dies<br />

Meisterstack nicht durchaus gut gegeben. Was Madame Stark als Äbtissin,<br />

Demoiselle Ackermann als Blanka, Brockmann und selbst Lambrecht als<br />

Zwillingsbruder, auch Madame Schröder (Cäcilia) trefflich oder gut machten,<br />

verhunzte der komische Schütz, der in Aspermontes Kleider gesteckt war,<br />

und ein erbärmlicher Bindriem, der als Erzbischof die Kunst prostituierte." -<br />

Schröders Konstantin fand "den Beifall, den sein Talent auch im tragischen<br />

Rollenspiel dem Publikum abzwang." Der erste Satz dieser Kritik ist offenbar<br />

nachgesprochenes literarisches Urteil; die Besprechung der Auffilhrung<br />

aber beweist, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Stück auch auf der Hamburger Bühne "keine Wirkung<br />

getan hat", und wir werden dem Berichte kaum glauben, r <strong>das</strong>s <strong>das</strong> bei der<br />

brillanten Besetzung aller übrigen Rollen nur an Aspermonte und dem Erzbischof<br />

gelegen haben sollte. - Über dieselbe Vorstellung hat Meyer 1 ) nur<br />

die kurze Bemerkung: "Am 9ten war Julius von Tarent, in welchem Schröder<br />

den Fürsten, am 25sten die Verschwörung wider Venedig, worin er den<br />

Priuli mit gerechtem Beifall spielte. Zu der ersten Rolle hatte er sich lange<br />

vorbereitet, und seinen Gang sorgfältig geübt." Also nichts von einem Erfolge<br />

<strong>des</strong> Stücks, nichts von einer hervorragenden Leistung Schröders, wie Meyer<br />

sie gern enthusiastisch verzeichnet. Meyer berichtet dann über die Vorstellung<br />

am 19. Sept. 1777, Bock aus Gotha sei als Guido aufgetreten, und "man<br />

liess dem gelibten Schauspieler Gerechtigkeit widerfahren." - Von der Vorstellung<br />

am 29. März 1780 berichtet dann Schütze 2 ): "Scholz debütirt als<br />

Guido mit nicht ganz unverdientem Beifall", und nachdem er die andern Darsteller<br />

nur aufgezählt hat, schliesst er: "Die Vorstellung fällt zur Zufriedenheit<br />

aus." Derselbe berichtet dann noch aus d. J. 1793, Schröders "guter<br />

Geschmack" habe "verschiedene ältere ehemals beliebte Stücke" wiedergebracht,<br />

so Emilia Galotti, so Julius von Tarent, doch seien die Darsteller<br />

"unfähig" gewesen. Die Hamburger Nachrichten verzeichnen also übereinstimmend<br />

eine kühle Aufnahme <strong>des</strong> Stackes und tadeln mehr oder weniger<br />

die DarstellerS). - Die eingehendste und wohl auch berufenste Kritik haben<br />

') a. a. O. I S. 295. ') a. a. o. S. 491. ") Es ist sehr interessant, damit zu<br />

vergleichen, welche Wirkung im Jahre zuvor Klingers "Zwillinge" in ganz ähnlicher<br />

Besetzung durch die Schröder'sche Gesellschaft getan haben. Da berichtet derselbe<br />

Schütze (a. a. o. S. 444-445) von der "herzerschütternden Wahrheit, womit die<br />

Reinickes, Brockmann, Lambrecht, die Ackermann die drangvollsten Situationen darstellten",<br />

freilich auch von der "schauderhaften Katastrophe", die dem "zartnervichten Theile <strong>des</strong><br />

Hamburger Publikums" zu stark war. Nach Meyer scheint freilich Schröder mit seinem<br />

Grimaldi keinen grossen Erfolg gehabt zu haben, er kämpfte eben damals noch gegen <strong>das</strong><br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042092

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!