11.10.2013 Aufrufe

Download - Fakultät 06 - Hochschule München

Download - Fakultät 06 - Hochschule München

Download - Fakultät 06 - Hochschule München

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

2 Charakterisierung der Cyanide<br />

Theortische Grundlagen Charakterisierung der Cyanide<br />

2.1 Allgemeine Angaben<br />

Cyanide kommen in den unterschiedlichsten Formen in wässrigen Lösungen vor. Sie können als Cyanid-Ionen<br />

(CN - ), als Cyanwasserstoff (HCN), als einfache Metallcyanide, als komplex gebundene Cyanide,<br />

als organische Verbindungen, die Cyangruppen enthalten, als Nitrile (R-CN), Cyanate (ROCN),<br />

Thiocyanate (RSCN) und als Chlorcyan (ClCN) vorliegen. In Abhängigkeit vom pH-Wert und der Temperatur<br />

liegen diese im Wasser in gelöster und/oder ungelöster Form vor (Bestimmung von Cyaniden<br />

(D13), 2011, S. 4).<br />

2.2 Herstellung und Verwendung<br />

Um Cyanwasserstoff herzustellen wird Ammoniak mit Methan und Kohlenmonoxid katalytisch im<br />

großtechnischen Maßstab umgesetzt. Die Weltjahresproduktion liegt dabei im Megatonnenmaßstab.<br />

Die Pyrolyse von Zuckerrübenmelasse dient ebenfalls der Blausäuregewinnung.<br />

Eine breite Anwendung findet Cyanwasserstoff bei der Synthese von Kunststoffen und –fasern, sowie<br />

bei der Herstellung von Textilhilfsmitteln, Pharmazeutika und organischen Farbstoffen. Als Begasungsmittel<br />

im Vorratsschutz wird Cyanwasserstoff zum Beispiel in Mühlen, Schiffen und Speichern<br />

verwendet. Cyanide dienen zur Herstellung von Cyanoferraten („Blutlaugensalze“), die als Oxidationsmittel<br />

zum Beispiel in Bleichbädern, in der Umkehrentwicklung von Filmen oder als anorganische<br />

Pigmentgrundstoffe (Herstellung von Berliner Blau) eingesetzt werden.<br />

Alkalicyanide werden durch die Neutralisation der Blausäure mit Natron- oder Kalilauge erzeugt. Für<br />

die Weltjahresproduktion von Alkalicyaniden ist dabei ein Hektotonnenmaßstab anzusetzen.<br />

Alkalicyanide finden Verwendung in der Aufbereitung von Gold- und Silbererzen (Cyanidlaugerei), der<br />

Oberflächenhärtung (Carbonitrierung) von Stahl sowie in der Galvanotechnik (alkalische Cyanidbäder<br />

für Kupfer, Silber, Gold u. a.).<br />

Neben diesen technischen Anwendungen kommt es allerdings auch zur unbeabsichtigten Freisetzung<br />

cyanidhaltiger Verbindungen. Als unerwünschtes Nebenprodukt entstehen Cyanide z.B. bei den Prozessen<br />

der Koks- und Roheisenerzeugung. Auch bei der Gasreinigung treten Cyanide auf, wobei diese<br />

meist als komplex gebundenes Berliner Blau vorliegen (Dipl.-Chem. Karin Oelsner, 2001, S. 10f).<br />

2.3 Physikochemische Eigenschaften<br />

Cyanwasserstoff (HCN) ist eine sehr giftige und hochentzündliche Flüssigkeit mit charakteristischem<br />

Geruch. Die Siedetemperatur liegt bei 25,7 °C und infolge des relativ hohen Dampfdruckes ist reine<br />

Blausäure stark flüchtig. In Wasser und Ethanol ist Cyanwasserstoff vollständig mischbar. Mit einem<br />

KS-Wert von 4,8·10 -10 mol/l ist Cyanwasserstoff eine schwache Säure (siehe Abb. 1). In sauren und<br />

neutralen Wässern ist Cyanwasserstoff zum größten Teil undissoziiert und deshalb leicht flüchtig, im<br />

alkalischen Bereich liegt Cyanid als Anion (CN - ) vor. Bei einem pH-Wert von 9,2 verteilt sich der<br />

Cyanwasserstoff je zur Hälfte auf die undissoziierte und die ionische Form. Bei pH-Werten unter 11,5<br />

geben Cyanid Lösungen Blausäure an die Luft ab, deshalb sollten cyanidhaltige Lösungen diesen Wert<br />

immer überschreiten.<br />

Abb. 1: pH-abhängige Existenzbereiche des Systems HCN/CN- (Hütter, 1994, S. 363)<br />

7

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!