elements33 - Evonik
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12 GESUnDhEIt & ERnÄhRUnG<br />
Abbildung 6<br />
Beiträge der einzelnen Optionen in der<br />
Schweinemast zum Primärenergiebedarf<br />
(Primary Energy Demand, PED)<br />
Option 1 Option 2 Option 3<br />
PED [MJ/fE]<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
333 an Rapsöl in der Futtermischung– dies<br />
spiegelt sich im höheren Energiebedarf<br />
von 281 MJ/fE wieder, da die Ölgewinnung<br />
aus Raps recht energieaufwändig ist (Abb.<br />
6). Der hohe Bedarf an Primärenergie für<br />
Option 1 ist im Wesentlichen auf den großen<br />
Anteil an biotechnologisch hergestellten<br />
Aminosäuren in der Futtermischung<br />
zurückzuführen. Die in den Fermentationsprozessen<br />
eingesetzten Zuckerquellen<br />
benötigen in der Herstellung relativ hohe<br />
Energiemengen.<br />
Die Zugabe von Aminosäuren zu Futtermischungen<br />
ersetzt pflanzliche Ressourcen<br />
und beansprucht damit weniger<br />
Anbaufläche. Darüber hinaus muss weniger<br />
Energie zur Verarbeitung und Bereitstellung<br />
der erforderlichen Rohstoffe<br />
ver braucht werden. Diese Faktoren werden<br />
in RohölÄquivalenten pro funktionelle<br />
Einheit (Crude Oil equiv/fE) abgebildet.<br />
Die Ökobilanz ergab, dass der Ressourcenverbrauch<br />
der Option 2 gegenüber der Option<br />
1 mit rund 2,2 kg Crude Oil equiv/fE<br />
annähernd doppelt so hoch ist. Noch deutlicher<br />
wird dies im Vergleich zur Option<br />
3 mit 3,05 kg Crude Oil equiv/fE (Abb. 7).<br />
Um dem steigenden Bedarf an Rohstoffen<br />
für Futtermittel decken zu können,<br />
werden häufig ökologisch wertvolle Naturflächen<br />
gerodet. In erster Linie wirken<br />
sich solche Landnutzungsänderungen beispielsweise<br />
durch Abholzung oder Brandrodung<br />
auf die klimarelevanten Emissionen<br />
aus – ein Großteil des in Boden und<br />
Biomasse gespeicherten Kohlenstoffs wird<br />
<strong>elements33</strong> Ausgabe 4|2010<br />
Abbildung 7<br />
Beiträge der einzelnen Optionen in der<br />
Schweinemast zum Ressourcenbedarf in Form<br />
von Verbrauch an RohölÄquivalenten<br />
(Crude Oil Equivalents)<br />
Ressourcenbedarf [kg Crude Oil equiv./fE]<br />
3,2<br />
2,8<br />
2,4<br />
2,0<br />
1,6<br />
1,2<br />
0,8<br />
0,4<br />
0<br />
dabei als CO 2 freigesetzt. Um diese Effekte<br />
quantifizieren und bewerten zu können,<br />
wurde in der Ökobilanz von <strong>Evonik</strong> erstmals<br />
auch der Einfluss einer sogenannten<br />
Landnutzungsänderung erfasst.<br />
Am Beispiel des Sojaanbaus können die<br />
Auswirkungen der Landnutzungsänderung<br />
deutlich gemacht werden. Dabei entspricht<br />
das Basisszenario dem Treibhausgaspotenzial<br />
der jeweiligen Futtermischung.<br />
Die Minimalwerte stehen für eine<br />
Halbierung des Sojaanteils mit Landnutzungsänderung,<br />
die Maximalwerte für<br />
eine Verdoppelung. Da Option 1 keinen<br />
Sojaschrot enthält, bleibt der Wert im Vergleich<br />
zum Basisszenario unverändert.<br />
Option 2 hat den größten Anteil an Sojaschrot<br />
in der Mischung und zeigt somit<br />
auch die größten Schwankungsbreiten<br />
von 18 kg CO 2 e/fE bis 33 kg CO 2 e/fE gegenüber<br />
der Referenz im Basisszenario<br />
mit 25 kg CO 2 e/fE. Bei Option 3 werden<br />
Sojaschrot und öl teilweise durch Rapsschrot<br />
und öl ersetzt – daher sind die<br />
Minimalwerte mit 2 kg CO 2 e/fE noch<br />
günstiger als in der Option 1 (Abb. 8).<br />
Innovatives Fütterungskonzept<br />
als Beitrag zur Nachhaltigkeit<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen: Die<br />
Supplementierung von herkömmlichem<br />
Futter für die Schweinemast durch gezielte<br />
Zugabe von Aminosäuren hat deutlich<br />
geringere negative Auswirkungen auf<br />
Klima und Umwelt als der Zusatz von pro<br />
Abbildung 8<br />
Einfluss der Landnutzungsänderung auf<br />
die Beiträge zum Treibhauseffekt GWP<br />
Basisszenario<br />
Minimum Maximum<br />
GWP [kg CO 2e/fE]<br />
36<br />
32<br />
28<br />
24<br />
20<br />
16<br />
12<br />
8<br />
4<br />
0<br />
Option 1 Option 2 Option 3<br />
teinreichem Soja oder Rapsschrot: Die<br />
Emissionen von Stickstoffverbindungen<br />
und Treibhausgasen sinken, Versauerung<br />
und Eutrophierung sind deutlich geringer,<br />
ökologisch wertvolle Naturflächen werden<br />
geschont, nicht zuletzt spart der Tierhalter<br />
Kosten, da die Schweine mit Aminosäuren<br />
supplementiertes Futter weit effizienter<br />
verwerten.<br />
Das führt zur Frage: Kann intensive<br />
Tierhaltung nachhaltig sein? Ja – wenn<br />
die Wechselwirkungen zwischen Nutzvieh<br />
und Umwelt verstanden sind und<br />
wenn die Erkenntnisse in Wachstumsszenarien<br />
und in die Fütterungspraxis Eingang<br />
finden. Moderne Proteinernährung<br />
spielt bei der Tierzucht eine Schlüsselrolle.<br />
Da Futteranbau und Mast in einer globalisierten<br />
Welt oft in weit voneinander<br />
entfernten Regionen stattfinden, genügt<br />
dabei schon lange nicht mehr nur der Blick<br />
auf nationale Gegebenheiten. Vielmehr<br />
müssen soziale, ökologische und wirtschaftliche<br />
Dimensionen über alle Grenzen<br />
hinweg analysiert und bewertet werden.<br />
Die Ökobilanz ist dabei ein wichtiges,<br />
international genormtes Werkzeug. Sie<br />
ermöglicht den Vergleich von weltweiten<br />
Stoff und Produktionsketten. Sie öffnet<br />
gleichzeitig den Blick auf Schwachstellen,<br />
an denen Wissenschaft und Industrie ihre<br />
Expertise gezielt einsetzen können, um<br />
effizientere, umweltverträglichere und<br />
damit letzten Endes nachhaltigere Produkte<br />
zu entwickeln. 777